ihr die Stunden des Schmerzes verkürzt hätten. Madame Meier und Jenny waren hoch erfreut über diese Aeußerungen, während sie Herrn Meier ernst, fast nachdenklich zu machen schie- nen, als auch er sich zu den Damen wendete und den Enthusiasmus bemerkte, mit dem Fräu- lein Horn von seinem Sohne sprach. Plötzlich klopfte es an die Thüre. Man rief "herein", mußte aber den Ruf zum zweiten und dritten Male wiederholen, ehe Steinheim mit Mephistes Worten: "So recht! Du mußt es dreimal sa- gen", seine Mutter am Arme, in das Zimmer trat. Man stand auf, die alte Madame Stein- heim zu bewillkommnen. Sie wollte durchaus nicht leiden, daß man sich ihretwegen derangire, und bat mit schnarrender Stimme und jüdischem Jargon, gar keine Notiz von ihr zu nehmen, da sie nur auf wenig Augenblicke komme.
"Ich war bei der Bentheim, deren Mann krank ist und die außerdem Aerger mit den
ihr die Stunden des Schmerzes verkürzt hätten. Madame Meier und Jenny waren hoch erfreut über dieſe Aeußerungen, während ſie Herrn Meier ernſt, faſt nachdenklich zu machen ſchie- nen, als auch er ſich zu den Damen wendete und den Enthuſiasmus bemerkte, mit dem Fräu- lein Horn von ſeinem Sohne ſprach. Plötzlich klopfte es an die Thüre. Man rief „herein“, mußte aber den Ruf zum zweiten und dritten Male wiederholen, ehe Steinheim mit Mephiſtes Worten: „So recht! Du mußt es dreimal ſa- gen“, ſeine Mutter am Arme, in das Zimmer trat. Man ſtand auf, die alte Madame Stein- heim zu bewillkommnen. Sie wollte durchaus nicht leiden, daß man ſich ihretwegen derangire, und bat mit ſchnarrender Stimme und jüdiſchem Jargon, gar keine Notiz von ihr zu nehmen, da ſie nur auf wenig Augenblicke komme.
„Ich war bei der Bentheim, deren Mann krank iſt und die außerdem Aerger mit den
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ihr die Stunden des Schmerzes verkürzt hätten.
Madame Meier und Jenny waren hoch erfreut
über dieſe Aeußerungen, während ſie Herrn
Meier ernſt, faſt nachdenklich zu machen ſchie-
nen, als auch er ſich zu den Damen wendete
und den Enthuſiasmus bemerkte, mit dem Fräu-
lein Horn von ſeinem Sohne ſprach. Plötzlich
klopfte es an die Thüre. Man rief „herein“,
mußte aber den Ruf zum zweiten und dritten
Male wiederholen, ehe Steinheim mit Mephiſtes
Worten: „So recht! Du mußt es dreimal ſa-
gen“, ſeine Mutter am Arme, in das Zimmer
trat. Man ſtand auf, die alte Madame Stein-
heim zu bewillkommnen. Sie wollte durchaus
nicht leiden, daß man ſich ihretwegen derangire,
und bat mit ſchnarrender Stimme und jüdiſchem
Jargon, gar keine Notiz von ihr zu nehmen,
da ſie nur auf wenig Augenblicke komme.
„Ich war bei der Bentheim, deren Mann
krank iſt und die außerdem Aerger mit den
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/206>, abgerufen am 21.11.2024.
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