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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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Es würde vergebens sein, die Wonne zu
schildern, die in den ersten Tagen nach dieser
Verlobung Jenny und Gustav, wie er nun
im Meier'schen Hause genannt wurde, empfan-
den. Fröhlicher, hingebender konnte kein We-
sen gedacht werden als Jenny, und selbst der
Vater söhnte sich mit dem Gedanken an diese
Verbindung aus, als er seinen Liebling so
glücklich sah. Die engsten Bande umschlangen
den kleinen Kreis. Die Pfarrerin und Ma-
dame Meier, die von jeher sich hochgeschätzt,
waren erfreut, nun für immer durch ihre Kin-
der zusammenzugehören, und sahen wohlge-
fällig auf das schöne Paar, das seines Glückes
täglich froher zu werden schien. Joseph's edler
Seele war jedes unwürdige Gefühl fremd: er
hatte es für ein Unrecht gehalten, durch das
leiseste Zeichen von Bedauern, von Verstim-
mung die allgemeine Freude zu trüben, und
als an dem Verlobungsmorgen Reinhard ihn

Es würde vergebens ſein, die Wonne zu
ſchildern, die in den erſten Tagen nach dieſer
Verlobung Jenny und Guſtav, wie er nun
im Meier'ſchen Hauſe genannt wurde, empfan-
den. Fröhlicher, hingebender konnte kein We-
ſen gedacht werden als Jenny, und ſelbſt der
Vater ſöhnte ſich mit dem Gedanken an dieſe
Verbindung aus, als er ſeinen Liebling ſo
glücklich ſah. Die engſten Bande umſchlangen
den kleinen Kreis. Die Pfarrerin und Ma-
dame Meier, die von jeher ſich hochgeſchätzt,
waren erfreut, nun für immer durch ihre Kin-
der zuſammenzugehören, und ſahen wohlge-
fällig auf das ſchöne Paar, das ſeines Glückes
täglich froher zu werden ſchien. Joſeph's edler
Seele war jedes unwürdige Gefühl fremd: er
hatte es für ein Unrecht gehalten, durch das
leiſeſte Zeichen von Bedauern, von Verſtim-
mung die allgemeine Freude zu trüben, und
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[245/0257] Es würde vergebens ſein, die Wonne zu ſchildern, die in den erſten Tagen nach dieſer Verlobung Jenny und Guſtav, wie er nun im Meier'ſchen Hauſe genannt wurde, empfan- den. Fröhlicher, hingebender konnte kein We- ſen gedacht werden als Jenny, und ſelbſt der Vater ſöhnte ſich mit dem Gedanken an dieſe Verbindung aus, als er ſeinen Liebling ſo glücklich ſah. Die engſten Bande umſchlangen den kleinen Kreis. Die Pfarrerin und Ma- dame Meier, die von jeher ſich hochgeſchätzt, waren erfreut, nun für immer durch ihre Kin- der zuſammenzugehören, und ſahen wohlge- fällig auf das ſchöne Paar, das ſeines Glückes täglich froher zu werden ſchien. Joſeph's edler Seele war jedes unwürdige Gefühl fremd: er hatte es für ein Unrecht gehalten, durch das leiſeſte Zeichen von Bedauern, von Verſtim- mung die allgemeine Freude zu trüben, und als an dem Verlobungsmorgen Reinhard ihn

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/257>, abgerufen am 23.11.2024.