men, und ich kann es nicht leugnen, daß ich nichts sehnlicher wünsche, als ihn recht bald eine solche Verbindung schließen zu sehen!"
Der Vater lächelte, und Eduard erwiderte: "Eine Verbindung der Art, liebe Mutter! werde ich nie eingehen, das weißt Du wohl, -- ich werde mich niemals taufen lassen, und Deine ehrgeizigen freundlichen Hoffnungen für mich, in der Zukunft eine große Cariere voll Ehren- stellen, Orden und Würden zu erblicken, werden sich schwerlich jemals realisiren. Es sei denn, daß eine neue Zeit für uns heraufkäme."
"Die zu schaffen Du Dich berufen fühlst, mit Steinheim, Joseph und Andern", fiel Jenny ein. "Himmlischer, einziger Eduard, nur beim Frühstück verschone mich mit Politik, nur die eine Tasse Kaffee lasse mich ohne politische oder anatomische Zuthaten genießen. Vater! verbiete ihm überhaupt, schon beim Frühstück vernünftig zu sein. Er hat ja dazu seine große Praxis,
men, und ich kann es nicht leugnen, daß ich nichts ſehnlicher wünſche, als ihn recht bald eine ſolche Verbindung ſchließen zu ſehen!“
Der Vater lächelte, und Eduard erwiderte: „Eine Verbindung der Art, liebe Mutter! werde ich nie eingehen, das weißt Du wohl, — ich werde mich niemals taufen laſſen, und Deine ehrgeizigen freundlichen Hoffnungen für mich, in der Zukunft eine große Cariere voll Ehren- ſtellen, Orden und Würden zu erblicken, werden ſich ſchwerlich jemals realiſiren. Es ſei denn, daß eine neue Zeit für uns heraufkäme.“
„Die zu ſchaffen Du Dich berufen fühlſt, mit Steinheim, Joſeph und Andern“, fiel Jenny ein. „Himmliſcher, einziger Eduard, nur beim Frühſtück verſchone mich mit Politik, nur die eine Taſſe Kaffee laſſe mich ohne politiſche oder anatomiſche Zuthaten genießen. Vater! verbiete ihm überhaupt, ſchon beim Frühſtück vernünftig zu ſein. Er hat ja dazu ſeine große Praxis,
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men, und ich kann es nicht leugnen, daß ich
nichts ſehnlicher wünſche, als ihn recht bald eine
ſolche Verbindung ſchließen zu ſehen!“
Der Vater lächelte, und Eduard erwiderte:
„Eine Verbindung der Art, liebe Mutter! werde
ich nie eingehen, das weißt Du wohl, — ich
werde mich niemals taufen laſſen, und Deine
ehrgeizigen freundlichen Hoffnungen für mich, in
der Zukunft eine große Cariere voll Ehren-
ſtellen, Orden und Würden zu erblicken, werden
ſich ſchwerlich jemals realiſiren. Es ſei denn,
daß eine neue Zeit für uns heraufkäme.“
„Die zu ſchaffen Du Dich berufen fühlſt,
mit Steinheim, Joſeph und Andern“, fiel Jenny
ein. „Himmliſcher, einziger Eduard, nur beim
Frühſtück verſchone mich mit Politik, nur die
eine Taſſe Kaffee laſſe mich ohne politiſche oder
anatomiſche Zuthaten genießen. Vater! verbiete
ihm überhaupt, ſchon beim Frühſtück vernünftig
zu ſein. Er hat ja dazu ſeine große Praxis,
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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