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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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ich: Du, mein Mütterchen, und Gustav und
ich u. s. w. Du, mein Mütterchen, und Gu-
stav und ich, wir sind drei und sind doch
Eines, so ganz Eines und einig, daß dieser
geliebte Gustav auch mit keiner Silbe wider-
sprechen darf, wenn seine Jenny es behauptet.
Habe ich das recht verstanden?" fragte sie den
Glücklichen, der so vielem Liebreiz nicht zu
widerstehen vermochte und sich willig den
Plaudereien seiner Braut hingab, ohne an ihre
religiöse Erkenntniß zu denken.

Wenn er Jenny so vor sich sah in einfach-
ster Kleidung, die sie ihm zu Liebe jetzt fast
immer trug; wie sie in dem kleinen Stübchen
an seiner Seite saß, ihm den Thee bereitend
und mit den süßen, klugen Augen freundlich
jeden seiner Wünsche erspähend, so ruhig und
so begnügt, konnte er es nicht begreifen, wie
ihm jemals davor bangen konnte, sie aus dem
prächtigen Hause ihres Vaters in beschränktere

ich: Du, mein Mütterchen, und Guſtav und
ich u. ſ. w. Du, mein Mütterchen, und Gu-
ſtav und ich, wir ſind drei und ſind doch
Eines, ſo ganz Eines und einig, daß dieſer
geliebte Guſtav auch mit keiner Silbe wider-
ſprechen darf, wenn ſeine Jenny es behauptet.
Habe ich das recht verſtanden?“ fragte ſie den
Glücklichen, der ſo vielem Liebreiz nicht zu
widerſtehen vermochte und ſich willig den
Plaudereien ſeiner Braut hingab, ohne an ihre
religiöſe Erkenntniß zu denken.

Wenn er Jenny ſo vor ſich ſah in einfach-
ſter Kleidung, die ſie ihm zu Liebe jetzt faſt
immer trug; wie ſie in dem kleinen Stübchen
an ſeiner Seite ſaß, ihm den Thee bereitend
und mit den ſüßen, klugen Augen freundlich
jeden ſeiner Wünſche erſpähend, ſo ruhig und
ſo begnügt, konnte er es nicht begreifen, wie
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[328/0336] ich: Du, mein Mütterchen, und Guſtav und ich u. ſ. w. Du, mein Mütterchen, und Gu- ſtav und ich, wir ſind drei und ſind doch Eines, ſo ganz Eines und einig, daß dieſer geliebte Guſtav auch mit keiner Silbe wider- ſprechen darf, wenn ſeine Jenny es behauptet. Habe ich das recht verſtanden?“ fragte ſie den Glücklichen, der ſo vielem Liebreiz nicht zu widerſtehen vermochte und ſich willig den Plaudereien ſeiner Braut hingab, ohne an ihre religiöſe Erkenntniß zu denken. Wenn er Jenny ſo vor ſich ſah in einfach- ſter Kleidung, die ſie ihm zu Liebe jetzt faſt immer trug; wie ſie in dem kleinen Stübchen an ſeiner Seite ſaß, ihm den Thee bereitend und mit den ſüßen, klugen Augen freundlich jeden ſeiner Wünſche erſpähend, ſo ruhig und ſo begnügt, konnte er es nicht begreifen, wie ihm jemals davor bangen konnte, ſie aus dem prächtigen Hauſe ihres Vaters in beſchränktere

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/336>, abgerufen am 22.11.2024.