Clara! wenn Du es vermöchtest, frei zu den- ken von Vorurtheilen; wenn Du Dich ent- schließen könntest, mir unter dem Schutze der Meinen in ein Band zu folgen, das unsere Ehe zuläßt, und dort die Meine zu werden; wenn ich Dich im Triumphe zurückführen dürfte und den Verblendeten zeigen könnte, wie die Liebe frei ist vor dem Urtheil eines weisern Staates; wenn Du durch Ein Wort uns den versagten Himmel zu öffnen bereit wärest -- ein Leben voll der glühendsten, er- gebensten Liebe sollte es Dir lohnen; Dir, die mir Liebe und Freiheit zugleich gegeben."
"Mitten im kühnen Fluge seliger Hoffnung fühle ich das Unrecht, das ich an Dir begehe, indem ich Dich zum Richter über unsere Zu- kunft mache. Das hätte ich Dir ersparen sol- len, und kann es nicht. So nimm wenigstens das Versprechen, meine Clara, daß ich mit keinem Worte versuchen werde, das Urtheil,
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Clara! wenn Du es vermöchteſt, frei zu den- ken von Vorurtheilen; wenn Du Dich ent- ſchließen könnteſt, mir unter dem Schutze der Meinen in ein Band zu folgen, das unſere Ehe zuläßt, und dort die Meine zu werden; wenn ich Dich im Triumphe zurückführen dürfte und den Verblendeten zeigen könnte, wie die Liebe frei iſt vor dem Urtheil eines weiſern Staates; wenn Du durch Ein Wort uns den verſagten Himmel zu öffnen bereit wäreſt — ein Leben voll der glühendſten, er- gebenſten Liebe ſollte es Dir lohnen; Dir, die mir Liebe und Freiheit zugleich gegeben.“
„Mitten im kühnen Fluge ſeliger Hoffnung fühle ich das Unrecht, das ich an Dir begehe, indem ich Dich zum Richter über unſere Zu- kunft mache. Das hätte ich Dir erſparen ſol- len, und kann es nicht. So nimm wenigſtens das Verſprechen, meine Clara, daß ich mit keinem Worte verſuchen werde, das Urtheil,
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Clara! wenn Du es vermöchteſt, frei zu den-
ken von Vorurtheilen; wenn Du Dich ent-
ſchließen könnteſt, mir unter dem Schutze der
Meinen in ein Band zu folgen, das unſere
Ehe zuläßt, und dort die Meine zu werden;
wenn ich Dich im Triumphe zurückführen
dürfte und den Verblendeten zeigen könnte,
wie die Liebe frei iſt vor dem Urtheil eines
weiſern Staates; wenn Du durch Ein Wort
uns den verſagten Himmel zu öffnen bereit
wäreſt — ein Leben voll der glühendſten, er-
gebenſten Liebe ſollte es Dir lohnen; Dir, die
mir Liebe und Freiheit zugleich gegeben.“
„Mitten im kühnen Fluge ſeliger Hoffnung
fühle ich das Unrecht, das ich an Dir begehe,
indem ich Dich zum Richter über unſere Zu-
kunft mache. Das hätte ich Dir erſparen ſol-
len, und kann es nicht. So nimm wenigſtens
das Verſprechen, meine Clara, daß ich mit
keinem Worte verſuchen werde, das Urtheil,
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/377>, abgerufen am 24.11.2024.
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