Andern zu finden vermögen. Wenn sie Wil- liam's Hand ausschlägt, zerfällt sie gänzlich mit ihrer Mutter. Die Deine kann sie niemals werden; soll sie unaufhörlich den Vorwürfen einer herrschsüchtigen Mutter ausgesetzt bleiben, damit Dir der Schmerz erspart werde, sie mit einem andern Mann glücklich zu sehen?"
"Könnte Clara so schnell vergessen!" sprach Eduard im Tone des Zweifels, und doch bitter, bei dem bloßen Gedanken an die Möglichkeit: "Kann sie das wollen?"
"Das Erstere hoffe ich, mein Sohn! Nur Wahnwitzige verlangen Etwas, dessen Unmög- lichkeit sie eingesehen. William ist brav und liebt seine Cousine, Clara hätte ohne Dein Da- zwischentreten diese Liebe gewiß erwidert, und ich hoffe, daß sie noch jetzt, wenn auch mit Ueberwindung, sich zu dieser Ehe entschließt, in der ich allein Glück und Ruhe für sie er- blicke, wenn Du sie und William, die Dir
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Andern zu finden vermögen. Wenn ſie Wil- liam's Hand ausſchlägt, zerfällt ſie gänzlich mit ihrer Mutter. Die Deine kann ſie niemals werden; ſoll ſie unaufhörlich den Vorwürfen einer herrſchſüchtigen Mutter ausgeſetzt bleiben, damit Dir der Schmerz erſpart werde, ſie mit einem andern Mann glücklich zu ſehen?“
„Könnte Clara ſo ſchnell vergeſſen!“ ſprach Eduard im Tone des Zweifels, und doch bitter, bei dem bloßen Gedanken an die Möglichkeit: „Kann ſie das wollen?“
„Das Erſtere hoffe ich, mein Sohn! Nur Wahnwitzige verlangen Etwas, deſſen Unmög- lichkeit ſie eingeſehen. William iſt brav und liebt ſeine Couſine, Clara hätte ohne Dein Da- zwiſchentreten dieſe Liebe gewiß erwidert, und ich hoffe, daß ſie noch jetzt, wenn auch mit Ueberwindung, ſich zu dieſer Ehe entſchließt, in der ich allein Glück und Ruhe für ſie er- blicke, wenn Du ſie und William, die Dir
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Andern zu finden vermögen. Wenn ſie Wil-
liam's Hand ausſchlägt, zerfällt ſie gänzlich
mit ihrer Mutter. Die Deine kann ſie niemals
werden; ſoll ſie unaufhörlich den Vorwürfen
einer herrſchſüchtigen Mutter ausgeſetzt bleiben,
damit Dir der Schmerz erſpart werde, ſie mit
einem andern Mann glücklich zu ſehen?“
„Könnte Clara ſo ſchnell vergeſſen!“ ſprach
Eduard im Tone des Zweifels, und doch bitter,
bei dem bloßen Gedanken an die Möglichkeit:
„Kann ſie das wollen?“
„Das Erſtere hoffe ich, mein Sohn! Nur
Wahnwitzige verlangen Etwas, deſſen Unmög-
lichkeit ſie eingeſehen. William iſt brav und
liebt ſeine Couſine, Clara hätte ohne Dein Da-
zwiſchentreten dieſe Liebe gewiß erwidert, und
ich hoffe, daß ſie noch jetzt, wenn auch mit
Ueberwindung, ſich zu dieſer Ehe entſchließt,
in der ich allein Glück und Ruhe für ſie er-
blicke, wenn Du ſie und William, die Dir
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/395>, abgerufen am 23.11.2024.
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