ken? Weißt Du, was ich mir wünschen würde? Reinhard müßte ein mächtiger Kai- ser sein, ein Napoleon, der die Erde be- herrschte, und dem aller Ruhm, alle Schätze der Welt eigen wären. Alle Menschen müß- ten ihn anbeten, weil er eine neue schöne Zeit heraufgeführt, und dann müßte er den schön- sten Lohn für seine Thaten darin finden, wenn ich Diejenige wäre, die ihn am meisten bewun- derte und liebte. Die Hand, mit der ich Abends die Falten auf seiner Stirn glättete, müßte ihm noch lieber sein, als die Kronen, die er auf sein Haupt gedrückt -- denn neben- her müßte er ein Kaiser aus eigener Macht- vollkommenheit sein, nicht von Gottes Gnaden -- Napoleon mit einem Worte! Da das aber nicht sein kann", schloß sie, und nahm den Pinsel wieder vor, "ist nächst Napoleon mein Gustav doch der Beste!"
"Das sieht Dir ähnlich", sagte Therese,
ken? Weißt Du, was ich mir wünſchen würde? Reinhard müßte ein mächtiger Kai- ſer ſein, ein Napoleon, der die Erde be- herrſchte, und dem aller Ruhm, alle Schätze der Welt eigen wären. Alle Menſchen müß- ten ihn anbeten, weil er eine neue ſchöne Zeit heraufgeführt, und dann müßte er den ſchön- ſten Lohn für ſeine Thaten darin finden, wenn ich Diejenige wäre, die ihn am meiſten bewun- derte und liebte. Die Hand, mit der ich Abends die Falten auf ſeiner Stirn glättete, müßte ihm noch lieber ſein, als die Kronen, die er auf ſein Haupt gedrückt — denn neben- her müßte er ein Kaiſer aus eigener Macht- vollkommenheit ſein, nicht von Gottes Gnaden — Napoleon mit einem Worte! Da das aber nicht ſein kann“, ſchloß ſie, und nahm den Pinſel wieder vor, „iſt nächſt Napoleon mein Guſtav doch der Beſte!“
„Das ſieht Dir ähnlich“, ſagte Thereſe,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0402"n="394"/>
ken? Weißt Du, was ich mir wünſchen<lb/>
würde? Reinhard müßte ein mächtiger Kai-<lb/>ſer ſein, ein Napoleon, der die Erde be-<lb/>
herrſchte, und dem aller Ruhm, alle Schätze<lb/>
der Welt eigen wären. Alle Menſchen müß-<lb/>
ten ihn anbeten, weil er eine neue ſchöne Zeit<lb/>
heraufgeführt, und dann müßte er den ſchön-<lb/>ſten Lohn für ſeine Thaten darin finden, wenn<lb/>
ich Diejenige wäre, die ihn am meiſten bewun-<lb/>
derte und liebte. Die Hand, mit der ich<lb/>
Abends die Falten auf ſeiner Stirn glättete,<lb/>
müßte ihm noch lieber ſein, als die Kronen,<lb/>
die er auf ſein Haupt gedrückt — denn neben-<lb/>
her müßte er ein Kaiſer aus eigener Macht-<lb/>
vollkommenheit ſein, nicht von Gottes Gnaden<lb/>— Napoleon mit einem Worte! Da das<lb/>
aber nicht ſein kann“, ſchloß ſie, und nahm den<lb/>
Pinſel wieder vor, „iſt nächſt Napoleon mein<lb/>
Guſtav doch der Beſte!“</p><lb/><p>„Das ſieht Dir ähnlich“, ſagte Thereſe,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[394/0402]
ken? Weißt Du, was ich mir wünſchen
würde? Reinhard müßte ein mächtiger Kai-
ſer ſein, ein Napoleon, der die Erde be-
herrſchte, und dem aller Ruhm, alle Schätze
der Welt eigen wären. Alle Menſchen müß-
ten ihn anbeten, weil er eine neue ſchöne Zeit
heraufgeführt, und dann müßte er den ſchön-
ſten Lohn für ſeine Thaten darin finden, wenn
ich Diejenige wäre, die ihn am meiſten bewun-
derte und liebte. Die Hand, mit der ich
Abends die Falten auf ſeiner Stirn glättete,
müßte ihm noch lieber ſein, als die Kronen,
die er auf ſein Haupt gedrückt — denn neben-
her müßte er ein Kaiſer aus eigener Macht-
vollkommenheit ſein, nicht von Gottes Gnaden
— Napoleon mit einem Worte! Da das
aber nicht ſein kann“, ſchloß ſie, und nahm den
Pinſel wieder vor, „iſt nächſt Napoleon mein
Guſtav doch der Beſte!“
„Das ſieht Dir ähnlich“, ſagte Thereſe,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/402>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.