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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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Gustav freute sich, Jenny allein zu finden,
und theilte ihr einen Brief seiner Mutter mit,
welche mit hoher Zärtlichkeit von Jenny sprach
und die Zusicherung gab, zur Taufe Jenny's zu
kommen, die, um jedes Aufsehen zu vermeiden,
in Bergfeld vollzogen werden sollte, sobald man
sich dort wieder heimisch fühlte. Nach dieser Ce-
remonie mußte Reinhard verreisen, um mit sei-
nem alten Onkel persönlich die Bedingungen we-
gen der Uebergabe seiner Stelle an ihn zu ver-
abreden; "und das ist", sagte Reinhard, "dann
endlich die letzte Schwierigkeit, die wir zu besei-
tigen haben, um an das Ziel zu gelangen. Nun
steht uns, Gott sei Dank! kein Hinderniß mehr
entgegen."

"Wer weiß?" meinte Jenny. "Wie? wenn
ich nun plötzlich eifersüchtig würde und Dich
nicht reisen ließe?"

"Jenny! könntest Du so süßer Thorheit fä-
hig sein?" antwortete Reinhard, "ich fände

Guſtav freute ſich, Jenny allein zu finden,
und theilte ihr einen Brief ſeiner Mutter mit,
welche mit hoher Zärtlichkeit von Jenny ſprach
und die Zuſicherung gab, zur Taufe Jenny's zu
kommen, die, um jedes Aufſehen zu vermeiden,
in Bergfeld vollzogen werden ſollte, ſobald man
ſich dort wieder heimiſch fühlte. Nach dieſer Ce-
remonie mußte Reinhard verreiſen, um mit ſei-
nem alten Onkel perſönlich die Bedingungen we-
gen der Uebergabe ſeiner Stelle an ihn zu ver-
abreden; „und das iſt“, ſagte Reinhard, „dann
endlich die letzte Schwierigkeit, die wir zu beſei-
tigen haben, um an das Ziel zu gelangen. Nun
ſteht uns, Gott ſei Dank! kein Hinderniß mehr
entgegen.“

„Wer weiß?“ meinte Jenny. „Wie? wenn
ich nun plötzlich eiferſüchtig würde und Dich
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[411/0419] Guſtav freute ſich, Jenny allein zu finden, und theilte ihr einen Brief ſeiner Mutter mit, welche mit hoher Zärtlichkeit von Jenny ſprach und die Zuſicherung gab, zur Taufe Jenny's zu kommen, die, um jedes Aufſehen zu vermeiden, in Bergfeld vollzogen werden ſollte, ſobald man ſich dort wieder heimiſch fühlte. Nach dieſer Ce- remonie mußte Reinhard verreiſen, um mit ſei- nem alten Onkel perſönlich die Bedingungen we- gen der Uebergabe ſeiner Stelle an ihn zu ver- abreden; „und das iſt“, ſagte Reinhard, „dann endlich die letzte Schwierigkeit, die wir zu beſei- tigen haben, um an das Ziel zu gelangen. Nun ſteht uns, Gott ſei Dank! kein Hinderniß mehr entgegen.“ „Wer weiß?“ meinte Jenny. „Wie? wenn ich nun plötzlich eiferſüchtig würde und Dich nicht reiſen ließe?“ „Jenny! könnteſt Du ſo ſüßer Thorheit fä- hig ſein?“ antwortete Reinhard, „ich fände

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/419>, abgerufen am 21.11.2024.