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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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rese in ihrer Nähe duldete. Nur das Eine nahm
sie sich fest vor, Reinhard, der eben die Straße
heraufkam, noch heute zu erzählen, wie Therese
an ihr handle.

Die kleine Skizze, welche für ihn bestimmt
gewesen, hatte Jenny bei Seite gelegt, weil in
dem Augenblick Erlau's Andenken mit dieser Ar-
beit so innig verwebt war, daß sie eine Scheu
empfand, sie ihrem Bräutigam mit diesen Em-
pfindungen zu schenken. Des armen Erlau's thrä-
nenschweres Auge hatte auf dem Blatt geruht:
nun sollte Gustav sich daran erfreuen? Das
konnte nicht sein, es wäre unzart gegen beide
Männer gehandelt; und als Gustav die Thüre
des Treibhauses öffnete, das den Saal von dem
Balkon trennte, machte Jenny schnell die Mappe
auf und überließ das Blättchen dem Abendwinde,
der sich seiner bemächtigte und es in tändelnder
Eile dem Strome zuführte, der am Garten vor-
überrauschte.

reſe in ihrer Nähe duldete. Nur das Eine nahm
ſie ſich feſt vor, Reinhard, der eben die Straße
heraufkam, noch heute zu erzählen, wie Thereſe
an ihr handle.

Die kleine Skizze, welche für ihn beſtimmt
geweſen, hatte Jenny bei Seite gelegt, weil in
dem Augenblick Erlau's Andenken mit dieſer Ar-
beit ſo innig verwebt war, daß ſie eine Scheu
empfand, ſie ihrem Bräutigam mit dieſen Em-
pfindungen zu ſchenken. Des armen Erlau's thrä-
nenſchweres Auge hatte auf dem Blatt geruht:
nun ſollte Guſtav ſich daran erfreuen? Das
konnte nicht ſein, es wäre unzart gegen beide
Männer gehandelt; und als Guſtav die Thüre
des Treibhauſes öffnete, das den Saal von dem
Balkon trennte, machte Jenny ſchnell die Mappe
auf und überließ das Blättchen dem Abendwinde,
der ſich ſeiner bemächtigte und es in tändelnder
Eile dem Strome zuführte, der am Garten vor-
überrauſchte.

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[410/0418] reſe in ihrer Nähe duldete. Nur das Eine nahm ſie ſich feſt vor, Reinhard, der eben die Straße heraufkam, noch heute zu erzählen, wie Thereſe an ihr handle. Die kleine Skizze, welche für ihn beſtimmt geweſen, hatte Jenny bei Seite gelegt, weil in dem Augenblick Erlau's Andenken mit dieſer Ar- beit ſo innig verwebt war, daß ſie eine Scheu empfand, ſie ihrem Bräutigam mit dieſen Em- pfindungen zu ſchenken. Des armen Erlau's thrä- nenſchweres Auge hatte auf dem Blatt geruht: nun ſollte Guſtav ſich daran erfreuen? Das konnte nicht ſein, es wäre unzart gegen beide Männer gehandelt; und als Guſtav die Thüre des Treibhauſes öffnete, das den Saal von dem Balkon trennte, machte Jenny ſchnell die Mappe auf und überließ das Blättchen dem Abendwinde, der ſich ſeiner bemächtigte und es in tändelnder Eile dem Strome zuführte, der am Garten vor- überrauſchte.

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/418>, abgerufen am 21.11.2024.