"Das finde ich nicht", antwortete Jenny, "ich finde es im Gegentheil gar sehr natürlich und, wie ich aus Erfahrung weiß, durchaus zu ent- schuldigen -- aber -- Gustav! denke nicht daran, laß es uns Beide vergessen, und -- ich glaube, nun ich es Dir gesagt habe, ich hätte es nicht thun sollen, denn ....."
"Einzig geliebtes Herz", unterbrach Rein- hard sie fröhlich, also doch! Du kannst auch ei- fersüchtig sein? So lieb hast Du mich? Wie soll ich nur Therese danken, daß sie mir zum zwei- ten Male solch unverhoffte Freude bereitet! Ich wollte wirklich, ich könnte ihr vergelten, denn das habe ich oft gemerkt, sie ist in ihrer verstän- digen überlegten Art mein bester Anwalt bei Dir. Sie hat Dich manchmal in so freundlicher Weise auf das Gute aufmerksam gemacht, das unsere künftige Stellung mit sich bringen wird, daß ich ihr von Herzen ein ähnliches Glück wün-
„Unmöglich“, rief der junge Mann.
„Das finde ich nicht“, antwortete Jenny, „ich finde es im Gegentheil gar ſehr natürlich und, wie ich aus Erfahrung weiß, durchaus zu ent- ſchuldigen — aber — Guſtav! denke nicht daran, laß es uns Beide vergeſſen, und — ich glaube, nun ich es Dir geſagt habe, ich hätte es nicht thun ſollen, denn .....“
„Einzig geliebtes Herz“, unterbrach Rein- hard ſie fröhlich, alſo doch! Du kannſt auch ei- ferſüchtig ſein? So lieb haſt Du mich? Wie ſoll ich nur Thereſe danken, daß ſie mir zum zwei- ten Male ſolch unverhoffte Freude bereitet! Ich wollte wirklich, ich könnte ihr vergelten, denn das habe ich oft gemerkt, ſie iſt in ihrer verſtän- digen überlegten Art mein beſter Anwalt bei Dir. Sie hat Dich manchmal in ſo freundlicher Weiſe auf das Gute aufmerkſam gemacht, das unſere künftige Stellung mit ſich bringen wird, daß ich ihr von Herzen ein ähnliches Glück wün-
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„Unmöglich“, rief der junge Mann.
„Das finde ich nicht“, antwortete Jenny, „ich
finde es im Gegentheil gar ſehr natürlich und,
wie ich aus Erfahrung weiß, durchaus zu ent-
ſchuldigen — aber — Guſtav! denke nicht daran,
laß es uns Beide vergeſſen, und — ich glaube,
nun ich es Dir geſagt habe, ich hätte es nicht
thun ſollen, denn .....“
„Einzig geliebtes Herz“, unterbrach Rein-
hard ſie fröhlich, alſo doch! Du kannſt auch ei-
ferſüchtig ſein? So lieb haſt Du mich? Wie ſoll
ich nur Thereſe danken, daß ſie mir zum zwei-
ten Male ſolch unverhoffte Freude bereitet! Ich
wollte wirklich, ich könnte ihr vergelten, denn
das habe ich oft gemerkt, ſie iſt in ihrer verſtän-
digen überlegten Art mein beſter Anwalt bei
Dir. Sie hat Dich manchmal in ſo freundlicher
Weiſe auf das Gute aufmerkſam gemacht, das
unſere künftige Stellung mit ſich bringen wird,
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/422>, abgerufen am 21.11.2024.
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