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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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bat, man möge ihr die Beruhigung gönnen.
Aber auch ihr Vater und die Ihren fühlten sich
schwer gekränkt durch Reinhard's Betragen
gegen Jenny, und der Vater fragte: "Erlaubt
es Dein Stolz, Dich einem Mann zu nähern,
der Dich so verkennt?"

"Ich fühle keinen Stolz", antwortete Jenny,
"nur das Bedürfniß nach seiner Liebe, die mein
höchster Stolz gewesen. Nur seine Achtung
will ich mir erhalten, er soll nicht wie einer
Unwürdigen meiner denken, er soll mir glauben,
daß ich ihn allein geliebt."

"Nein", sagte der Vater, "wenn Reinhard
nur das leiseste Verlangen nach einer Erklärung
ausspräche, würde ich jedem Deiner Wünsche
in dieser Rücksicht meine Billigung geben. Vor
einem Manne aber, der seiner Braut die un-
würdigste Wortbrüchigkeit zutraut und weder
an ihre Liebe, noch an ihre Schwüre glaubt,
vor dem soll meine Tochter sich mit keiner Bitte

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bat, man möge ihr die Beruhigung gönnen.
Aber auch ihr Vater und die Ihren fühlten ſich
ſchwer gekränkt durch Reinhard's Betragen
gegen Jenny, und der Vater fragte: „Erlaubt
es Dein Stolz, Dich einem Mann zu nähern,
der Dich ſo verkennt?“

„Ich fühle keinen Stolz“, antwortete Jenny,
„nur das Bedürfniß nach ſeiner Liebe, die mein
höchſter Stolz geweſen. Nur ſeine Achtung
will ich mir erhalten, er ſoll nicht wie einer
Unwürdigen meiner denken, er ſoll mir glauben,
daß ich ihn allein geliebt.“

„Nein“, ſagte der Vater, „wenn Reinhard
nur das leiſeſte Verlangen nach einer Erklärung
ausſpräche, würde ich jedem Deiner Wünſche
in dieſer Rückſicht meine Billigung geben. Vor
einem Manne aber, der ſeiner Braut die un-
würdigſte Wortbrüchigkeit zutraut und weder
an ihre Liebe, noch an ihre Schwüre glaubt,
vor dem ſoll meine Tochter ſich mit keiner Bitte

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[147/0157] bat, man möge ihr die Beruhigung gönnen. Aber auch ihr Vater und die Ihren fühlten ſich ſchwer gekränkt durch Reinhard's Betragen gegen Jenny, und der Vater fragte: „Erlaubt es Dein Stolz, Dich einem Mann zu nähern, der Dich ſo verkennt?“ „Ich fühle keinen Stolz“, antwortete Jenny, „nur das Bedürfniß nach ſeiner Liebe, die mein höchſter Stolz geweſen. Nur ſeine Achtung will ich mir erhalten, er ſoll nicht wie einer Unwürdigen meiner denken, er ſoll mir glauben, daß ich ihn allein geliebt.“ „Nein“, ſagte der Vater, „wenn Reinhard nur das leiſeſte Verlangen nach einer Erklärung ausſpräche, würde ich jedem Deiner Wünſche in dieſer Rückſicht meine Billigung geben. Vor einem Manne aber, der ſeiner Braut die un- würdigſte Wortbrüchigkeit zutraut und weder an ihre Liebe, noch an ihre Schwüre glaubt, vor dem ſoll meine Tochter ſich mit keiner Bitte 7*

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/157>, abgerufen am 21.11.2024.