nicht hergeben mag. Wehe Euch! wenn Eure unverbesserliche Geschmacklosigkeit mich endlich dazu verleitet hätte, und Ihr waret nahe daran, mich auf diesen Irrweg zu führen. Darum fliehe ich Euch und wende meine Schritte nach jenen Gegenden, über denen ein blauer Himmel lacht, in denen man das Regieren den Fürsten und das Denken den Pfaffen überläßt, die da- für bezahlt werden und es doch nicht thun, und wo man keinen Gewerbschein zu lösen braucht, wenn man nichts verlangt, als ruhig in der Sonne zu liegen und sich der paradiesi- schen Wonne des dolce far niente zu befleißi- gen. -- Von Euch und Eurem gepriesenen civilisirten Leben verlange ich gar nicht zu hö- ren. Ihr sollt und könnt mir nicht schreiben, weil ich nicht weiß, wo ich sein werde, und, wenn ich es irgend vermeiden kann, meine schreibkundige Hand zu nichts brauchen will, als die Blüthen und Freuden zu pflücken, die
nicht hergeben mag. Wehe Euch! wenn Eure unverbeſſerliche Geſchmackloſigkeit mich endlich dazu verleitet hätte, und Ihr waret nahe daran, mich auf dieſen Irrweg zu führen. Darum fliehe ich Euch und wende meine Schritte nach jenen Gegenden, über denen ein blauer Himmel lacht, in denen man das Regieren den Fürſten und das Denken den Pfaffen überläßt, die da- für bezahlt werden und es doch nicht thun, und wo man keinen Gewerbſchein zu löſen braucht, wenn man nichts verlangt, als ruhig in der Sonne zu liegen und ſich der paradieſi- ſchen Wonne des dolce far niente zu befleißi- gen. — Von Euch und Eurem geprieſenen civiliſirten Leben verlange ich gar nicht zu hö- ren. Ihr ſollt und könnt mir nicht ſchreiben, weil ich nicht weiß, wo ich ſein werde, und, wenn ich es irgend vermeiden kann, meine ſchreibkundige Hand zu nichts brauchen will, als die Blüthen und Freuden zu pflücken, die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0017"n="7"/>
nicht hergeben mag. Wehe Euch! wenn Eure<lb/>
unverbeſſerliche Geſchmackloſigkeit mich endlich<lb/>
dazu verleitet hätte, und Ihr waret nahe daran,<lb/>
mich auf dieſen Irrweg zu führen. Darum<lb/>
fliehe ich Euch und wende meine Schritte nach<lb/>
jenen Gegenden, über denen ein blauer Himmel<lb/>
lacht, in denen man das Regieren den Fürſten<lb/>
und das Denken den Pfaffen überläßt, die da-<lb/>
für bezahlt werden und es doch nicht thun,<lb/>
und wo man keinen Gewerbſchein zu löſen<lb/>
braucht, wenn man nichts verlangt, als ruhig<lb/>
in der Sonne zu liegen und ſich der paradieſi-<lb/>ſchen Wonne des <hirendition="#aq">dolce far niente</hi> zu befleißi-<lb/>
gen. — Von Euch und Eurem geprieſenen<lb/>
civiliſirten Leben verlange ich gar nicht zu hö-<lb/>
ren. Ihr ſollt und könnt mir nicht ſchreiben,<lb/>
weil ich nicht weiß, wo ich ſein werde, und,<lb/>
wenn ich es irgend vermeiden kann, meine<lb/>ſchreibkundige Hand zu nichts brauchen will,<lb/>
als die Blüthen und Freuden zu pflücken, die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[7/0017]
nicht hergeben mag. Wehe Euch! wenn Eure
unverbeſſerliche Geſchmackloſigkeit mich endlich
dazu verleitet hätte, und Ihr waret nahe daran,
mich auf dieſen Irrweg zu führen. Darum
fliehe ich Euch und wende meine Schritte nach
jenen Gegenden, über denen ein blauer Himmel
lacht, in denen man das Regieren den Fürſten
und das Denken den Pfaffen überläßt, die da-
für bezahlt werden und es doch nicht thun,
und wo man keinen Gewerbſchein zu löſen
braucht, wenn man nichts verlangt, als ruhig
in der Sonne zu liegen und ſich der paradieſi-
ſchen Wonne des dolce far niente zu befleißi-
gen. — Von Euch und Eurem geprieſenen
civiliſirten Leben verlange ich gar nicht zu hö-
ren. Ihr ſollt und könnt mir nicht ſchreiben,
weil ich nicht weiß, wo ich ſein werde, und,
wenn ich es irgend vermeiden kann, meine
ſchreibkundige Hand zu nichts brauchen will,
als die Blüthen und Freuden zu pflücken, die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/17>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.