Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Kind, daß dies Verhältniß nun endlich zu einer
Entscheidung gekommen ist. An den augenblick-
lichen Schmerz darf man nicht denken, wo eine
lange und so Gott will bessere Zukunft gewon-
nen werden soll."

Um nicht zu stören, verließ der Graf das
Zimmer und ging zu William, den er schreibend
fand. Von ihm erfuhr er, wie vor einer Stunde
ein Brief Eduard's angekommen sei, der diese
allgemeine Aufregung verursacht hatte. Er war
an William gerichtet und lautete:

"Mein Freund. Mache Dich gefaßt, eine
Mittheilung zu hören, die, obgleich erwünscht
in ihren Folgen, doch für den Augenblick ihr
tief Betrübendes hat. Ferdinand ist bei mir,
aber er ist krank und sehr zu beklagen."

"Vorgestern in der Nacht schellte man an meiner
Thüre. Man öffnete und kam, mich zu wecken,
weil ein Kranker nach mir begehre. Gleich
darauf trat der Fremde bei mir ein und ich

Kind, daß dies Verhältniß nun endlich zu einer
Entſcheidung gekommen iſt. An den augenblick-
lichen Schmerz darf man nicht denken, wo eine
lange und ſo Gott will beſſere Zukunft gewon-
nen werden ſoll.“

Um nicht zu ſtören, verließ der Graf das
Zimmer und ging zu William, den er ſchreibend
fand. Von ihm erfuhr er, wie vor einer Stunde
ein Brief Eduard's angekommen ſei, der dieſe
allgemeine Aufregung verurſacht hatte. Er war
an William gerichtet und lautete:

„Mein Freund. Mache Dich gefaßt, eine
Mittheilung zu hören, die, obgleich erwünſcht
in ihren Folgen, doch für den Augenblick ihr
tief Betrübendes hat. Ferdinand iſt bei mir,
aber er iſt krank und ſehr zu beklagen.“

„Vorgeſtern in der Nacht ſchellte man an meiner
Thüre. Man öffnete und kam, mich zu wecken,
weil ein Kranker nach mir begehre. Gleich
darauf trat der Fremde bei mir ein und ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0218" n="208"/>
Kind, daß dies Verhältniß nun endlich zu einer<lb/>
Ent&#x017F;cheidung gekommen i&#x017F;t. An den augenblick-<lb/>
lichen Schmerz darf man nicht denken, wo eine<lb/>
lange und &#x017F;o Gott will be&#x017F;&#x017F;ere Zukunft gewon-<lb/>
nen werden &#x017F;oll.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Um nicht zu &#x017F;tören, verließ der Graf das<lb/>
Zimmer und ging zu William, den er &#x017F;chreibend<lb/>
fand. Von ihm erfuhr er, wie vor einer Stunde<lb/>
ein Brief Eduard's angekommen &#x017F;ei, der die&#x017F;e<lb/>
allgemeine Aufregung verur&#x017F;acht hatte. Er war<lb/>
an William gerichtet und lautete:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mein Freund. Mache Dich gefaßt, eine<lb/>
Mittheilung zu hören, die, obgleich erwün&#x017F;cht<lb/>
in ihren Folgen, doch für den Augenblick ihr<lb/>
tief Betrübendes hat. Ferdinand i&#x017F;t bei mir,<lb/>
aber er i&#x017F;t krank und &#x017F;ehr zu beklagen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Vorge&#x017F;tern in der Nacht &#x017F;chellte man an meiner<lb/>
Thüre. Man öffnete und kam, mich zu wecken,<lb/>
weil ein Kranker nach mir begehre. Gleich<lb/>
darauf trat der Fremde bei mir ein und ich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0218] Kind, daß dies Verhältniß nun endlich zu einer Entſcheidung gekommen iſt. An den augenblick- lichen Schmerz darf man nicht denken, wo eine lange und ſo Gott will beſſere Zukunft gewon- nen werden ſoll.“ Um nicht zu ſtören, verließ der Graf das Zimmer und ging zu William, den er ſchreibend fand. Von ihm erfuhr er, wie vor einer Stunde ein Brief Eduard's angekommen ſei, der dieſe allgemeine Aufregung verurſacht hatte. Er war an William gerichtet und lautete: „Mein Freund. Mache Dich gefaßt, eine Mittheilung zu hören, die, obgleich erwünſcht in ihren Folgen, doch für den Augenblick ihr tief Betrübendes hat. Ferdinand iſt bei mir, aber er iſt krank und ſehr zu beklagen.“ „Vorgeſtern in der Nacht ſchellte man an meiner Thüre. Man öffnete und kam, mich zu wecken, weil ein Kranker nach mir begehre. Gleich darauf trat der Fremde bei mir ein und ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/218
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/218>, abgerufen am 28.11.2024.