Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

alte Graf mit dem Juwelier in ein Nebenzim-
mer ging, wo Jenny's künftiges Silbergeräth
aufgestellt war. "Welch ein Zufall führt Sie
in diese Stadt, lieber Graf?"

"Ich bin meiner Braut von Baden-Baden
hieher gefolgt, und bleibe bis nach unserer Hoch-
zeit hier!"

"Sie sind Bräutigam?" fragte Werner
weiter -- "eine Feldheim? eine Erstner ver-
muthlich!"

"Nein! keines von Beiden! Meine Braut
ist Fräulein Jenny Meier, die Tochter des
Bankier Meier."

"Ah, fidonc! Scherzen Sie nicht, das ist
nicht möglich! ein Judenmädchen?" rief der
Baron lachend.

"Was fällt Ihnen daran so sonderbar auf?"
fragte Walter verletzt und sehr ernsthaft.

"Ich kann's nicht glauben! Ihre Verhält-
nisse sind zu gut arrangirt", antwortete Wer-

13**

alte Graf mit dem Juwelier in ein Nebenzim-
mer ging, wo Jenny's künftiges Silbergeräth
aufgeſtellt war. „Welch ein Zufall führt Sie
in dieſe Stadt, lieber Graf?“

„Ich bin meiner Braut von Baden-Baden
hieher gefolgt, und bleibe bis nach unſerer Hoch-
zeit hier!“

„Sie ſind Bräutigam?“ fragte Werner
weiter — „eine Feldheim? eine Erſtner ver-
muthlich!“

„Nein! keines von Beiden! Meine Braut
iſt Fräulein Jenny Meier, die Tochter des
Bankier Meier.“

„Ah, fidonc! Scherzen Sie nicht, das iſt
nicht möglich! ein Judenmädchen?“ rief der
Baron lachend.

„Was fällt Ihnen daran ſo ſonderbar auf?“
fragte Walter verletzt und ſehr ernſthaft.

„Ich kann's nicht glauben! Ihre Verhält-
niſſe ſind zu gut arrangirt“, antwortete Wer-

13**
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0307" n="297"/>
alte Graf mit dem Juwelier in ein Nebenzim-<lb/>
mer ging, wo Jenny's künftiges Silbergeräth<lb/>
aufge&#x017F;tellt war. &#x201E;Welch ein Zufall führt Sie<lb/>
in die&#x017F;e Stadt, lieber Graf?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich bin meiner Braut von Baden-Baden<lb/>
hieher gefolgt, und bleibe bis nach un&#x017F;erer Hoch-<lb/>
zeit hier!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie &#x017F;ind Bräutigam?&#x201C; fragte Werner<lb/>
weiter &#x2014; &#x201E;eine Feldheim? eine Er&#x017F;tner ver-<lb/>
muthlich!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein! keines von Beiden! Meine Braut<lb/>
i&#x017F;t Fräulein Jenny Meier, die Tochter des<lb/>
Bankier Meier.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ah, <hi rendition="#aq">fidonc!</hi> Scherzen Sie nicht, das i&#x017F;t<lb/>
nicht möglich! ein Judenmädchen?&#x201C; rief der<lb/>
Baron lachend.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was fällt Ihnen daran &#x017F;o &#x017F;onderbar auf?&#x201C;<lb/>
fragte Walter verletzt und &#x017F;ehr ern&#x017F;thaft.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich kann's nicht glauben! Ihre Verhält-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind zu gut arrangirt&#x201C;, antwortete Wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13**</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297/0307] alte Graf mit dem Juwelier in ein Nebenzim- mer ging, wo Jenny's künftiges Silbergeräth aufgeſtellt war. „Welch ein Zufall führt Sie in dieſe Stadt, lieber Graf?“ „Ich bin meiner Braut von Baden-Baden hieher gefolgt, und bleibe bis nach unſerer Hoch- zeit hier!“ „Sie ſind Bräutigam?“ fragte Werner weiter — „eine Feldheim? eine Erſtner ver- muthlich!“ „Nein! keines von Beiden! Meine Braut iſt Fräulein Jenny Meier, die Tochter des Bankier Meier.“ „Ah, fidonc! Scherzen Sie nicht, das iſt nicht möglich! ein Judenmädchen?“ rief der Baron lachend. „Was fällt Ihnen daran ſo ſonderbar auf?“ fragte Walter verletzt und ſehr ernſthaft. „Ich kann's nicht glauben! Ihre Verhält- niſſe ſind zu gut arrangirt“, antwortete Wer- 13**

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/307
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/307>, abgerufen am 04.12.2024.