zu Jenny gehe nicht! Du siehst sie ja mor- gen wieder, sei es, daß Dir ein kleiner Ader- laß zugedacht ist, oder daß Du so davon kommst, und Du gehst ruhiger an die Sache, wenn Du Deine Braut ganz unbesorgt weißt."
Diese Einwendungen überzeugten Walter und er fügte sich ihnen willig.
Jenny schlief am Morgen ruhig von an- muthigen Träumen gewiegt, als man gegen die Gewohnheit sie aufzuwecken kam. Ver- wundert fragte sie, was man verlange? Da der Eintritt ihres Vaters und Eduard's sie ein unerwartetes Ereigniß ahnen ließen.
"Jenny!" sagte ihr Vater, "kleide Dich schnell an, Du sollst heute zeigen, daß Du die Seelenstärke hast, die wir Dir zugetraut. Wal- ter ist erkrankt und verlangt nach Dir!"
zu Jenny gehe nicht! Du ſiehſt ſie ja mor- gen wieder, ſei es, daß Dir ein kleiner Ader- laß zugedacht iſt, oder daß Du ſo davon kommſt, und Du gehſt ruhiger an die Sache, wenn Du Deine Braut ganz unbeſorgt weißt.“
Dieſe Einwendungen überzeugten Walter und er fügte ſich ihnen willig.
Jenny ſchlief am Morgen ruhig von an- muthigen Träumen gewiegt, als man gegen die Gewohnheit ſie aufzuwecken kam. Ver- wundert fragte ſie, was man verlange? Da der Eintritt ihres Vaters und Eduard's ſie ein unerwartetes Ereigniß ahnen ließen.
„Jenny!“ ſagte ihr Vater, „kleide Dich ſchnell an, Du ſollſt heute zeigen, daß Du die Seelenſtärke haſt, die wir Dir zugetraut. Wal- ter iſt erkrankt und verlangt nach Dir!“
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zu Jenny gehe nicht! Du ſiehſt ſie ja mor-
gen wieder, ſei es, daß Dir ein kleiner Ader-
laß zugedacht iſt, oder daß Du ſo davon
kommſt, und Du gehſt ruhiger an die Sache,
wenn Du Deine Braut ganz unbeſorgt weißt.“
Dieſe Einwendungen überzeugten Walter
und er fügte ſich ihnen willig.
Jenny ſchlief am Morgen ruhig von an-
muthigen Träumen gewiegt, als man gegen
die Gewohnheit ſie aufzuwecken kam. Ver-
wundert fragte ſie, was man verlange? Da
der Eintritt ihres Vaters und Eduard's ſie ein
unerwartetes Ereigniß ahnen ließen.
„Jenny!“ ſagte ihr Vater, „kleide Dich
ſchnell an, Du ſollſt heute zeigen, daß Du die
Seelenſtärke haſt, die wir Dir zugetraut. Wal-
ter iſt erkrankt und verlangt nach Dir!“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/311>, abgerufen am 04.12.2024.
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