gegen mich richtet, weil wir zufällig jenen klei- nen Streit in einer Stunde hatten, die außer- dem von entschieden traurigen Folgen für Jenny war."
"Therese", unterbrach die Pfarrerin sie sehr ernsthaft, "Ihre halben Reden scheinen mir ein Geheimniß mittheilen zu wollen, das Sie viel- leicht verschweigen sollten. Sie sind aber be- reits zu weit gegangen, und ich muß Sie bit- ten, mir nun die volle Wahrheit zu enthüllen, damit ich selbst entscheide, was wir für Jenny, die ich als meine Tochter liebe, thun können und müssen."
Therese schien zu schwanken, dann aber sagte sie rasch und mit großer Bestimmtheit: "Nun denn, Frau Pfarrerin! Ich glaube, Erlau's Abreise ist die Veranlassung zu der vollkomme- nen Veränderung, welche mit Jenny vorgegan- gen ist."
gegen mich richtet, weil wir zufällig jenen klei- nen Streit in einer Stunde hatten, die außer- dem von entſchieden traurigen Folgen für Jenny war.“
„Thereſe“, unterbrach die Pfarrerin ſie ſehr ernſthaft, „Ihre halben Reden ſcheinen mir ein Geheimniß mittheilen zu wollen, das Sie viel- leicht verſchweigen ſollten. Sie ſind aber be- reits zu weit gegangen, und ich muß Sie bit- ten, mir nun die volle Wahrheit zu enthüllen, damit ich ſelbſt entſcheide, was wir für Jenny, die ich als meine Tochter liebe, thun können und müſſen.“
Thereſe ſchien zu ſchwanken, dann aber ſagte ſie raſch und mit großer Beſtimmtheit: „Nun denn, Frau Pfarrerin! Ich glaube, Erlau's Abreiſe iſt die Veranlaſſung zu der vollkomme- nen Veränderung, welche mit Jenny vorgegan- gen iſt.“
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gegen mich richtet, weil wir zufällig jenen klei-
nen Streit in einer Stunde hatten, die außer-
dem von entſchieden traurigen Folgen für
Jenny war.“
„Thereſe“, unterbrach die Pfarrerin ſie ſehr
ernſthaft, „Ihre halben Reden ſcheinen mir ein
Geheimniß mittheilen zu wollen, das Sie viel-
leicht verſchweigen ſollten. Sie ſind aber be-
reits zu weit gegangen, und ich muß Sie bit-
ten, mir nun die volle Wahrheit zu enthüllen,
damit ich ſelbſt entſcheide, was wir für Jenny,
die ich als meine Tochter liebe, thun können
und müſſen.“
Thereſe ſchien zu ſchwanken, dann aber ſagte
ſie raſch und mit großer Beſtimmtheit: „Nun
denn, Frau Pfarrerin! Ich glaube, Erlau's
Abreiſe iſt die Veranlaſſung zu der vollkomme-
nen Veränderung, welche mit Jenny vorgegan-
gen iſt.“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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