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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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walt in Jenny's Seele lesen zu wollen schien.
Joseph aber entging dies ängstliche Spähen
Theresens nicht, das ihn ebenso wenig, als
Jenny's qualvolle Aufregung befremdete. Er
sah finster auf die Scene vor seinen Augen
als auf etwas, das er lange erwartet hatte;
nur als Reinhard nach der Taufe die Braut
in seine Arme schloß, fuhr Jener mit der Hand
nach dem Herzen, als ob er dort einen flüchti-
gen Schmerz empfinde.

Der Vater allein war vollkommen ruhig
und heiter geblieben, er freute sich Reinhard's,
der sich der glücklichste Mensch unter der Sonne
zu sein dünkte, und dies mit so stolzer, voller
Freude äußerte, daß es auf alle Übrige, Therese
vielleicht ausgenommen, einen wohlthuenden,
besänftigenden Eindruck hervorbrachte und end-
lich auch über Jenny's Thränen und ihren nicht
zu verbergenden Schmerz zu siegen begann.

Eine Weile ließ Herr Meier den erregten

walt in Jenny's Seele leſen zu wollen ſchien.
Joſeph aber entging dies ängſtliche Spähen
Thereſens nicht, das ihn ebenſo wenig, als
Jenny's qualvolle Aufregung befremdete. Er
ſah finſter auf die Scene vor ſeinen Augen
als auf etwas, das er lange erwartet hatte;
nur als Reinhard nach der Taufe die Braut
in ſeine Arme ſchloß, fuhr Jener mit der Hand
nach dem Herzen, als ob er dort einen flüchti-
gen Schmerz empfinde.

Der Vater allein war vollkommen ruhig
und heiter geblieben, er freute ſich Reinhard's,
der ſich der glücklichſte Menſch unter der Sonne
zu ſein dünkte, und dies mit ſo ſtolzer, voller
Freude äußerte, daß es auf alle Übrige, Thereſe
vielleicht auſgenommen, einen wohlthuenden,
beſänftigenden Eindruck hervorbrachte und end-
lich auch über Jenny's Thränen und ihren nicht
zu verbergenden Schmerz zu ſiegen begann.

Eine Weile ließ Herr Meier den erregten

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[48/0058] walt in Jenny's Seele leſen zu wollen ſchien. Joſeph aber entging dies ängſtliche Spähen Thereſens nicht, das ihn ebenſo wenig, als Jenny's qualvolle Aufregung befremdete. Er ſah finſter auf die Scene vor ſeinen Augen als auf etwas, das er lange erwartet hatte; nur als Reinhard nach der Taufe die Braut in ſeine Arme ſchloß, fuhr Jener mit der Hand nach dem Herzen, als ob er dort einen flüchti- gen Schmerz empfinde. Der Vater allein war vollkommen ruhig und heiter geblieben, er freute ſich Reinhard's, der ſich der glücklichſte Menſch unter der Sonne zu ſein dünkte, und dies mit ſo ſtolzer, voller Freude äußerte, daß es auf alle Übrige, Thereſe vielleicht auſgenommen, einen wohlthuenden, beſänftigenden Eindruck hervorbrachte und end- lich auch über Jenny's Thränen und ihren nicht zu verbergenden Schmerz zu ſiegen begann. Eine Weile ließ Herr Meier den erregten

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/58>, abgerufen am 21.11.2024.