andern Fürsprechers bei mir zu bedürfen, als meiner Liebe zu Dir?"
"Das gebe Gott!" rief Jenny. "Gustav, wenn Du mich einst schwach und tadelnswerth finden, wenn Du mich deshalb weniger lieben, mich von Dir weisen solltest, dann möge Deine Neigung mein treuer Schutz sein; sie möge Dir deutlich machen, daß ich aus Liebe kein Opfer scheute, daß ich Alles erdulden wollte, Alles! Nur Dir entsagen -- das konnte ich nicht, das werde ich niemals können, dazu fehlt mir die Kraft."
"Ich verstehe Dich nicht, mein Herz", sagte Reinhard, vergebens einen Sinn in diesen Re- den suchend, der in irgend einem Zusammen- hang mit ihren Verhältnissen stehen konnte, "aber das schwöre ich Dir, ich werde nie an der Lauterkeit Deiner Seele, an der Reinheit Deines Herzens zweifeln; Du sollst in mir alle Liebe finden, die Dir gebührt, und auch Nach-
andern Fürſprechers bei mir zu bedürfen, als meiner Liebe zu Dir?“
„Das gebe Gott!“ rief Jenny. „Guſtav, wenn Du mich einſt ſchwach und tadelnswerth finden, wenn Du mich deshalb weniger lieben, mich von Dir weiſen ſollteſt, dann möge Deine Neigung mein treuer Schutz ſein; ſie möge Dir deutlich machen, daß ich aus Liebe kein Opfer ſcheute, daß ich Alles erdulden wollte, Alles! Nur Dir entſagen — das konnte ich nicht, das werde ich niemals können, dazu fehlt mir die Kraft.“
„Ich verſtehe Dich nicht, mein Herz“, ſagte Reinhard, vergebens einen Sinn in dieſen Re- den ſuchend, der in irgend einem Zuſammen- hang mit ihren Verhältniſſen ſtehen konnte, „aber das ſchwöre ich Dir, ich werde nie an der Lauterkeit Deiner Seele, an der Reinheit Deines Herzens zweifeln; Du ſollſt in mir alle Liebe finden, die Dir gebührt, und auch Nach-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0064"n="54"/>
andern Fürſprechers bei mir zu bedürfen, als<lb/>
meiner Liebe zu Dir?“</p><lb/><p>„Das gebe Gott!“ rief Jenny. „Guſtav,<lb/>
wenn Du mich einſt ſchwach und tadelnswerth<lb/>
finden, wenn Du mich deshalb weniger lieben,<lb/>
mich von Dir weiſen ſollteſt, dann möge Deine<lb/>
Neigung mein treuer Schutz ſein; ſie möge Dir<lb/>
deutlich machen, daß ich aus Liebe kein Opfer<lb/>ſcheute, daß ich Alles erdulden wollte, Alles!<lb/>
Nur Dir entſagen — das konnte ich nicht, das<lb/>
werde ich niemals können, dazu fehlt mir die<lb/>
Kraft.“</p><lb/><p>„Ich verſtehe Dich nicht, mein Herz“, ſagte<lb/>
Reinhard, vergebens einen Sinn in dieſen Re-<lb/>
den ſuchend, der in irgend einem Zuſammen-<lb/>
hang mit ihren Verhältniſſen ſtehen konnte,<lb/>„aber das ſchwöre ich Dir, ich werde nie an<lb/>
der Lauterkeit Deiner Seele, an der Reinheit<lb/>
Deines Herzens zweifeln; Du ſollſt in mir alle<lb/>
Liebe finden, die Dir gebührt, und auch Nach-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[54/0064]
andern Fürſprechers bei mir zu bedürfen, als
meiner Liebe zu Dir?“
„Das gebe Gott!“ rief Jenny. „Guſtav,
wenn Du mich einſt ſchwach und tadelnswerth
finden, wenn Du mich deshalb weniger lieben,
mich von Dir weiſen ſollteſt, dann möge Deine
Neigung mein treuer Schutz ſein; ſie möge Dir
deutlich machen, daß ich aus Liebe kein Opfer
ſcheute, daß ich Alles erdulden wollte, Alles!
Nur Dir entſagen — das konnte ich nicht, das
werde ich niemals können, dazu fehlt mir die
Kraft.“
„Ich verſtehe Dich nicht, mein Herz“, ſagte
Reinhard, vergebens einen Sinn in dieſen Re-
den ſuchend, der in irgend einem Zuſammen-
hang mit ihren Verhältniſſen ſtehen konnte,
„aber das ſchwöre ich Dir, ich werde nie an
der Lauterkeit Deiner Seele, an der Reinheit
Deines Herzens zweifeln; Du ſollſt in mir alle
Liebe finden, die Dir gebührt, und auch Nach-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/64>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.