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Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sein wollte, denn damals waren Jedem die Augenblicke zugezählt.

Josephine, sprach er endlich, und es war das erstemal seit den frühen Tagen ihrer Jugend, daß er meiner Mutter diesen Namen gab, Sie haben es vor Jahren ausgeschlagen, meine Frau zu werden, mir die Sorge für Sie und die Ihrigen zu überlassen, und ich habe Ihre Gründe ehren müssen. In diesen Tagen aber hat mich vielfach der Gedanke beschäftigt, daß mein Vermögen, falls ich auf dem Felde der Ehre bleiben sollte, an Verwandte übergehen würde, welche reich und mir fast Fremde sind, während Sie, der die ganze Liebe meines Lebens zu eigen war, fortdauernd mit Sorgen und Beschränkungen zu kämpfen haben. Er hielt inne, und fuhr dann wieder fort: Ich habe daran gedacht, Ihnen testamentlich mein Vermögen zu vermachen, aber Sie werden dagegen dieselben Bedenken haben, wie gegen eine Heirath mit mir, und die Adoption Ihrer Julie wäre in Ihrem Sinne noch bedenklicher, obschon sie das einzige unversorgte von Ihren Kindern ist. Caroline hat eigenes Vermögen, für Antonie sorgt ihr Mann, und das Geschäft wird immer im Stande sein, Ihrem Sohne eine Zukunft zu bereiten.

O! unterbrach ihn meine Mutter, sorgen Sie nicht, mein Freund, Julie ist von meinen Töchtern die Bedürfnißloseste und Einfachste. Aufgewachsen in der Zeit der Bedrängniß hat sie gelernt sich zu beschränken,

sein wollte, denn damals waren Jedem die Augenblicke zugezählt.

Josephine, sprach er endlich, und es war das erstemal seit den frühen Tagen ihrer Jugend, daß er meiner Mutter diesen Namen gab, Sie haben es vor Jahren ausgeschlagen, meine Frau zu werden, mir die Sorge für Sie und die Ihrigen zu überlassen, und ich habe Ihre Gründe ehren müssen. In diesen Tagen aber hat mich vielfach der Gedanke beschäftigt, daß mein Vermögen, falls ich auf dem Felde der Ehre bleiben sollte, an Verwandte übergehen würde, welche reich und mir fast Fremde sind, während Sie, der die ganze Liebe meines Lebens zu eigen war, fortdauernd mit Sorgen und Beschränkungen zu kämpfen haben. Er hielt inne, und fuhr dann wieder fort: Ich habe daran gedacht, Ihnen testamentlich mein Vermögen zu vermachen, aber Sie werden dagegen dieselben Bedenken haben, wie gegen eine Heirath mit mir, und die Adoption Ihrer Julie wäre in Ihrem Sinne noch bedenklicher, obschon sie das einzige unversorgte von Ihren Kindern ist. Caroline hat eigenes Vermögen, für Antonie sorgt ihr Mann, und das Geschäft wird immer im Stande sein, Ihrem Sohne eine Zukunft zu bereiten.

O! unterbrach ihn meine Mutter, sorgen Sie nicht, mein Freund, Julie ist von meinen Töchtern die Bedürfnißloseste und Einfachste. Aufgewachsen in der Zeit der Bedrängniß hat sie gelernt sich zu beschränken,

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[0064] sein wollte, denn damals waren Jedem die Augenblicke zugezählt. Josephine, sprach er endlich, und es war das erstemal seit den frühen Tagen ihrer Jugend, daß er meiner Mutter diesen Namen gab, Sie haben es vor Jahren ausgeschlagen, meine Frau zu werden, mir die Sorge für Sie und die Ihrigen zu überlassen, und ich habe Ihre Gründe ehren müssen. In diesen Tagen aber hat mich vielfach der Gedanke beschäftigt, daß mein Vermögen, falls ich auf dem Felde der Ehre bleiben sollte, an Verwandte übergehen würde, welche reich und mir fast Fremde sind, während Sie, der die ganze Liebe meines Lebens zu eigen war, fortdauernd mit Sorgen und Beschränkungen zu kämpfen haben. Er hielt inne, und fuhr dann wieder fort: Ich habe daran gedacht, Ihnen testamentlich mein Vermögen zu vermachen, aber Sie werden dagegen dieselben Bedenken haben, wie gegen eine Heirath mit mir, und die Adoption Ihrer Julie wäre in Ihrem Sinne noch bedenklicher, obschon sie das einzige unversorgte von Ihren Kindern ist. Caroline hat eigenes Vermögen, für Antonie sorgt ihr Mann, und das Geschäft wird immer im Stande sein, Ihrem Sohne eine Zukunft zu bereiten. O! unterbrach ihn meine Mutter, sorgen Sie nicht, mein Freund, Julie ist von meinen Töchtern die Bedürfnißloseste und Einfachste. Aufgewachsen in der Zeit der Bedrängniß hat sie gelernt sich zu beschränken,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:16:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:16:08Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_tante_1910/64>, abgerufen am 24.11.2024.