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Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und in meiner Lebhaftigkeit sagte ich ihm das. Eine schnelle Röthe flog über sein schönes, bleiches Gesicht, mit einer heftigen Bewegung fuhr er sich durch das blonde Haar und über die Augen, als wolle er mir ihren Ausdruck verbergen, und zu einem Lächeln sich zwingend sprach er: Denken Sie nicht an mich, Sie haben an Besseres, an einen Besseren zu denken, als an einen armen zurückgebliebenen Invaliden. -- Indeß der gezwungene Scherz klang noch viel trauriger in seinem Munde als die Klage, und der Ausdruck seiner Augen kam mir nicht mehr aus dem Sinne.

Den ganzen Tag blieb man in einer Aufregung. Bis es dunkel wurde, gingen Männer und Frauen durch die Straßen, um sich an dem Anblick der Wachtposten zu erfreuen, die seit Jahresfrist zum erstenmale wieder von preußischen Truppen bezogen worden waren. Wo man einem preußischen Soldaten begegnete, begegnete man einem neuen Anlaß zu gerührter Begeisterung. Man stritt sich um die Ehre, sie in seinem Hause zu bewirthen, und wer zum Abend ein Billet erhalten hatte, der Theatervorstellung beizuwohnen, in welcher General York und seine Gefährten erscheinen sollten, der kam sich wie ein Auserwählter vor und war ein Gegenstand des Neides für hundert Andere.

Klemenz hatte von seinem Chef für mich eine Einladung in seine Loge erhalten, und obschon meine Mutter mich in der Gesellschaft sonst nicht ohne ihren Schutz erscheinen ließ, machte sie diesmal zu Gunsten

und in meiner Lebhaftigkeit sagte ich ihm das. Eine schnelle Röthe flog über sein schönes, bleiches Gesicht, mit einer heftigen Bewegung fuhr er sich durch das blonde Haar und über die Augen, als wolle er mir ihren Ausdruck verbergen, und zu einem Lächeln sich zwingend sprach er: Denken Sie nicht an mich, Sie haben an Besseres, an einen Besseren zu denken, als an einen armen zurückgebliebenen Invaliden. — Indeß der gezwungene Scherz klang noch viel trauriger in seinem Munde als die Klage, und der Ausdruck seiner Augen kam mir nicht mehr aus dem Sinne.

Den ganzen Tag blieb man in einer Aufregung. Bis es dunkel wurde, gingen Männer und Frauen durch die Straßen, um sich an dem Anblick der Wachtposten zu erfreuen, die seit Jahresfrist zum erstenmale wieder von preußischen Truppen bezogen worden waren. Wo man einem preußischen Soldaten begegnete, begegnete man einem neuen Anlaß zu gerührter Begeisterung. Man stritt sich um die Ehre, sie in seinem Hause zu bewirthen, und wer zum Abend ein Billet erhalten hatte, der Theatervorstellung beizuwohnen, in welcher General York und seine Gefährten erscheinen sollten, der kam sich wie ein Auserwählter vor und war ein Gegenstand des Neides für hundert Andere.

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[0077] und in meiner Lebhaftigkeit sagte ich ihm das. Eine schnelle Röthe flog über sein schönes, bleiches Gesicht, mit einer heftigen Bewegung fuhr er sich durch das blonde Haar und über die Augen, als wolle er mir ihren Ausdruck verbergen, und zu einem Lächeln sich zwingend sprach er: Denken Sie nicht an mich, Sie haben an Besseres, an einen Besseren zu denken, als an einen armen zurückgebliebenen Invaliden. — Indeß der gezwungene Scherz klang noch viel trauriger in seinem Munde als die Klage, und der Ausdruck seiner Augen kam mir nicht mehr aus dem Sinne. Den ganzen Tag blieb man in einer Aufregung. Bis es dunkel wurde, gingen Männer und Frauen durch die Straßen, um sich an dem Anblick der Wachtposten zu erfreuen, die seit Jahresfrist zum erstenmale wieder von preußischen Truppen bezogen worden waren. Wo man einem preußischen Soldaten begegnete, begegnete man einem neuen Anlaß zu gerührter Begeisterung. Man stritt sich um die Ehre, sie in seinem Hause zu bewirthen, und wer zum Abend ein Billet erhalten hatte, der Theatervorstellung beizuwohnen, in welcher General York und seine Gefährten erscheinen sollten, der kam sich wie ein Auserwählter vor und war ein Gegenstand des Neides für hundert Andere. Klemenz hatte von seinem Chef für mich eine Einladung in seine Loge erhalten, und obschon meine Mutter mich in der Gesellschaft sonst nicht ohne ihren Schutz erscheinen ließ, machte sie diesmal zu Gunsten

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:16:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:16:08Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_tante_1910/77>, abgerufen am 24.11.2024.