Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Die anorganischen Bestandtheile der Vegetabilien. mehrere Pfund schweren Steine in dem Blinddarm der Mül-lerpferde gebildet werden, welches sich aus dem Bier in Gestalt eines weißen Niederschlags absetzt, wenn man es mit Ammo- niak vermischt. Die meisten, man kann sagen, alle Pflanzen enthalten or- In denjenigen Theilen der Pflanzen, in denen die Assimilation In den verschiedenen Pflanzenfamilien finden wir die ver- Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien. mehrere Pfund ſchweren Steine in dem Blinddarm der Mül-lerpferde gebildet werden, welches ſich aus dem Bier in Geſtalt eines weißen Niederſchlags abſetzt, wenn man es mit Ammo- niak vermiſcht. Die meiſten, man kann ſagen, alle Pflanzen enthalten or- In denjenigen Theilen der Pflanzen, in denen die Aſſimilation In den verſchiedenen Pflanzenfamilien finden wir die ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0104" n="86"/><fw place="top" type="header">Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien.</fw><lb/> mehrere Pfund ſchweren Steine in dem Blinddarm der Mül-<lb/> lerpferde gebildet werden, welches ſich aus dem Bier in Geſtalt<lb/> eines weißen Niederſchlags abſetzt, wenn man es mit Ammo-<lb/> niak vermiſcht.</p><lb/> <p>Die meiſten, man kann ſagen, alle Pflanzen enthalten or-<lb/> ganiſche Säuren von der mannichfaltigſten Zuſammenſetzung<lb/> und Eigenſchaften; alle dieſe Säuren ſind an Baſen gebunden,<lb/> an Kali, Natron, Kalk oder Bittererde, nur wenige Pflanzen<lb/> enthalten freie organiſche Säuren; dieſe Baſen ſind es offen-<lb/> bar, welche durch ihr Vorhandenſein die Entſtehung dieſer Säu-<lb/> ren vermitteln; mit dem Verſchwinden der Säure bei dem<lb/> Reifen der Früchte, der Weintrauben z. B., nimmt der Kalige-<lb/> halt des Saftes ab.</p><lb/> <p>In denjenigen Theilen der Pflanzen, in denen die Aſſimilation<lb/> am ſtärkſten iſt, wie in dem Holzkörper, finden ſich dieſe Beſtand-<lb/> theile in der geringſten Menge, ihr Gehalt iſt am größten in den<lb/> Organen, welche die Aſſimilation vermitteln; in den Blättern<lb/> findet ſich mehr Kali, mehr Aſche, als in den Zweigen, dieſe<lb/> ſind reicher daran, als der Stamm (<hi rendition="#g">Sauſſure</hi>). Vor der<lb/> Blüthe enthält das Kartoffelnkraut mehr Kali, als nach der-<lb/> ſelben (<hi rendition="#g">Mollerat</hi>).</p><lb/> <p>In den verſchiedenen Pflanzenfamilien finden wir die ver-<lb/> ſchiedenſten Säuren, Niemand kann nur entfernt die Anſicht<lb/> hegen, daß ihre Gegenwart, daß ihre Eigenthümlichkeit ein<lb/> Spiel des Zufalls ſei. Die Fumarſäure, die Oxalſäure in<lb/> den Flechten, die Chinaſäure in den Rubiaceen, die Roccell-<lb/> ſäure in der <hi rendition="#aq">Roccella tinctoria,</hi> die Weinſäure in den Wein-<lb/> trauben, und die zahlreichen andern organiſchen Säuren, ſie<lb/> müſſen in dem Leben der Pflanze zu gewiſſen Zwecken dienen.<lb/> Das Beſtehen einer Pflanze kann ohne ihre Gegenwart nicht<lb/> gedacht werden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0104]
Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien.
mehrere Pfund ſchweren Steine in dem Blinddarm der Mül-
lerpferde gebildet werden, welches ſich aus dem Bier in Geſtalt
eines weißen Niederſchlags abſetzt, wenn man es mit Ammo-
niak vermiſcht.
Die meiſten, man kann ſagen, alle Pflanzen enthalten or-
ganiſche Säuren von der mannichfaltigſten Zuſammenſetzung
und Eigenſchaften; alle dieſe Säuren ſind an Baſen gebunden,
an Kali, Natron, Kalk oder Bittererde, nur wenige Pflanzen
enthalten freie organiſche Säuren; dieſe Baſen ſind es offen-
bar, welche durch ihr Vorhandenſein die Entſtehung dieſer Säu-
ren vermitteln; mit dem Verſchwinden der Säure bei dem
Reifen der Früchte, der Weintrauben z. B., nimmt der Kalige-
halt des Saftes ab.
In denjenigen Theilen der Pflanzen, in denen die Aſſimilation
am ſtärkſten iſt, wie in dem Holzkörper, finden ſich dieſe Beſtand-
theile in der geringſten Menge, ihr Gehalt iſt am größten in den
Organen, welche die Aſſimilation vermitteln; in den Blättern
findet ſich mehr Kali, mehr Aſche, als in den Zweigen, dieſe
ſind reicher daran, als der Stamm (Sauſſure). Vor der
Blüthe enthält das Kartoffelnkraut mehr Kali, als nach der-
ſelben (Mollerat).
In den verſchiedenen Pflanzenfamilien finden wir die ver-
ſchiedenſten Säuren, Niemand kann nur entfernt die Anſicht
hegen, daß ihre Gegenwart, daß ihre Eigenthümlichkeit ein
Spiel des Zufalls ſei. Die Fumarſäure, die Oxalſäure in
den Flechten, die Chinaſäure in den Rubiaceen, die Roccell-
ſäure in der Roccella tinctoria, die Weinſäure in den Wein-
trauben, und die zahlreichen andern organiſchen Säuren, ſie
müſſen in dem Leben der Pflanze zu gewiſſen Zwecken dienen.
Das Beſtehen einer Pflanze kann ohne ihre Gegenwart nicht
gedacht werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |