Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Die anorganischen Bestandtheile der Vegetabilien.

Wenn man erwägt, daß das Meerwasser weniger wie ein
Milliontheil seines Gewichts an Jod enthält, daß alle Ver-
bindungen des Jods mit Alkalimetallen im hohen Grade lös-
lich im Wasser sind, so muß man nothwendig in dem Organis-
mus der Seetangen, der Fucusarten, eine Ursache voraus-
setzen, welche diese Pflanzen bestimmt, während ihres Lebens
das Jod in der Form eines löslichen Salzes dem Meerwasser
zu entziehen und in der Weise zu assimiliren, daß es in das
umgebende Medium nicht wieder zurückkehren kann, diese Pflan-
zen sind für das Jod ähnliche Sammler, wie die Landpflanzen
für die Alkalien, sie sind es, welche uns Quantitäten von Jod
liefern, deren Gewinnung aus dem Seewasser, die Verdam-
pfung ganzer Seeen vorausgehen mußte.

Wir setzen voraus, daß diese Seepflanzen Jodmetalle zu
ihrer Entwickelung bedürfen, und daß ihr Bestehen an deren
Vorhandensein geknüpft ist. Mit demselben Rechte schließen
wir von der nie fehlenden Gegenwart der Alkalien und al-
kalischen Erden in der Asche der Landpflanzen auf ihre Noth-
wendigkeit für die Entwickelung dieser Pflanzen während
ihres Lebens.


Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien.

Wenn man erwägt, daß das Meerwaſſer weniger wie ein
Milliontheil ſeines Gewichts an Jod enthält, daß alle Ver-
bindungen des Jods mit Alkalimetallen im hohen Grade lös-
lich im Waſſer ſind, ſo muß man nothwendig in dem Organis-
mus der Seetangen, der Fucusarten, eine Urſache voraus-
ſetzen, welche dieſe Pflanzen beſtimmt, während ihres Lebens
das Jod in der Form eines löslichen Salzes dem Meerwaſſer
zu entziehen und in der Weiſe zu aſſimiliren, daß es in das
umgebende Medium nicht wieder zurückkehren kann, dieſe Pflan-
zen ſind für das Jod ähnliche Sammler, wie die Landpflanzen
für die Alkalien, ſie ſind es, welche uns Quantitäten von Jod
liefern, deren Gewinnung aus dem Seewaſſer, die Verdam-
pfung ganzer Seeen vorausgehen mußte.

Wir ſetzen voraus, daß dieſe Seepflanzen Jodmetalle zu
ihrer Entwickelung bedürfen, und daß ihr Beſtehen an deren
Vorhandenſein geknüpft iſt. Mit demſelben Rechte ſchließen
wir von der nie fehlenden Gegenwart der Alkalien und al-
kaliſchen Erden in der Aſche der Landpflanzen auf ihre Noth-
wendigkeit für die Entwickelung dieſer Pflanzen während
ihres Lebens.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0123" n="105"/>
          <fw place="top" type="header">Die anorgani&#x017F;chen Be&#x017F;tandtheile der Vegetabilien.</fw><lb/>
          <p>Wenn man erwägt, daß das Meerwa&#x017F;&#x017F;er weniger wie ein<lb/>
Milliontheil &#x017F;eines Gewichts an Jod enthält, daß alle Ver-<lb/>
bindungen des Jods mit Alkalimetallen im hohen Grade lös-<lb/>
lich im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind, &#x017F;o muß man nothwendig in dem Organis-<lb/>
mus der Seetangen, der Fucusarten, eine Ur&#x017F;ache voraus-<lb/>
&#x017F;etzen, welche die&#x017F;e Pflanzen be&#x017F;timmt, während ihres Lebens<lb/>
das Jod in der Form eines löslichen Salzes dem Meerwa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zu entziehen und in der Wei&#x017F;e zu a&#x017F;&#x017F;imiliren, daß es in das<lb/>
umgebende Medium nicht wieder zurückkehren kann, die&#x017F;e Pflan-<lb/>
zen &#x017F;ind für das Jod ähnliche Sammler, wie die Landpflanzen<lb/>
für die Alkalien, &#x017F;ie &#x017F;ind es, welche uns Quantitäten von Jod<lb/>
liefern, deren Gewinnung aus dem Seewa&#x017F;&#x017F;er, die Verdam-<lb/>
pfung ganzer Seeen vorausgehen mußte.</p><lb/>
          <p>Wir &#x017F;etzen voraus, daß die&#x017F;e Seepflanzen Jodmetalle zu<lb/>
ihrer Entwickelung bedürfen, und daß ihr Be&#x017F;tehen an deren<lb/>
Vorhanden&#x017F;ein geknüpft i&#x017F;t. Mit dem&#x017F;elben Rechte &#x017F;chließen<lb/>
wir von der nie fehlenden Gegenwart der Alkalien und al-<lb/>
kali&#x017F;chen Erden in der A&#x017F;che der Landpflanzen auf ihre Noth-<lb/>
wendigkeit für die Entwickelung die&#x017F;er Pflanzen während<lb/>
ihres Lebens.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0123] Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien. Wenn man erwägt, daß das Meerwaſſer weniger wie ein Milliontheil ſeines Gewichts an Jod enthält, daß alle Ver- bindungen des Jods mit Alkalimetallen im hohen Grade lös- lich im Waſſer ſind, ſo muß man nothwendig in dem Organis- mus der Seetangen, der Fucusarten, eine Urſache voraus- ſetzen, welche dieſe Pflanzen beſtimmt, während ihres Lebens das Jod in der Form eines löslichen Salzes dem Meerwaſſer zu entziehen und in der Weiſe zu aſſimiliren, daß es in das umgebende Medium nicht wieder zurückkehren kann, dieſe Pflan- zen ſind für das Jod ähnliche Sammler, wie die Landpflanzen für die Alkalien, ſie ſind es, welche uns Quantitäten von Jod liefern, deren Gewinnung aus dem Seewaſſer, die Verdam- pfung ganzer Seeen vorausgehen mußte. Wir ſetzen voraus, daß dieſe Seepflanzen Jodmetalle zu ihrer Entwickelung bedürfen, und daß ihr Beſtehen an deren Vorhandenſein geknüpft iſt. Mit demſelben Rechte ſchließen wir von der nie fehlenden Gegenwart der Alkalien und al- kaliſchen Erden in der Aſche der Landpflanzen auf ihre Noth- wendigkeit für die Entwickelung dieſer Pflanzen während ihres Lebens.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/123
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/123>, abgerufen am 21.11.2024.