Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Die Cultur. frist aufzulösen vermag, sehen wir an der Zusammensetzungdes Flußwassers, des Wassers der Bäche und Quellen; es sind dieß gewöhnlich weiche Wasser, und der nie fehlende Kochsalz- gehalt auch der weichsten Wasser beweis't, daß dasjenige an alkalischen Salzen, was durch Flüsse und Ströme dem Meere zufließt, durch Seewinde und Regen dem Lande wieder zurück- gebracht wird. Die Natur selbst zeigt uns, was die Pflanze, ihr Keim, Nach dem Aufhören des Lebens, wo die Bestandtheile Denken wir uns einen Boden, der aus den Bestandtheilen Die Cultur. friſt aufzulöſen vermag, ſehen wir an der Zuſammenſetzungdes Flußwaſſers, des Waſſers der Bäche und Quellen; es ſind dieß gewöhnlich weiche Waſſer, und der nie fehlende Kochſalz- gehalt auch der weichſten Waſſer beweiſ’t, daß dasjenige an alkaliſchen Salzen, was durch Flüſſe und Ströme dem Meere zufließt, durch Seewinde und Regen dem Lande wieder zurück- gebracht wird. Die Natur ſelbſt zeigt uns, was die Pflanze, ihr Keim, Nach dem Aufhören des Lebens, wo die Beſtandtheile Denken wir uns einen Boden, der aus den Beſtandtheilen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0150" n="132"/><fw place="top" type="header">Die Cultur.</fw><lb/> friſt aufzulöſen vermag, ſehen wir an der Zuſammenſetzung<lb/> des Flußwaſſers, des Waſſers der Bäche und Quellen; es ſind<lb/> dieß gewöhnlich weiche Waſſer, und der nie fehlende Kochſalz-<lb/> gehalt auch der weichſten Waſſer beweiſ’t, daß dasjenige an<lb/> alkaliſchen Salzen, was durch Flüſſe und Ströme dem Meere<lb/> zufließt, durch Seewinde und Regen dem Lande wieder zurück-<lb/> gebracht wird.</p><lb/> <p>Die Natur ſelbſt zeigt uns, was die Pflanze, ihr Keim,<lb/> die erſte Wurzelfaſer, im Anfang ihrer Entwickelung bedarf.<lb/><hi rendition="#g">Bequerel</hi> hat nachgewieſen, daß die Saamen der <hi rendition="#g">Gra-<lb/> mineen, Leguminoſen, Cruciferen, Chicoraceen,<lb/> Umbelliferen, Corniferen, Cucurbitaceen</hi>, beim Kei-<lb/> men, Eſſigſäure ausſcheiden. Eine Pflanze, welche aus der Erde,<lb/> ein Blatt, was aus der Knospe hervorbricht, enthält zu dieſer<lb/> Zeit eine Aſche, welche eben ſo ſtark und gewöhnlich mehr mit<lb/> alkaliſchen Salzen beladen iſt, als in einer andern Periode<lb/> der Vegetation. (<hi rendition="#g">Sauſſure</hi>.) Wir wiſſen nun aus <hi rendition="#g">Beque-<lb/> rels</hi> Verſuchen, wie und auf welche Weiſe dieſe alkaliſchen<lb/> Salze in die junge Pflanze gelangen, die gebildete Eſſigſäure<lb/> verbreitet ſich in dem naſſen und feuchten Boden, ſie ſättigt<lb/> ſich mit Alkalien, Kalk, Bittererde, und wird von den Wurzel-<lb/> faſern in der Form von neutralen Salzen wieder aufge-<lb/> nommen.</p><lb/> <p>Nach dem Aufhören des Lebens, wo die Beſtandtheile<lb/> der Pflanze den Zerſtörungsproceſſen der Fäulniß und Ver-<lb/> weſung unterliegen, erhält der Boden wieder, was ihm ent-<lb/> zogen wurde.</p><lb/> <p>Denken wir uns einen Boden, der aus den Beſtandtheilen<lb/> des Granits, der Grauwacke, des Zechſteins, Porphyrs ꝛc.<lb/> durch Verwitterung entſtanden iſt und auf dem ſeit Jahrtau-<lb/> ſenden die Vegetation nicht gewechſelt hat, er wird ein Maga-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0150]
Die Cultur.
friſt aufzulöſen vermag, ſehen wir an der Zuſammenſetzung
des Flußwaſſers, des Waſſers der Bäche und Quellen; es ſind
dieß gewöhnlich weiche Waſſer, und der nie fehlende Kochſalz-
gehalt auch der weichſten Waſſer beweiſ’t, daß dasjenige an
alkaliſchen Salzen, was durch Flüſſe und Ströme dem Meere
zufließt, durch Seewinde und Regen dem Lande wieder zurück-
gebracht wird.
Die Natur ſelbſt zeigt uns, was die Pflanze, ihr Keim,
die erſte Wurzelfaſer, im Anfang ihrer Entwickelung bedarf.
Bequerel hat nachgewieſen, daß die Saamen der Gra-
mineen, Leguminoſen, Cruciferen, Chicoraceen,
Umbelliferen, Corniferen, Cucurbitaceen, beim Kei-
men, Eſſigſäure ausſcheiden. Eine Pflanze, welche aus der Erde,
ein Blatt, was aus der Knospe hervorbricht, enthält zu dieſer
Zeit eine Aſche, welche eben ſo ſtark und gewöhnlich mehr mit
alkaliſchen Salzen beladen iſt, als in einer andern Periode
der Vegetation. (Sauſſure.) Wir wiſſen nun aus Beque-
rels Verſuchen, wie und auf welche Weiſe dieſe alkaliſchen
Salze in die junge Pflanze gelangen, die gebildete Eſſigſäure
verbreitet ſich in dem naſſen und feuchten Boden, ſie ſättigt
ſich mit Alkalien, Kalk, Bittererde, und wird von den Wurzel-
faſern in der Form von neutralen Salzen wieder aufge-
nommen.
Nach dem Aufhören des Lebens, wo die Beſtandtheile
der Pflanze den Zerſtörungsproceſſen der Fäulniß und Ver-
weſung unterliegen, erhält der Boden wieder, was ihm ent-
zogen wurde.
Denken wir uns einen Boden, der aus den Beſtandtheilen
des Granits, der Grauwacke, des Zechſteins, Porphyrs ꝛc.
durch Verwitterung entſtanden iſt und auf dem ſeit Jahrtau-
ſenden die Vegetation nicht gewechſelt hat, er wird ein Maga-
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