stein oder dem Kalk in den verschiedenen Kalkformationen bei- gemengt, giebt einem Boden von nur 20 Zoll Tiefe so viel Kali, daß ein Fichtenwald auf diesem Boden ein ganzes Jahr- hundert lang damit versehen werden kann.
Ein einziger Cubicfuß Feldspath kann eine Waldfläche mit Laubholz von 2500 # Meter Fläche 5 Jahre lang mit Kali versehen.
Ein Boden, welcher ein Maximum von Fruchtbarkeit be- sitzt, enthält den Thon gemengt mit anderen verwitterten Ge- steinen, mit Kalk und Sand in einem solchen Verhältniß, daß er der Luft und Feuchtigkeit bis zu einem gewissen Grade leich- ten Eingang verstattet.
Der Boden in der Nähe und Umgebung des Vesuvs läßt sich als der Typus der fruchtbarsten Bodenarten betrachten; je nach dem Verhältniß, als der Thon oder Sand darinn zu- oder abnimmt, verringert sich der Grad seiner Fruchtbarkeit.
Dieser aus verwitterter Lava entstandene Boden kann sei- nem Ursprung nach nicht die kleinste Spur einer vegetabilischen Materie enthalten; Jedermann weiß, daß wenn die vulkanische Asche eine Zeitlang der Luft und dem Einfluß der Feuchtigkeit ausgesetzt gewesen ist, daß alle Vegetabilien darinn in der größ- ten Ueppigkeit und Fülle gedeihen.
Die Bedingung dieser Fruchtbarkeit sind nun die darinn enthaltenen Alkalien, welche nach und nach durch die Verwit- terung die Fähigkeit erlangen, von der Pflanze aufgenommen zu werden. Bei allen Gesteinen und Gebirgsarten sind Jahr- tausende erforderlich gewesen, um sie in den Zustand der Acker- erde überzuführen, die Grenze der Verwitterung des Thons, d. h. die völlige Entziehung alles Alkalis, wird noch eben so viele Jahrtausende erfordern.
Wie wenig das Regenwetter aus dem Boden in Jahres-
9*
Die Cultur.
ſtein oder dem Kalk in den verſchiedenen Kalkformationen bei- gemengt, giebt einem Boden von nur 20 Zoll Tiefe ſo viel Kali, daß ein Fichtenwald auf dieſem Boden ein ganzes Jahr- hundert lang damit verſehen werden kann.
Ein einziger Cubicfuß Feldſpath kann eine Waldfläche mit Laubholz von 2500 □ Meter Fläche 5 Jahre lang mit Kali verſehen.
Ein Boden, welcher ein Maximum von Fruchtbarkeit be- ſitzt, enthält den Thon gemengt mit anderen verwitterten Ge- ſteinen, mit Kalk und Sand in einem ſolchen Verhältniß, daß er der Luft und Feuchtigkeit bis zu einem gewiſſen Grade leich- ten Eingang verſtattet.
Der Boden in der Nähe und Umgebung des Veſuvs läßt ſich als der Typus der fruchtbarſten Bodenarten betrachten; je nach dem Verhältniß, als der Thon oder Sand darinn zu- oder abnimmt, verringert ſich der Grad ſeiner Fruchtbarkeit.
Dieſer aus verwitterter Lava entſtandene Boden kann ſei- nem Urſprung nach nicht die kleinſte Spur einer vegetabiliſchen Materie enthalten; Jedermann weiß, daß wenn die vulkaniſche Aſche eine Zeitlang der Luft und dem Einfluß der Feuchtigkeit ausgeſetzt geweſen iſt, daß alle Vegetabilien darinn in der größ- ten Ueppigkeit und Fülle gedeihen.
Die Bedingung dieſer Fruchtbarkeit ſind nun die darinn enthaltenen Alkalien, welche nach und nach durch die Verwit- terung die Fähigkeit erlangen, von der Pflanze aufgenommen zu werden. Bei allen Geſteinen und Gebirgsarten ſind Jahr- tauſende erforderlich geweſen, um ſie in den Zuſtand der Acker- erde überzuführen, die Grenze der Verwitterung des Thons, d. h. die völlige Entziehung alles Alkalis, wird noch eben ſo viele Jahrtauſende erfordern.
Wie wenig das Regenwetter aus dem Boden in Jahres-
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Die Cultur.
ſtein oder dem Kalk in den verſchiedenen Kalkformationen bei-
gemengt, giebt einem Boden von nur 20 Zoll Tiefe ſo viel
Kali, daß ein Fichtenwald auf dieſem Boden ein ganzes Jahr-
hundert lang damit verſehen werden kann.
Ein einziger Cubicfuß Feldſpath kann eine Waldfläche mit
Laubholz von 2500 □ Meter Fläche 5 Jahre lang mit Kali
verſehen.
Ein Boden, welcher ein Maximum von Fruchtbarkeit be-
ſitzt, enthält den Thon gemengt mit anderen verwitterten Ge-
ſteinen, mit Kalk und Sand in einem ſolchen Verhältniß, daß
er der Luft und Feuchtigkeit bis zu einem gewiſſen Grade leich-
ten Eingang verſtattet.
Der Boden in der Nähe und Umgebung des Veſuvs läßt
ſich als der Typus der fruchtbarſten Bodenarten betrachten; je
nach dem Verhältniß, als der Thon oder Sand darinn zu-
oder abnimmt, verringert ſich der Grad ſeiner Fruchtbarkeit.
Dieſer aus verwitterter Lava entſtandene Boden kann ſei-
nem Urſprung nach nicht die kleinſte Spur einer vegetabiliſchen
Materie enthalten; Jedermann weiß, daß wenn die vulkaniſche
Aſche eine Zeitlang der Luft und dem Einfluß der Feuchtigkeit
ausgeſetzt geweſen iſt, daß alle Vegetabilien darinn in der größ-
ten Ueppigkeit und Fülle gedeihen.
Die Bedingung dieſer Fruchtbarkeit ſind nun die darinn
enthaltenen Alkalien, welche nach und nach durch die Verwit-
terung die Fähigkeit erlangen, von der Pflanze aufgenommen
zu werden. Bei allen Geſteinen und Gebirgsarten ſind Jahr-
tauſende erforderlich geweſen, um ſie in den Zuſtand der Acker-
erde überzuführen, die Grenze der Verwitterung des Thons,
d. h. die völlige Entziehung alles Alkalis, wird noch eben ſo
viele Jahrtauſende erfordern.
Wie wenig das Regenwetter aus dem Boden in Jahres-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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