Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Die Cultur. Unter der Familie der Leguminosen sind viele Arten, aus- Die obenerwähnten Pflanzen gehören zu den sogenannten Es ist klar, daß zwei Pflanzen neben einander wachsend Der Lolch (Trespe), das Freisamkraut (Erigeron acre), Die Cultur. Unter der Familie der Leguminoſen ſind viele Arten, aus- Die obenerwähnten Pflanzen gehören zu den ſogenannten Es iſt klar, daß zwei Pflanzen neben einander wachſend Der Lolch (Trespe), das Freiſamkraut (Erigeron acre), <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0159" n="141"/> <fw place="top" type="header">Die Cultur.</fw><lb/> <p>Unter der Familie der Leguminoſen ſind viele Arten, aus-<lb/> gezeichnet durch ihren geringen Gehalt von Alkalien und Sal-<lb/> zen überhaupt; die Bohne der <hi rendition="#aq">Vicia faba</hi> enthält z. B. kein<lb/> freies Alkali, und an phosphorſaurem Kalk und Bitterde noch<lb/> kein ganzes Procent (<hi rendition="#g">Einhof</hi>); die grünen Blätter und Scho-<lb/> ten von <hi rendition="#aq">Pisum sativum</hi> enthalten nur 1/1000 phosphorſaure<lb/> Salze, die reifen Erbſen geben im Ganzen nur 1,93 Aſche,<lb/> darinn 0,29 phosphorſauren Kalk. (<hi rendition="#g">Einhof</hi>.) Die Bohne<lb/> von <hi rendition="#aq">Phaseolus vulgaris</hi> enthält nur Spuren von Salzen.<lb/> (<hi rendition="#g">Braconnot</hi>.) Der Stamm von <hi rendition="#aq">Medicago Sativa</hi> ent-<lb/> hält nur 0,83 <hi rendition="#aq">p. c.</hi>, <hi rendition="#aq">Ervum lens</hi> nur 0,57 <hi rendition="#aq">p. c.</hi> phosphor-<lb/> ſauren Kalk mit Eiweiß. (<hi rendition="#g">Crome</hi>.) Der Buchweizen, an der<lb/> Sonne getrocknet, liefert im Ganzen nur 0,681 <hi rendition="#aq">p. c.</hi> Aſche<lb/> und darinn nur 0,09 Theile löslicher Salze. (<hi rendition="#g">Zenneck</hi>.)</p><lb/> <p>Die obenerwähnten Pflanzen gehören zu den ſogenannten<lb/> Brachfrüchten, in ihrer Zuſammenſetzung liegt der Grund,<lb/> warum ſie dem Getreide, was nach ihnen gepflanzt wird, nicht<lb/> ſchaden; ſie entziehen dem Boden keine Alkalien, ſondern nur<lb/> eine verſchwindende Menge von phosphorſauren Salzen.</p><lb/> <p>Es iſt klar, daß zwei Pflanzen neben einander wachſend<lb/> ſich gegenſeitig ſchaden, wenn ſie dem Boden einerlei Nah-<lb/> rungsſtoffe entziehen, und es kann nicht auffallend ſein, daß<lb/><hi rendition="#aq">Matricaria Chamomilla, Spartium scoparium</hi> das Aufkommen<lb/> des Getreides hindern, wenn man berückſichtigt, daß beide 7<lb/> bis 7,43 <hi rendition="#aq">p. c.</hi> Aſche geben, die 6/10 kohlenſaures Kali enthält.</p><lb/> <p>Der Lolch (Trespe), das Freiſamkraut (<hi rendition="#aq">Erigeron acre</hi>),<lb/> kommen gleichzeitig mit dem Getreide zur Blüthe und Frucht-<lb/> bildung; in dem Getreide wachſend werden ſich beide Pflanzen<lb/> in die Beſtandtheile des Bodens theilen, mit der Stärke der<lb/> Entwickelung der einen, wird die der andern abnehmen müſſen,<lb/> was die eine aufnimmt, entgeht der andern.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0159]
Die Cultur.
Unter der Familie der Leguminoſen ſind viele Arten, aus-
gezeichnet durch ihren geringen Gehalt von Alkalien und Sal-
zen überhaupt; die Bohne der Vicia faba enthält z. B. kein
freies Alkali, und an phosphorſaurem Kalk und Bitterde noch
kein ganzes Procent (Einhof); die grünen Blätter und Scho-
ten von Pisum sativum enthalten nur 1/1000 phosphorſaure
Salze, die reifen Erbſen geben im Ganzen nur 1,93 Aſche,
darinn 0,29 phosphorſauren Kalk. (Einhof.) Die Bohne
von Phaseolus vulgaris enthält nur Spuren von Salzen.
(Braconnot.) Der Stamm von Medicago Sativa ent-
hält nur 0,83 p. c., Ervum lens nur 0,57 p. c. phosphor-
ſauren Kalk mit Eiweiß. (Crome.) Der Buchweizen, an der
Sonne getrocknet, liefert im Ganzen nur 0,681 p. c. Aſche
und darinn nur 0,09 Theile löslicher Salze. (Zenneck.)
Die obenerwähnten Pflanzen gehören zu den ſogenannten
Brachfrüchten, in ihrer Zuſammenſetzung liegt der Grund,
warum ſie dem Getreide, was nach ihnen gepflanzt wird, nicht
ſchaden; ſie entziehen dem Boden keine Alkalien, ſondern nur
eine verſchwindende Menge von phosphorſauren Salzen.
Es iſt klar, daß zwei Pflanzen neben einander wachſend
ſich gegenſeitig ſchaden, wenn ſie dem Boden einerlei Nah-
rungsſtoffe entziehen, und es kann nicht auffallend ſein, daß
Matricaria Chamomilla, Spartium scoparium das Aufkommen
des Getreides hindern, wenn man berückſichtigt, daß beide 7
bis 7,43 p. c. Aſche geben, die 6/10 kohlenſaures Kali enthält.
Der Lolch (Trespe), das Freiſamkraut (Erigeron acre),
kommen gleichzeitig mit dem Getreide zur Blüthe und Frucht-
bildung; in dem Getreide wachſend werden ſich beide Pflanzen
in die Beſtandtheile des Bodens theilen, mit der Stärke der
Entwickelung der einen, wird die der andern abnehmen müſſen,
was die eine aufnimmt, entgeht der andern.
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