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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
in den Ansichten de Candolle's und Macaire Princep's
entnehmen können. Die Stoffe, welche der erstere mit Excre-
menten bezeichnet, gehörten dem Boden an, es sind unverdaute
Nahrungsmittel, welche die eine Pflanze verwenden kann,
während sie einer andern entbehrlich sind. Die Materien hin-
gegen, welche Macaire-Princep mit Excrementen bezeichnet,
sie können nur in einer einzigen Form zur Nahrung der Ve-
getabilien dienen.

Es ist wohl kaum nöthig daran zu erinnern, daß diese Excre-
mente im zweiten Jahr ihre Beschaffenheit geändert haben müssen;
in dem ersten ist der Boden damit angeschwängert worden,
während des Herbstes und Winters gehen sie durch die Ein-
wirkung des Wassers und der Luft einer Veränderung ent-
gegen, sie werden in Fäulniß und durch häufige Berührung
mit der Luft, durch Umackern, in Verwesung übergeführt. Mit
dem Beginn des Frühlings sind sie ganz oder zum Theil in
eine Materie übergegangen, welche den Humus ersetzt, in eine
Substanz, die sich in einem fortdauernden Zustand der Kohlen-
säure-Entwickelung befindet.

Die Schnelligkeit dieser Verwesung hängt von den Bestand-
theilen des Bodens, von seiner mehr oder weniger porösen
Beschaffenheit ab. In einem an Kalk reichen Boden erhöht
die Berührung mit diesem alkalischen Bestandtheile die Fähig-
keit der organischen Excremente, Sauerstoff anzuziehen und zu
verwesen, sie wird durch die meistens porösere Beschaffenheit
dieser Bodenart, welche der Luft freien Zutritt gestattet, aus-
nehmend beschleunigt. In schwererem Thon- oder Lehmboden
erfordert sie längere Zeit.

In dem einen Boden wird man die nämliche Pflanze nach
dem 2ten Jahre, in andern Bodenarten nach dem 5ten oder
9ten Jahre mit Vortheil wieder bauen können, weil die Ver-

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
in den Anſichten de Candolle’s und Macaire Princep’s
entnehmen können. Die Stoffe, welche der erſtere mit Excre-
menten bezeichnet, gehörten dem Boden an, es ſind unverdaute
Nahrungsmittel, welche die eine Pflanze verwenden kann,
während ſie einer andern entbehrlich ſind. Die Materien hin-
gegen, welche Macaire-Princep mit Excrementen bezeichnet,
ſie können nur in einer einzigen Form zur Nahrung der Ve-
getabilien dienen.

Es iſt wohl kaum nöthig daran zu erinnern, daß dieſe Excre-
mente im zweiten Jahr ihre Beſchaffenheit geändert haben müſſen;
in dem erſten iſt der Boden damit angeſchwängert worden,
während des Herbſtes und Winters gehen ſie durch die Ein-
wirkung des Waſſers und der Luft einer Veränderung ent-
gegen, ſie werden in Fäulniß und durch häufige Berührung
mit der Luft, durch Umackern, in Verweſung übergeführt. Mit
dem Beginn des Frühlings ſind ſie ganz oder zum Theil in
eine Materie übergegangen, welche den Humus erſetzt, in eine
Subſtanz, die ſich in einem fortdauernden Zuſtand der Kohlen-
ſäure-Entwickelung befindet.

Die Schnelligkeit dieſer Verweſung hängt von den Beſtand-
theilen des Bodens, von ſeiner mehr oder weniger poröſen
Beſchaffenheit ab. In einem an Kalk reichen Boden erhöht
die Berührung mit dieſem alkaliſchen Beſtandtheile die Fähig-
keit der organiſchen Excremente, Sauerſtoff anzuziehen und zu
verweſen, ſie wird durch die meiſtens poröſere Beſchaffenheit
dieſer Bodenart, welche der Luft freien Zutritt geſtattet, aus-
nehmend beſchleunigt. In ſchwererem Thon- oder Lehmboden
erfordert ſie längere Zeit.

In dem einen Boden wird man die nämliche Pflanze nach
dem 2ten Jahre, in andern Bodenarten nach dem 5ten oder
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[150/0168] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. in den Anſichten de Candolle’s und Macaire Princep’s entnehmen können. Die Stoffe, welche der erſtere mit Excre- menten bezeichnet, gehörten dem Boden an, es ſind unverdaute Nahrungsmittel, welche die eine Pflanze verwenden kann, während ſie einer andern entbehrlich ſind. Die Materien hin- gegen, welche Macaire-Princep mit Excrementen bezeichnet, ſie können nur in einer einzigen Form zur Nahrung der Ve- getabilien dienen. Es iſt wohl kaum nöthig daran zu erinnern, daß dieſe Excre- mente im zweiten Jahr ihre Beſchaffenheit geändert haben müſſen; in dem erſten iſt der Boden damit angeſchwängert worden, während des Herbſtes und Winters gehen ſie durch die Ein- wirkung des Waſſers und der Luft einer Veränderung ent- gegen, ſie werden in Fäulniß und durch häufige Berührung mit der Luft, durch Umackern, in Verweſung übergeführt. Mit dem Beginn des Frühlings ſind ſie ganz oder zum Theil in eine Materie übergegangen, welche den Humus erſetzt, in eine Subſtanz, die ſich in einem fortdauernden Zuſtand der Kohlen- ſäure-Entwickelung befindet. Die Schnelligkeit dieſer Verweſung hängt von den Beſtand- theilen des Bodens, von ſeiner mehr oder weniger poröſen Beſchaffenheit ab. In einem an Kalk reichen Boden erhöht die Berührung mit dieſem alkaliſchen Beſtandtheile die Fähig- keit der organiſchen Excremente, Sauerſtoff anzuziehen und zu verweſen, ſie wird durch die meiſtens poröſere Beſchaffenheit dieſer Bodenart, welche der Luft freien Zutritt geſtattet, aus- nehmend beſchleunigt. In ſchwererem Thon- oder Lehmboden erfordert ſie längere Zeit. In dem einen Boden wird man die nämliche Pflanze nach dem 2ten Jahre, in andern Bodenarten nach dem 5ten oder 9ten Jahre mit Vortheil wieder bauen können, weil die Ver-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/168>, abgerufen am 24.11.2024.