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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Assimilation des Kohlenstoffs.
Volum Sauerstoff, mit so geringen Abweichungen gefunden,
daß sie als Beobachtungsfehler angesehen werden müssen.

So außerordentlich groß nun auch der Sauerstoffgehalt
der Luft bei einer Berechnung sich darstellt, so ist seine Menge
dennoch nicht unbegrenzt, sie ist im Gegentheil eine erschöpf-
bare Größe.

Wenn man nun erwägt, daß jeder Mensch in 24 Stun-
den 45 Cubicfuß (hessische) Sauerstoff in dem Athmungsproceß
verzehrt, daß 10 Ctr. Kohlenstoff bei ihrem Verbrennen 58112
Cubicfuß Sauerstoff verzehren, daß eine einzige Eisenhütte
hunderte von Millionen Cubicfuß, daß eine kleine Stadt, wie
Gießen, in dem zum Heitzen dienenden Holz allein über 1000
Millionen Cubicfuß Sauerstoff der Atmosphäre entziehen, so
bleibt es völlig unbegreiflich, wenn keine Ursache existirt, durch
welche der hinweggenommene Sauerstoff wieder ersetzt wird,
wie es möglich sein kann, daß nach Zeiträumen, die man in
Zahlen nicht auszudrücken weiß *), der Sauerstoffgehalt der
Luft nicht kleiner geworden ist, daß die Luft in den Thränen-
krügen, die vor 1800 Jahren in Pompeji verschüttet wurden,
nicht mehr davon, als wie heute enthält. Woher kommt es
also, daß dieser Sauerstoffgehalt eine Größe ist, die sich nie
ändert.

*) Die Luft enthält im Maximo 65/100000 kohlensaures Gas und
21000/100000 Sauerstoffgas. Ein Mensch verzehrt in einem Jahre
166,075 Cubicfuß Sauerstoffgas (45000 Cubiczoll in einem Tage
nach Lavoisier, Seguin und Davy), tausend Millionen Menschen
verzehren demnach in einem Jahre 166 Billionen Cubicfuß, = 1/1000
der Quantität, welche in der Luft in der Form von Kohlensäure ent-
halten ist. In 1000 Jahren müßte sich der Gehalt der Kohlensäure
verdoppeln, und in 303 Mal so viel Jahren würden die Menschen
allein allen Sauerstoff verzehrt und in Kohlensäure verwandelt haben.
Der Verbrauch durch Thiere und Verbrennungsprocesse ist hierbei nicht
in Anschlag gebracht.

Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
Volum Sauerſtoff, mit ſo geringen Abweichungen gefunden,
daß ſie als Beobachtungsfehler angeſehen werden müſſen.

So außerordentlich groß nun auch der Sauerſtoffgehalt
der Luft bei einer Berechnung ſich darſtellt, ſo iſt ſeine Menge
dennoch nicht unbegrenzt, ſie iſt im Gegentheil eine erſchöpf-
bare Größe.

Wenn man nun erwägt, daß jeder Menſch in 24 Stun-
den 45 Cubicfuß (heſſiſche) Sauerſtoff in dem Athmungsproceß
verzehrt, daß 10 Ctr. Kohlenſtoff bei ihrem Verbrennen 58112
Cubicfuß Sauerſtoff verzehren, daß eine einzige Eiſenhütte
hunderte von Millionen Cubicfuß, daß eine kleine Stadt, wie
Gießen, in dem zum Heitzen dienenden Holz allein über 1000
Millionen Cubicfuß Sauerſtoff der Atmoſphäre entziehen, ſo
bleibt es völlig unbegreiflich, wenn keine Urſache exiſtirt, durch
welche der hinweggenommene Sauerſtoff wieder erſetzt wird,
wie es möglich ſein kann, daß nach Zeiträumen, die man in
Zahlen nicht auszudrücken weiß *), der Sauerſtoffgehalt der
Luft nicht kleiner geworden iſt, daß die Luft in den Thränen-
krügen, die vor 1800 Jahren in Pompeji verſchüttet wurden,
nicht mehr davon, als wie heute enthält. Woher kommt es
alſo, daß dieſer Sauerſtoffgehalt eine Größe iſt, die ſich nie
ändert.

*) Die Luft enthält im Maximo 65/100000 kohlenſaures Gas und
21000/100000 Sauerſtoffgas. Ein Menſch verzehrt in einem Jahre
166,075 Cubicfuß Sauerſtoffgas (45000 Cubiczoll in einem Tage
nach Lavoiſier, Seguin und Davy), tauſend Millionen Menſchen
verzehren demnach in einem Jahre 166 Billionen Cubicfuß, = 1/1000
der Quantität, welche in der Luft in der Form von Kohlenſäure ent-
halten iſt. In 1000 Jahren müßte ſich der Gehalt der Kohlenſäure
verdoppeln, und in 303 Mal ſo viel Jahren würden die Menſchen
allein allen Sauerſtoff verzehrt und in Kohlenſäure verwandelt haben.
Der Verbrauch durch Thiere und Verbrennungsproceſſe iſt hierbei nicht
in Anſchlag gebracht.
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[16/0034] Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs. Volum Sauerſtoff, mit ſo geringen Abweichungen gefunden, daß ſie als Beobachtungsfehler angeſehen werden müſſen. So außerordentlich groß nun auch der Sauerſtoffgehalt der Luft bei einer Berechnung ſich darſtellt, ſo iſt ſeine Menge dennoch nicht unbegrenzt, ſie iſt im Gegentheil eine erſchöpf- bare Größe. Wenn man nun erwägt, daß jeder Menſch in 24 Stun- den 45 Cubicfuß (heſſiſche) Sauerſtoff in dem Athmungsproceß verzehrt, daß 10 Ctr. Kohlenſtoff bei ihrem Verbrennen 58112 Cubicfuß Sauerſtoff verzehren, daß eine einzige Eiſenhütte hunderte von Millionen Cubicfuß, daß eine kleine Stadt, wie Gießen, in dem zum Heitzen dienenden Holz allein über 1000 Millionen Cubicfuß Sauerſtoff der Atmoſphäre entziehen, ſo bleibt es völlig unbegreiflich, wenn keine Urſache exiſtirt, durch welche der hinweggenommene Sauerſtoff wieder erſetzt wird, wie es möglich ſein kann, daß nach Zeiträumen, die man in Zahlen nicht auszudrücken weiß *), der Sauerſtoffgehalt der Luft nicht kleiner geworden iſt, daß die Luft in den Thränen- krügen, die vor 1800 Jahren in Pompeji verſchüttet wurden, nicht mehr davon, als wie heute enthält. Woher kommt es alſo, daß dieſer Sauerſtoffgehalt eine Größe iſt, die ſich nie ändert. *) Die Luft enthält im Maximo 65/100000 kohlenſaures Gas und 21000/100000 Sauerſtoffgas. Ein Menſch verzehrt in einem Jahre 166,075 Cubicfuß Sauerſtoffgas (45000 Cubiczoll in einem Tage nach Lavoiſier, Seguin und Davy), tauſend Millionen Menſchen verzehren demnach in einem Jahre 166 Billionen Cubicfuß, = 1/1000 der Quantität, welche in der Luft in der Form von Kohlenſäure ent- halten iſt. In 1000 Jahren müßte ſich der Gehalt der Kohlenſäure verdoppeln, und in 303 Mal ſo viel Jahren würden die Menſchen allein allen Sauerſtoff verzehrt und in Kohlenſäure verwandelt haben. Der Verbrauch durch Thiere und Verbrennungsproceſſe iſt hierbei nicht in Anſchlag gebracht.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/34>, abgerufen am 21.11.2024.