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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Assimilation des Kohlenstoffs.

Die Beantwortung dieser Frage hängt mit einer andern
auf's engste zusammen, wo die Kohlensäure nemlich hinkommt,
die durch das Athmen der Thiere, durch Verbrennungsprocesse
gebildet wird. Ein Cubicfuß Sauerstoff, der sich mit Kohlen-
stoff zu Kohlensäure vereinigt, ändert sein Volumen nicht; aus
den Billionen Cubicfuß verzehrten Sauerstoffgases sind eben
so viel Billionen Cubicfuß Kohlensäure entstanden und in die
Atmosphäre gesendet worden.

Durch die genauesten und zuverlässigsten Versuche ist von
de Saussure ausgemittelt worden, daß die Luft, dem Volu-
men nach, im Mittel aller Jahreszeiten nach dreijährigen Beob-
achtungen 0,000415 Volumentheile Kohlensäure enthält.

Die Beobachtungsfehler, welche diesen Gehalt verkleinern
mußten, in Anschlag gebracht, kann man annehmen, daß das
Gewicht der Kohlensäure nahe 1/1000 des Gewichts der Luft
beträgt.

Dieser Gehalt wechselt nach den Jahreszeiten, er ändert
sich aber nicht in verschiedenen Jahren.

Wir kennen keine Thatsache, welche zur Vermuthung be-
rechtigt, daß dieser Gehalt vor Jahrhunderten oder Jahrtau-
senden ein anderer war, und dennoch müßten ihn die unge-
heuren Massen Kohlensäure, welche jährlich in der Atmosphäre
der vorhandenen sich hinzufügen, von Jahr zu Jahr bemerk-
bar vergrößern, allein bei allen frühern Beobachtern findet
man ihn um die Hälfte bis zum zehnfachen Volum höher an-
gegeben
, woraus man höchstens schließen kann, daß er sich
vermindert hat.

Man bemerkt leicht, daß die im Verlauf der Zeit stets
unveränderlichen Mengen von Kohlensäure und Sauerstoffgas
in der Atmosphäre zu einander in einer bestimmten Beziehung
stehen müssen; es muß eine Ursache vorhanden sein, welche die

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Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.

Die Beantwortung dieſer Frage hängt mit einer andern
auf’s engſte zuſammen, wo die Kohlenſäure nemlich hinkommt,
die durch das Athmen der Thiere, durch Verbrennungsproceſſe
gebildet wird. Ein Cubicfuß Sauerſtoff, der ſich mit Kohlen-
ſtoff zu Kohlenſäure vereinigt, ändert ſein Volumen nicht; aus
den Billionen Cubicfuß verzehrten Sauerſtoffgaſes ſind eben
ſo viel Billionen Cubicfuß Kohlenſäure entſtanden und in die
Atmoſphäre geſendet worden.

Durch die genaueſten und zuverläſſigſten Verſuche iſt von
de Sauſſure ausgemittelt worden, daß die Luft, dem Volu-
men nach, im Mittel aller Jahreszeiten nach dreijährigen Beob-
achtungen 0,000415 Volumentheile Kohlenſäure enthält.

Die Beobachtungsfehler, welche dieſen Gehalt verkleinern
mußten, in Anſchlag gebracht, kann man annehmen, daß das
Gewicht der Kohlenſäure nahe 1/1000 des Gewichts der Luft
beträgt.

Dieſer Gehalt wechſelt nach den Jahreszeiten, er ändert
ſich aber nicht in verſchiedenen Jahren.

Wir kennen keine Thatſache, welche zur Vermuthung be-
rechtigt, daß dieſer Gehalt vor Jahrhunderten oder Jahrtau-
ſenden ein anderer war, und dennoch müßten ihn die unge-
heuren Maſſen Kohlenſäure, welche jährlich in der Atmoſphäre
der vorhandenen ſich hinzufügen, von Jahr zu Jahr bemerk-
bar vergrößern, allein bei allen frühern Beobachtern findet
man ihn um die Hälfte bis zum zehnfachen Volum höher an-
gegeben
, woraus man höchſtens ſchließen kann, daß er ſich
vermindert hat.

Man bemerkt leicht, daß die im Verlauf der Zeit ſtets
unveränderlichen Mengen von Kohlenſäure und Sauerſtoffgas
in der Atmoſphäre zu einander in einer beſtimmten Beziehung
ſtehen müſſen; es muß eine Urſache vorhanden ſein, welche die

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[17/0035] Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs. Die Beantwortung dieſer Frage hängt mit einer andern auf’s engſte zuſammen, wo die Kohlenſäure nemlich hinkommt, die durch das Athmen der Thiere, durch Verbrennungsproceſſe gebildet wird. Ein Cubicfuß Sauerſtoff, der ſich mit Kohlen- ſtoff zu Kohlenſäure vereinigt, ändert ſein Volumen nicht; aus den Billionen Cubicfuß verzehrten Sauerſtoffgaſes ſind eben ſo viel Billionen Cubicfuß Kohlenſäure entſtanden und in die Atmoſphäre geſendet worden. Durch die genaueſten und zuverläſſigſten Verſuche iſt von de Sauſſure ausgemittelt worden, daß die Luft, dem Volu- men nach, im Mittel aller Jahreszeiten nach dreijährigen Beob- achtungen 0,000415 Volumentheile Kohlenſäure enthält. Die Beobachtungsfehler, welche dieſen Gehalt verkleinern mußten, in Anſchlag gebracht, kann man annehmen, daß das Gewicht der Kohlenſäure nahe 1/1000 des Gewichts der Luft beträgt. Dieſer Gehalt wechſelt nach den Jahreszeiten, er ändert ſich aber nicht in verſchiedenen Jahren. Wir kennen keine Thatſache, welche zur Vermuthung be- rechtigt, daß dieſer Gehalt vor Jahrhunderten oder Jahrtau- ſenden ein anderer war, und dennoch müßten ihn die unge- heuren Maſſen Kohlenſäure, welche jährlich in der Atmoſphäre der vorhandenen ſich hinzufügen, von Jahr zu Jahr bemerk- bar vergrößern, allein bei allen frühern Beobachtern findet man ihn um die Hälfte bis zum zehnfachen Volum höher an- gegeben, woraus man höchſtens ſchließen kann, daß er ſich vermindert hat. Man bemerkt leicht, daß die im Verlauf der Zeit ſtets unveränderlichen Mengen von Kohlenſäure und Sauerſtoffgas in der Atmoſphäre zu einander in einer beſtimmten Beziehung ſtehen müſſen; es muß eine Urſache vorhanden ſein, welche die 2

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/35>, abgerufen am 21.11.2024.