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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Gift, Contagien, Miasmen.
verdichtete Feuchtigkeit der Luft, welche das flüchtige Contagium
enthält, bringt in Sublimatlösung einen weißen Niederschlag
hervor, grade wie dieß durch Ammoniakauflösung geschieht.
Das Ammoniaksalz, was man aus dem Regenwasser nach Zu-
satz von Säuren und Verdampfen erhält, entwickelt, wenn man
durch Kalk das gebundene Ammoniak wieder austreibt, den
unverkennbarsten Leichengeruch oder den Geruch, der den Mist-
stätten eigenthümlich ist.

Durch Verdampfen von Säuren in einer Luft, welche gas-
förmige Contagien enthält, neutralisiren wir das Ammoniak;
wir hindern die weitere Zersetzung und heben die Wirkung
des Contagiums, seinen Zustand der Zersetzung, gänzlich auf.
Salzsäure und Essigsäure, in manchen Fällen Salpetersäure,
sind allen andern vorzuziehen.

Chlor, was das Ammoniak und organische Materien so
leicht zerstört, hat auf die Lunge einen so nachtheiligen und
schädlichen Einfluß, daß man es zu den giftigsten Stoffen zu
rechnen hat, welches nie an Orten, wo Menschen athmen, in
Anwendung kommen darf.

Kohlensäure und Schwefelwasserstoff, die sich häufig aus
der Erde, in Kloaken entwickeln, gehören zu den schädlichsten
Miasmen. Die erstere kann durch Alkalien, der Schwefelwasser-
stoff durch Verbrennen von Schwefel (schweflige Säure) oder
durch Verdampfen von Salpetersäure aufs Vollständigste aus
der Luft entfernt werden.

Für die Physiologie und Pathologie, namentlich in Be-
ziehung auf die Wirkungsweise von Arzneimitteln und Gif-
ten, ist das Verhalten mancher organischer Verbindungen beach-
tenswerth und bedeutungsvoll.

Man kennt mehrere, dem Anscheine nach, ganz indifferente
Materien, die bei Gegenwart von Wasser nicht mit einander

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Gift, Contagien, Miasmen.
verdichtete Feuchtigkeit der Luft, welche das flüchtige Contagium
enthält, bringt in Sublimatlöſung einen weißen Niederſchlag
hervor, grade wie dieß durch Ammoniakauflöſung geſchieht.
Das Ammoniakſalz, was man aus dem Regenwaſſer nach Zu-
ſatz von Säuren und Verdampfen erhält, entwickelt, wenn man
durch Kalk das gebundene Ammoniak wieder austreibt, den
unverkennbarſten Leichengeruch oder den Geruch, der den Miſt-
ſtätten eigenthümlich iſt.

Durch Verdampfen von Säuren in einer Luft, welche gas-
förmige Contagien enthält, neutraliſiren wir das Ammoniak;
wir hindern die weitere Zerſetzung und heben die Wirkung
des Contagiums, ſeinen Zuſtand der Zerſetzung, gänzlich auf.
Salzſäure und Eſſigſäure, in manchen Fällen Salpeterſäure,
ſind allen andern vorzuziehen.

Chlor, was das Ammoniak und organiſche Materien ſo
leicht zerſtört, hat auf die Lunge einen ſo nachtheiligen und
ſchädlichen Einfluß, daß man es zu den giftigſten Stoffen zu
rechnen hat, welches nie an Orten, wo Menſchen athmen, in
Anwendung kommen darf.

Kohlenſäure und Schwefelwaſſerſtoff, die ſich häufig aus
der Erde, in Kloaken entwickeln, gehören zu den ſchädlichſten
Miasmen. Die erſtere kann durch Alkalien, der Schwefelwaſſer-
ſtoff durch Verbrennen von Schwefel (ſchweflige Säure) oder
durch Verdampfen von Salpeterſäure aufs Vollſtändigſte aus
der Luft entfernt werden.

Für die Phyſiologie und Pathologie, namentlich in Be-
ziehung auf die Wirkungsweiſe von Arzneimitteln und Gif-
ten, iſt das Verhalten mancher organiſcher Verbindungen beach-
tenswerth und bedeutungsvoll.

Man kennt mehrere, dem Anſcheine nach, ganz indifferente
Materien, die bei Gegenwart von Waſſer nicht mit einander

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[339/0357] Gift, Contagien, Miasmen. verdichtete Feuchtigkeit der Luft, welche das flüchtige Contagium enthält, bringt in Sublimatlöſung einen weißen Niederſchlag hervor, grade wie dieß durch Ammoniakauflöſung geſchieht. Das Ammoniakſalz, was man aus dem Regenwaſſer nach Zu- ſatz von Säuren und Verdampfen erhält, entwickelt, wenn man durch Kalk das gebundene Ammoniak wieder austreibt, den unverkennbarſten Leichengeruch oder den Geruch, der den Miſt- ſtätten eigenthümlich iſt. Durch Verdampfen von Säuren in einer Luft, welche gas- förmige Contagien enthält, neutraliſiren wir das Ammoniak; wir hindern die weitere Zerſetzung und heben die Wirkung des Contagiums, ſeinen Zuſtand der Zerſetzung, gänzlich auf. Salzſäure und Eſſigſäure, in manchen Fällen Salpeterſäure, ſind allen andern vorzuziehen. Chlor, was das Ammoniak und organiſche Materien ſo leicht zerſtört, hat auf die Lunge einen ſo nachtheiligen und ſchädlichen Einfluß, daß man es zu den giftigſten Stoffen zu rechnen hat, welches nie an Orten, wo Menſchen athmen, in Anwendung kommen darf. Kohlenſäure und Schwefelwaſſerſtoff, die ſich häufig aus der Erde, in Kloaken entwickeln, gehören zu den ſchädlichſten Miasmen. Die erſtere kann durch Alkalien, der Schwefelwaſſer- ſtoff durch Verbrennen von Schwefel (ſchweflige Säure) oder durch Verdampfen von Salpeterſäure aufs Vollſtändigſte aus der Luft entfernt werden. Für die Phyſiologie und Pathologie, namentlich in Be- ziehung auf die Wirkungsweiſe von Arzneimitteln und Gif- ten, iſt das Verhalten mancher organiſcher Verbindungen beach- tenswerth und bedeutungsvoll. Man kennt mehrere, dem Anſcheine nach, ganz indifferente Materien, die bei Gegenwart von Waſſer nicht mit einander 22*

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/357>, abgerufen am 27.11.2024.