Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Nachträge. der fruchtbarsten Gegenden vom Rhein, bei Bingen und inder Umgegend, so wie in der Pfalz allgemein eingeführt; die Aecker erhalten dort nur nach 9 Jahren wieder Dünger. In dem ersten Jahre werden weiße Rüben, in dem darauf folgen- den Gerste mit Klee angesäet, in dem siebenten Jahre folgen Kartoffeln, in dem achten Weizen, im neunten Gerste, im zehn- ten wird gedüngt, und es beginnt ein neuer Umlauf mit Rüben. Als einige der merkwürdigsten Beweise für die aufgestellten Nachträge. der fruchtbarſten Gegenden vom Rhein, bei Bingen und inder Umgegend, ſo wie in der Pfalz allgemein eingeführt; die Aecker erhalten dort nur nach 9 Jahren wieder Dünger. In dem erſten Jahre werden weiße Rüben, in dem darauf folgen- den Gerſte mit Klee angeſäet, in dem ſiebenten Jahre folgen Kartoffeln, in dem achten Weizen, im neunten Gerſte, im zehn- ten wird gedüngt, und es beginnt ein neuer Umlauf mit Rüben. Als einige der merkwürdigſten Beweiſe für die aufgeſtellten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0365" n="347"/><fw place="top" type="header">Nachträge.</fw><lb/> der fruchtbarſten Gegenden vom Rhein, bei Bingen und in<lb/> der Umgegend, ſo wie in der Pfalz allgemein eingeführt; die<lb/> Aecker erhalten dort nur nach 9 Jahren wieder Dünger. In<lb/> dem erſten Jahre werden weiße Rüben, in dem darauf folgen-<lb/> den Gerſte mit Klee angeſäet, in dem ſiebenten Jahre folgen<lb/> Kartoffeln, in dem achten Weizen, im neunten Gerſte, im zehn-<lb/> ten wird gedüngt, und es beginnt ein neuer Umlauf mit<lb/> Rüben.</p><lb/> <p>Als einige der merkwürdigſten Beweiſe für die aufgeſtellten<lb/> Principien des Feldbaues, namentlich für die Wirkungsweiſe<lb/> des Düngers und für den Urſprung des Kohlenſtoffs und<lb/> Stickſtoffs, verdienen die folgenden Beobachtungen in einem<lb/> größeren Kreiſe bekannt zu werden, da ſie beweiſen, daß ein<lb/> Weinberg ſeine Fruchtbarkeit unter gewiſſen Umſtänden ohne<lb/> Zufuhr von animaliſchem Dünger, oder überhaupt ohne Zu-<lb/> fuhr von Außen behält, wenn die Blätter und das abgeſchnit-<lb/> bene Rebholz von dem Weinberg nicht entfernt, ſondern unter-<lb/> gehackt und als Dünger benutzt werden. Nach der erſteren Angabe<lb/> war dieſe Düngungsweiſe ſeit acht, nach der anderen, welche<lb/> gleiche Glaubwürdigkeit verdient, ſeit zehn Jahren mit dem<lb/> teſten Erfolge fortgeſetzt worden; es laſſen dieſe Erfahrungen<lb/> über den Urſprung des Kohlen- und Stickſtoffs nicht den klein-<lb/> ſten Zweifel zu. Mit dem Holze, welches man den Weinber-<lb/> gen nimmt, entführen wir ihm höchſt bedeutende Mengen von<lb/> Alkali, die in dem thieriſchen Dünger wieder erſetzt werden;<lb/> dasjenige, was in dem Weine ausgeführt wird, beträgt, wie<lb/> dieſe Beiſpiele belegen, nicht mehr als diejenige Quantität, die<lb/> jährlich in dem Boden zur Verwitterung gelangt und auf-<lb/> ſchließbar wird. Man rechnet am Rheine im Durchſchnitt ei-<lb/> nen jährlichen Ertrag von einem Litre Wein auf einen Qua-<lb/> dratmeter Weinberg; wenn wir nun annehmen, daß der Wein<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [347/0365]
Nachträge.
der fruchtbarſten Gegenden vom Rhein, bei Bingen und in
der Umgegend, ſo wie in der Pfalz allgemein eingeführt; die
Aecker erhalten dort nur nach 9 Jahren wieder Dünger. In
dem erſten Jahre werden weiße Rüben, in dem darauf folgen-
den Gerſte mit Klee angeſäet, in dem ſiebenten Jahre folgen
Kartoffeln, in dem achten Weizen, im neunten Gerſte, im zehn-
ten wird gedüngt, und es beginnt ein neuer Umlauf mit
Rüben.
Als einige der merkwürdigſten Beweiſe für die aufgeſtellten
Principien des Feldbaues, namentlich für die Wirkungsweiſe
des Düngers und für den Urſprung des Kohlenſtoffs und
Stickſtoffs, verdienen die folgenden Beobachtungen in einem
größeren Kreiſe bekannt zu werden, da ſie beweiſen, daß ein
Weinberg ſeine Fruchtbarkeit unter gewiſſen Umſtänden ohne
Zufuhr von animaliſchem Dünger, oder überhaupt ohne Zu-
fuhr von Außen behält, wenn die Blätter und das abgeſchnit-
bene Rebholz von dem Weinberg nicht entfernt, ſondern unter-
gehackt und als Dünger benutzt werden. Nach der erſteren Angabe
war dieſe Düngungsweiſe ſeit acht, nach der anderen, welche
gleiche Glaubwürdigkeit verdient, ſeit zehn Jahren mit dem
teſten Erfolge fortgeſetzt worden; es laſſen dieſe Erfahrungen
über den Urſprung des Kohlen- und Stickſtoffs nicht den klein-
ſten Zweifel zu. Mit dem Holze, welches man den Weinber-
gen nimmt, entführen wir ihm höchſt bedeutende Mengen von
Alkali, die in dem thieriſchen Dünger wieder erſetzt werden;
dasjenige, was in dem Weine ausgeführt wird, beträgt, wie
dieſe Beiſpiele belegen, nicht mehr als diejenige Quantität, die
jährlich in dem Boden zur Verwitterung gelangt und auf-
ſchließbar wird. Man rechnet am Rheine im Durchſchnitt ei-
nen jährlichen Ertrag von einem Litre Wein auf einen Qua-
dratmeter Weinberg; wenn wir nun annehmen, daß der Wein
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