Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Nachträge. zu 3/4 gesättigt ist mit Weinstein (saurem weinsaurem Kali) sonehmen wir in dieser Flüssigkeit dem Boden 1,8 Grm. reines Kali im Maximo. Diese Schätzung ist, den Kaligehalt der Hefe mit inbegriffen, jedenfalls das Höchste, was man anneh- men darf; da 100 Th. Champagner-Wein nur 1,54 und 1000 Th. Wachenheimer nur 1,72 Th. trockenen, geglühten Rück- stand hinterlassen. Auf jeden Quadratmeter Weinberg kann man aber einen Weinstock rechnen, dessen abgeschnittenes Holz nach dem Einäschern in 1000 Th. 56--60 Th. kohlensaures Kali = 38--40 Th. reinem Kali zurückläßt. Man sieht hier- nach leicht, daß 45 Grm., = 11/2 Unze, Rebholz so viel Kali enthalten als 1 Litre Wein; es wird aber dem Rebstock jährlich die 8--10fache Quantität an Holz genommen. Die Anlage neuer Weinberge in der Umgegend von Johannisberg, Rüdesheim und Büdesheim beginnt mit der Ausrottung der alten Stöcke, mit dem Ansäen von Gerste und Luzerne oder Esparsette, welche fünf Jahre auf dem Felde stehen bleibt; in dem sechsten Jahre wird der junge Weinberg angepflanzt, und in dem neunten Jahr wird er zum ersten Male gedüngt. Zusatz zur Seite 167. Vor ganz kurzer Zeit war die Wirkungsweise des Kuh- Nachträge. zu ¾ geſättigt iſt mit Weinſtein (ſaurem weinſaurem Kali) ſonehmen wir in dieſer Flüſſigkeit dem Boden 1,8 Grm. reines Kali im Maximo. Dieſe Schätzung iſt, den Kaligehalt der Hefe mit inbegriffen, jedenfalls das Höchſte, was man anneh- men darf; da 100 Th. Champagner-Wein nur 1,54 und 1000 Th. Wachenheimer nur 1,72 Th. trockenen, geglühten Rück- ſtand hinterlaſſen. Auf jeden Quadratmeter Weinberg kann man aber einen Weinſtock rechnen, deſſen abgeſchnittenes Holz nach dem Einäſchern in 1000 Th. 56—60 Th. kohlenſaures Kali = 38—40 Th. reinem Kali zurückläßt. Man ſieht hier- nach leicht, daß 45 Grm., = 1½ Unze, Rebholz ſo viel Kali enthalten als 1 Litre Wein; es wird aber dem Rebſtock jährlich die 8—10fache Quantität an Holz genommen. Die Anlage neuer Weinberge in der Umgegend von Johannisberg, Rüdesheim und Büdesheim beginnt mit der Ausrottung der alten Stöcke, mit dem Anſäen von Gerſte und Luzerne oder Eſparſette, welche fünf Jahre auf dem Felde ſtehen bleibt; in dem ſechsten Jahre wird der junge Weinberg angepflanzt, und in dem neunten Jahr wird er zum erſten Male gedüngt. Zuſatz zur Seite 167. Vor ganz kurzer Zeit war die Wirkungsweiſe des Kuh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0366" n="348"/><fw place="top" type="header">Nachträge.</fw><lb/> zu ¾ geſättigt iſt mit Weinſtein (ſaurem weinſaurem Kali) ſo<lb/> nehmen wir in dieſer Flüſſigkeit dem Boden 1,8 Grm. reines<lb/> Kali im Maximo. Dieſe Schätzung iſt, den Kaligehalt der<lb/> Hefe mit inbegriffen, jedenfalls das Höchſte, was man anneh-<lb/> men darf; da 100 Th. Champagner-Wein nur 1,54 und 1000<lb/> Th. Wachenheimer nur 1,72 Th. trockenen, geglühten Rück-<lb/> ſtand hinterlaſſen. Auf jeden Quadratmeter Weinberg kann<lb/> man aber einen Weinſtock rechnen, deſſen abgeſchnittenes Holz<lb/> nach dem Einäſchern in 1000 Th. 56—60 Th. kohlenſaures<lb/> Kali = 38—40 Th. reinem Kali zurückläßt. Man ſieht hier-<lb/> nach leicht, daß 45 Grm., = 1½ Unze, Rebholz ſo viel Kali<lb/> enthalten als 1 Litre Wein; es wird aber dem Rebſtock<lb/> jährlich die 8—10fache Quantität an Holz genommen. Die<lb/> Anlage neuer Weinberge in der Umgegend von Johannisberg,<lb/> Rüdesheim und Büdesheim beginnt mit der Ausrottung der<lb/> alten Stöcke, mit dem Anſäen von Gerſte und Luzerne oder<lb/> Eſparſette, welche fünf Jahre auf dem Felde ſtehen bleibt; in<lb/> dem ſechsten Jahre wird der junge Weinberg angepflanzt, und<lb/> in dem neunten Jahr wird er zum erſten Male gedüngt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Zuſatz zur Seite</hi> 167.</head><lb/> <p>Vor ganz kurzer Zeit war die Wirkungsweiſe des Kuh-<lb/> koths in der Färberei eben ſo unbegreiflich, wie die des Dün-<lb/> gers in der Landwirthſchaft. Bei den mit Alaunbeize oder<lb/> eſſigſaurem Eiſen bedruckten Zeugen muß das Verdickungsmit-<lb/> tel der Beize aufgelöſ’t und hinweggenommen werden; die un-<lb/> verbundene Beize muß entfernt, ſie muß verhindert werden,<lb/> ſich im Bade aufzulöſen und in den weißen Grund zu ſchla-<lb/> gen; die mit der Faſer verbundene Beize muß damit noch voll-<lb/> kommener vereinigt und auf dieſelbe befeſtigt werden. Alle<lb/> dieſe, für die Färberei höchſt wichtigen Zwecke erreicht man<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0366]
Nachträge.
zu ¾ geſättigt iſt mit Weinſtein (ſaurem weinſaurem Kali) ſo
nehmen wir in dieſer Flüſſigkeit dem Boden 1,8 Grm. reines
Kali im Maximo. Dieſe Schätzung iſt, den Kaligehalt der
Hefe mit inbegriffen, jedenfalls das Höchſte, was man anneh-
men darf; da 100 Th. Champagner-Wein nur 1,54 und 1000
Th. Wachenheimer nur 1,72 Th. trockenen, geglühten Rück-
ſtand hinterlaſſen. Auf jeden Quadratmeter Weinberg kann
man aber einen Weinſtock rechnen, deſſen abgeſchnittenes Holz
nach dem Einäſchern in 1000 Th. 56—60 Th. kohlenſaures
Kali = 38—40 Th. reinem Kali zurückläßt. Man ſieht hier-
nach leicht, daß 45 Grm., = 1½ Unze, Rebholz ſo viel Kali
enthalten als 1 Litre Wein; es wird aber dem Rebſtock
jährlich die 8—10fache Quantität an Holz genommen. Die
Anlage neuer Weinberge in der Umgegend von Johannisberg,
Rüdesheim und Büdesheim beginnt mit der Ausrottung der
alten Stöcke, mit dem Anſäen von Gerſte und Luzerne oder
Eſparſette, welche fünf Jahre auf dem Felde ſtehen bleibt; in
dem ſechsten Jahre wird der junge Weinberg angepflanzt, und
in dem neunten Jahr wird er zum erſten Male gedüngt.
Zuſatz zur Seite 167.
Vor ganz kurzer Zeit war die Wirkungsweiſe des Kuh-
koths in der Färberei eben ſo unbegreiflich, wie die des Dün-
gers in der Landwirthſchaft. Bei den mit Alaunbeize oder
eſſigſaurem Eiſen bedruckten Zeugen muß das Verdickungsmit-
tel der Beize aufgelöſ’t und hinweggenommen werden; die un-
verbundene Beize muß entfernt, ſie muß verhindert werden,
ſich im Bade aufzulöſen und in den weißen Grund zu ſchla-
gen; die mit der Faſer verbundene Beize muß damit noch voll-
kommener vereinigt und auf dieſelbe befeſtigt werden. Alle
dieſe, für die Färberei höchſt wichtigen Zwecke erreicht man
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