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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Assimilation des Wasserstoffs.
wichtstheile Sauerstoff als Gas abgeschieden werden, oder
was weit wahrscheinlicher ist: Die Pflanze zerlegt unter den-
selben Bedingungen bei Gegenwart von Kohlensäure das Was-
ser, sein Wasserstoff wird mit der Kohlensäure assimilirt, wäh-
rend sein Sauerstoff abgeschieden wird; zu 100 Theilen Koh-
lensäure müssen demnach 8,04 Theile Wasserstoff treten, um
die Holzfaser zu bilden, und es werden 72,35 Gewichtstheile,
eine dem Gehalt der Kohlensäure genau gleiche Quantität
Sauerstoff, die mit diesem Wasserstoff verbunden waren, in der
Form von Gas abgeschieden.

Ein jeder Morgen Land, welcher 10 Ctr. Kohle producirt
wird mithin jährlich an die Atmosphäre 2600 Lb reines Sauer-
stoffgas zurückgeben; da nun das specifische Gewicht des
Sauerstoffs durch die Zahl 1,1026 ausgedrückt wird, so wiegt
1 Cubicmeter Sauerstoff, 1432 Grm. oder 2,864 Lb hess. Ge-
wicht und diese 2600 Lb Sauerstoff entsprechen 908 Kubicmetern
oder 58112 Cubicfuß (hess.) Sauerstoffgas.

Ein Morgen Wiese, Wald oder überhaupt cultivirtes
Land ersetzt also den Sauerstoff der Atmosphäre wieder, welcher
durch 10 Ctr. Kohlenstoff bei seiner Verbrennung in der Luft
oder durch den Respirationsproceß der Thiere verzehrt wird.

Es ist erwähnt worden, daß die Holzfaser Kohle und die
Bestandtheile des Wassers enthält, daß aber in dem Holz
mehr Wasserstoff enthalten ist, als diesem Verhältniß entspricht;
dieser Wasserstoff befindet sich darin in der Form von Blatt-
grün, Wachs, Oel, Harz oder überhaupt in der Form von
sehr wasserstoffreichen Materien, er kann diesen Substanzen
nur von dem Wasser geliefert worden sein; für jedes Aequi-
valent Wasserstoff, was in einer dieser Formen von der Pflanze
assimilirt wird, muß 1 Aeq. Sauerstoff an die Atmosphäre
zurückgegeben werden.

Die Aſſimilation des Waſſerſtoffs.
wichtstheile Sauerſtoff als Gas abgeſchieden werden, oder
was weit wahrſcheinlicher iſt: Die Pflanze zerlegt unter den-
ſelben Bedingungen bei Gegenwart von Kohlenſäure das Waſ-
ſer, ſein Waſſerſtoff wird mit der Kohlenſäure aſſimilirt, wäh-
rend ſein Sauerſtoff abgeſchieden wird; zu 100 Theilen Koh-
lenſäure müſſen demnach 8,04 Theile Waſſerſtoff treten, um
die Holzfaſer zu bilden, und es werden 72,35 Gewichtstheile,
eine dem Gehalt der Kohlenſäure genau gleiche Quantität
Sauerſtoff, die mit dieſem Waſſerſtoff verbunden waren, in der
Form von Gas abgeſchieden.

Ein jeder Morgen Land, welcher 10 Ctr. Kohle producirt
wird mithin jährlich an die Atmoſphäre 2600 ℔ reines Sauer-
ſtoffgas zurückgeben; da nun das ſpecifiſche Gewicht des
Sauerſtoffs durch die Zahl 1,1026 ausgedrückt wird, ſo wiegt
1 Cubicmeter Sauerſtoff, 1432 Grm. oder 2,864 ℔ heſſ. Ge-
wicht und dieſe 2600 ℔ Sauerſtoff entſprechen 908 Kubicmetern
oder 58112 Cubicfuß (heſſ.) Sauerſtoffgas.

Ein Morgen Wieſe, Wald oder überhaupt cultivirtes
Land erſetzt alſo den Sauerſtoff der Atmoſphäre wieder, welcher
durch 10 Ctr. Kohlenſtoff bei ſeiner Verbrennung in der Luft
oder durch den Reſpirationsproceß der Thiere verzehrt wird.

Es iſt erwähnt worden, daß die Holzfaſer Kohle und die
Beſtandtheile des Waſſers enthält, daß aber in dem Holz
mehr Waſſerſtoff enthalten iſt, als dieſem Verhältniß entſpricht;
dieſer Waſſerſtoff befindet ſich darin in der Form von Blatt-
grün, Wachs, Oel, Harz oder überhaupt in der Form von
ſehr waſſerſtoffreichen Materien, er kann dieſen Subſtanzen
nur von dem Waſſer geliefert worden ſein; für jedes Aequi-
valent Waſſerſtoff, was in einer dieſer Formen von der Pflanze
aſſimilirt wird, muß 1 Aeq. Sauerſtoff an die Atmoſphäre
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[60/0078] Die Aſſimilation des Waſſerſtoffs. wichtstheile Sauerſtoff als Gas abgeſchieden werden, oder was weit wahrſcheinlicher iſt: Die Pflanze zerlegt unter den- ſelben Bedingungen bei Gegenwart von Kohlenſäure das Waſ- ſer, ſein Waſſerſtoff wird mit der Kohlenſäure aſſimilirt, wäh- rend ſein Sauerſtoff abgeſchieden wird; zu 100 Theilen Koh- lenſäure müſſen demnach 8,04 Theile Waſſerſtoff treten, um die Holzfaſer zu bilden, und es werden 72,35 Gewichtstheile, eine dem Gehalt der Kohlenſäure genau gleiche Quantität Sauerſtoff, die mit dieſem Waſſerſtoff verbunden waren, in der Form von Gas abgeſchieden. Ein jeder Morgen Land, welcher 10 Ctr. Kohle producirt wird mithin jährlich an die Atmoſphäre 2600 ℔ reines Sauer- ſtoffgas zurückgeben; da nun das ſpecifiſche Gewicht des Sauerſtoffs durch die Zahl 1,1026 ausgedrückt wird, ſo wiegt 1 Cubicmeter Sauerſtoff, 1432 Grm. oder 2,864 ℔ heſſ. Ge- wicht und dieſe 2600 ℔ Sauerſtoff entſprechen 908 Kubicmetern oder 58112 Cubicfuß (heſſ.) Sauerſtoffgas. Ein Morgen Wieſe, Wald oder überhaupt cultivirtes Land erſetzt alſo den Sauerſtoff der Atmoſphäre wieder, welcher durch 10 Ctr. Kohlenſtoff bei ſeiner Verbrennung in der Luft oder durch den Reſpirationsproceß der Thiere verzehrt wird. Es iſt erwähnt worden, daß die Holzfaſer Kohle und die Beſtandtheile des Waſſers enthält, daß aber in dem Holz mehr Waſſerſtoff enthalten iſt, als dieſem Verhältniß entſpricht; dieſer Waſſerſtoff befindet ſich darin in der Form von Blatt- grün, Wachs, Oel, Harz oder überhaupt in der Form von ſehr waſſerſtoffreichen Materien, er kann dieſen Subſtanzen nur von dem Waſſer geliefert worden ſein; für jedes Aequi- valent Waſſerſtoff, was in einer dieſer Formen von der Pflanze aſſimilirt wird, muß 1 Aeq. Sauerſtoff an die Atmoſphäre zurückgegeben werden.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/78>, abgerufen am 21.11.2024.