Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Die Assimilation des Wasserstoffs. Man wird die Menge des hierdurch freiwerdenden Sauer- Wie erwähnt, giebt die Pflanze in dem Assimilationspro- Wir wissen aus der Bildung des Wachses, der flüchtigen Die meisten Pflanzengebilde enthalten Wasserstoff in der Form Aller zum Bestehen einer organischen Verbindung unent- Der Assimilationsproceß der Pflanze in seiner einfachsten Die Aſſimilation des Waſſerſtoffs. Man wird die Menge des hierdurch freiwerdenden Sauer- Wie erwähnt, giebt die Pflanze in dem Aſſimilationspro- Wir wiſſen aus der Bildung des Wachſes, der flüchtigen Die meiſten Pflanzengebilde enthalten Waſſerſtoff in der Form Aller zum Beſtehen einer organiſchen Verbindung unent- Der Aſſimilationsproceß der Pflanze in ſeiner einfachſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0079" n="61"/> <fw place="top" type="header">Die Aſſimilation des Waſſerſtoffs.</fw><lb/> <p>Man wird die Menge des hierdurch freiwerdenden Sauer-<lb/> ſtoffs nicht für verſchwindend halten können, wenn man in<lb/> Erwägung zieht, daß für jedes Pfund aſſimilirten Waſſerſtoff,<lb/> die Atmoſphäre 1792 Cubicfuß (heſſ.) Sauerſtoff empfängt.</p><lb/> <p>Wie erwähnt, giebt die Pflanze in dem Aſſimilationspro-<lb/> ceß der Holzfaſer eine Quantität Sauerſtoff an die Atmoſphäre,<lb/> welche unter allen Umſtänden die nemliche iſt, gleichgültig,<lb/> ob ſeine Abſcheidung in einer Zerſetzung des Waſſers ihre Ur-<lb/> ſache hat. — Das letztere iſt oben für wahrſcheinlicher erklärt<lb/> worden.</p><lb/> <p>Wir wiſſen aus der Bildung des Wachſes, der flüchtigen<lb/> und fetten Oele, des Kautſchucks in den Pflanzen, daß ſie im<lb/> lebenden Zuſtande die Fähigkeit beſitzen, Waſſer zu zerlegen,<lb/> denn der Waſſerſtoff dieſer Materien kann nur von dem Waſ-<lb/> ſer geliefert werden. Ja aus den Beobachtungen von A. v.<lb/><hi rendition="#g">Humbold</hi> über die Pilze ergiebt ſich, daß eine Zerſetzung des<lb/> Waſſers erfolgen kann, ohne Aſſimilation des Waſſerſtoffs.<lb/> Wir kennen in dem Waſſer die merkwürdige Verbindung zweier<lb/> Elemente, die ſich in zahlloſen Proceſſen von einander zu<lb/> trennen vermögen, ohne daß wir im Stande ſind, dieſe Tren-<lb/> nung durch unſere Sinne wahrzunehmen, während die Kohlen-<lb/> ſäure nur unter den gewaltſamſten Einwirkungen zerſetzbar iſt.</p><lb/> <p>Die meiſten Pflanzengebilde enthalten Waſſerſtoff in der Form<lb/> von Waſſer, welches ſich als ſolches abſcheiden, erſetzen läßt<lb/> durch andere Körper; derjenige Waſſerſtoff aber, welcher zu ih-<lb/> rer Conſtitution weſentlich iſt, kann unmöglich in der Form<lb/> von Waſſer darinn enthalten ſein.</p><lb/> <p>Aller zum Beſtehen einer organiſchen Verbindung unent-<lb/> behrliche Waſſerſtoff wird durch Zerſetzung von Waſſer der<lb/> Pflanze geliefert.</p><lb/> <p>Der Aſſimilationsproceß der Pflanze in ſeiner einfachſten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0079]
Die Aſſimilation des Waſſerſtoffs.
Man wird die Menge des hierdurch freiwerdenden Sauer-
ſtoffs nicht für verſchwindend halten können, wenn man in
Erwägung zieht, daß für jedes Pfund aſſimilirten Waſſerſtoff,
die Atmoſphäre 1792 Cubicfuß (heſſ.) Sauerſtoff empfängt.
Wie erwähnt, giebt die Pflanze in dem Aſſimilationspro-
ceß der Holzfaſer eine Quantität Sauerſtoff an die Atmoſphäre,
welche unter allen Umſtänden die nemliche iſt, gleichgültig,
ob ſeine Abſcheidung in einer Zerſetzung des Waſſers ihre Ur-
ſache hat. — Das letztere iſt oben für wahrſcheinlicher erklärt
worden.
Wir wiſſen aus der Bildung des Wachſes, der flüchtigen
und fetten Oele, des Kautſchucks in den Pflanzen, daß ſie im
lebenden Zuſtande die Fähigkeit beſitzen, Waſſer zu zerlegen,
denn der Waſſerſtoff dieſer Materien kann nur von dem Waſ-
ſer geliefert werden. Ja aus den Beobachtungen von A. v.
Humbold über die Pilze ergiebt ſich, daß eine Zerſetzung des
Waſſers erfolgen kann, ohne Aſſimilation des Waſſerſtoffs.
Wir kennen in dem Waſſer die merkwürdige Verbindung zweier
Elemente, die ſich in zahlloſen Proceſſen von einander zu
trennen vermögen, ohne daß wir im Stande ſind, dieſe Tren-
nung durch unſere Sinne wahrzunehmen, während die Kohlen-
ſäure nur unter den gewaltſamſten Einwirkungen zerſetzbar iſt.
Die meiſten Pflanzengebilde enthalten Waſſerſtoff in der Form
von Waſſer, welches ſich als ſolches abſcheiden, erſetzen läßt
durch andere Körper; derjenige Waſſerſtoff aber, welcher zu ih-
rer Conſtitution weſentlich iſt, kann unmöglich in der Form
von Waſſer darinn enthalten ſein.
Aller zum Beſtehen einer organiſchen Verbindung unent-
behrliche Waſſerſtoff wird durch Zerſetzung von Waſſer der
Pflanze geliefert.
Der Aſſimilationsproceß der Pflanze in ſeiner einfachſten
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