Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Der chemische Proceß der
zeugt wird, so hat die Meinung nichts Absurdes, daß an-
dere Bestandtheile der Vegetabilien, die in ihrer Zusammen-
setzung zwischen beiden (den Fetten nämlich und den Pro-
teinverbindungen) stehen, daß diese in dem Organismus zu
gleichem Zwecke verwendet werden können.

91. Nach Fremy's Untersuchung ist der Hauptbestand-
theil des Gehirnfettes die Natronverbindung von einer eigen-
thümlichen Säure, der Cerebrinsäure, welche in 100 Th.
enthält:

Kohlenstoff . . . . . . . . . 66,7
Wasserstoff . . . . . . . . . 10,6
Stickstoff . . . . . . . . . 2,3
Phosphor . . . . . . . . . 0,9
Sauerstoff . . . . . . . . . 19,5

Wie man leicht bemerkt, weicht die Zusammensetzung
der Cerebrinsäure von der der fetten Körper und der stick-
stoffhaltigen Bestandtheile des Blutes gänzlich ab; die Fette
sind frei von Stickstoff, die Proteinverbindungen enthalten
nahe an 17 pCt. Stickstoff. Bis auf den Phosphor(säure?)-
gehalt kann die Zusammensetzung der Gehirnsubstanz am nächsten
nur mit der Zusammensetzung der Choleinsäure verglichen
werden, obwohl beide mit einander nicht verwechselt werden
können.

92. Die Gehirn- und Nervensubstanz sind jedenfalls auf
eine ähnliche Weise entstanden wie die Galle, entweder durch
Austreten einer stickstoffreichen Materie aus den Bestand-
theilen des Blutes, oder durch Zusammentreten eines stick-

Der chemiſche Proceß der
zeugt wird, ſo hat die Meinung nichts Abſurdes, daß an-
dere Beſtandtheile der Vegetabilien, die in ihrer Zuſammen-
ſetzung zwiſchen beiden (den Fetten nämlich und den Pro-
teinverbindungen) ſtehen, daß dieſe in dem Organismus zu
gleichem Zwecke verwendet werden können.

91. Nach Fremy’s Unterſuchung iſt der Hauptbeſtand-
theil des Gehirnfettes die Natronverbindung von einer eigen-
thümlichen Säure, der Cerebrinſäure, welche in 100 Th.
enthält:

Kohlenſtoff . . . . . . . . . 66,7
Waſſerſtoff . . . . . . . . . 10,6
Stickſtoff . . . . . . . . . 2,3
Phosphor . . . . . . . . . 0,9
Sauerſtoff . . . . . . . . . 19,5

Wie man leicht bemerkt, weicht die Zuſammenſetzung
der Cerebrinſäure von der der fetten Körper und der ſtick-
ſtoffhaltigen Beſtandtheile des Blutes gänzlich ab; die Fette
ſind frei von Stickſtoff, die Proteinverbindungen enthalten
nahe an 17 pCt. Stickſtoff. Bis auf den Phosphor(ſäure?)-
gehalt kann die Zuſammenſetzung der Gehirnſubſtanz am nächſten
nur mit der Zuſammenſetzung der Choleinſäure verglichen
werden, obwohl beide mit einander nicht verwechſelt werden
können.

92. Die Gehirn- und Nervenſubſtanz ſind jedenfalls auf
eine ähnliche Weiſe entſtanden wie die Galle, entweder durch
Austreten einer ſtickſtoffreichen Materie aus den Beſtand-
theilen des Blutes, oder durch Zuſammentreten eines ſtick-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0212" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der chemi&#x017F;che Proceß der</hi></fw><lb/>
zeugt wird, &#x017F;o hat die Meinung nichts Ab&#x017F;urdes, daß an-<lb/>
dere Be&#x017F;tandtheile der Vegetabilien, die in ihrer Zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;etzung zwi&#x017F;chen beiden (den Fetten nämlich und den Pro-<lb/>
teinverbindungen) &#x017F;tehen, daß die&#x017F;e in dem Organismus zu<lb/>
gleichem Zwecke verwendet werden können.</p><lb/>
          <p>91. Nach <hi rendition="#g">Fremy</hi>&#x2019;s Unter&#x017F;uchung i&#x017F;t der Hauptbe&#x017F;tand-<lb/>
theil des Gehirnfettes die Natronverbindung von einer eigen-<lb/>
thümlichen Säure, der Cerebrin&#x017F;äure, welche in 100 Th.<lb/>
enthält:</p><lb/>
          <list>
            <item>Kohlen&#x017F;toff . . . . . . . . . 66,7</item><lb/>
            <item>Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff . . . . . . . . . 10,6</item><lb/>
            <item>Stick&#x017F;toff . . . . . . . . . 2,3</item><lb/>
            <item>Phosphor . . . . . . . . . 0,9</item><lb/>
            <item>Sauer&#x017F;toff . . . . . . . . . 19,5</item>
          </list><lb/>
          <p>Wie man leicht bemerkt, weicht die Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung<lb/>
der Cerebrin&#x017F;äure von der der fetten Körper und der &#x017F;tick-<lb/>
&#x017F;toffhaltigen Be&#x017F;tandtheile des Blutes gänzlich ab; die Fette<lb/>
&#x017F;ind frei von Stick&#x017F;toff, die Proteinverbindungen enthalten<lb/>
nahe an 17 <hi rendition="#aq">pCt.</hi> Stick&#x017F;toff. Bis auf den Phosphor(&#x017F;äure?)-<lb/>
gehalt kann die Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der Gehirn&#x017F;ub&#x017F;tanz am näch&#x017F;ten<lb/>
nur mit der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der Cholein&#x017F;äure verglichen<lb/>
werden, obwohl beide mit einander nicht verwech&#x017F;elt werden<lb/>
können.</p><lb/>
          <p>92. Die Gehirn- und Nerven&#x017F;ub&#x017F;tanz &#x017F;ind jedenfalls auf<lb/>
eine ähnliche Wei&#x017F;e ent&#x017F;tanden wie die Galle, entweder durch<lb/>
Austreten einer &#x017F;tick&#x017F;toffreichen Materie aus den Be&#x017F;tand-<lb/>
theilen des Blutes, oder durch Zu&#x017F;ammentreten eines &#x017F;tick-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0212] Der chemiſche Proceß der zeugt wird, ſo hat die Meinung nichts Abſurdes, daß an- dere Beſtandtheile der Vegetabilien, die in ihrer Zuſammen- ſetzung zwiſchen beiden (den Fetten nämlich und den Pro- teinverbindungen) ſtehen, daß dieſe in dem Organismus zu gleichem Zwecke verwendet werden können. 91. Nach Fremy’s Unterſuchung iſt der Hauptbeſtand- theil des Gehirnfettes die Natronverbindung von einer eigen- thümlichen Säure, der Cerebrinſäure, welche in 100 Th. enthält: Kohlenſtoff . . . . . . . . . 66,7 Waſſerſtoff . . . . . . . . . 10,6 Stickſtoff . . . . . . . . . 2,3 Phosphor . . . . . . . . . 0,9 Sauerſtoff . . . . . . . . . 19,5 Wie man leicht bemerkt, weicht die Zuſammenſetzung der Cerebrinſäure von der der fetten Körper und der ſtick- ſtoffhaltigen Beſtandtheile des Blutes gänzlich ab; die Fette ſind frei von Stickſtoff, die Proteinverbindungen enthalten nahe an 17 pCt. Stickſtoff. Bis auf den Phosphor(ſäure?)- gehalt kann die Zuſammenſetzung der Gehirnſubſtanz am nächſten nur mit der Zuſammenſetzung der Choleinſäure verglichen werden, obwohl beide mit einander nicht verwechſelt werden können. 92. Die Gehirn- und Nervenſubſtanz ſind jedenfalls auf eine ähnliche Weiſe entſtanden wie die Galle, entweder durch Austreten einer ſtickſtoffreichen Materie aus den Beſtand- theilen des Blutes, oder durch Zuſammentreten eines ſtick-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/212
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/212>, abgerufen am 04.05.2024.