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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Die Bewegungserscheinungen
per durch die Neubildung der ausgetretenen, zur Krafterzeu-
gung bestimmten Körpertheile, durch die Verwendung der
thätigen Lebenskraft zu Bildungseffecten und mit der
Wiederherstellung der ausgetretenen Körpertheile, erhält der
Organismus eine der verwendeten, gleiche Kraft zurück.

Es ist einleuchtend, daß die während des Schlafs in
Bildungseffecten sich äußernde Lebenskraft, gleich sein muß,
der ganzen Summe der im wachenden Zustande zu allen me-
chanischen Effecten zusammengenommenen verwendeten bewe-
genden Kraft, plus einer gewissen Quantität von Kraft, welche
zur Unterhaltung der im Schlafe fortdauernden, unwillkür-
lichen Bewegungen erforderlich war.

Von Tag zu Tag erhält der arbeitende Mann bei hin-
länglicher Nahrung durch sieben Stunden Schlaf diese ganze
Summe von Kraft zurück, und abgesehen von der zu den
unwillkürlichen Bewegungen nöthigen Kraft, die in allen
Individuen gleich ist, kann man annehmen, daß die zur Ar-
beit verwendbare, mechanische Kraft in gradem Verhältniß
steht zu der Anzahl von Stunden Schlaf.

Der Mann schläft 7 und wacht 17 Stunden; bei Wie-
derherstellung des Gleichgewichtes
nach 24 Stunden
sind demnach die in 17 Stunden geäußerten mechanischen Effecte
gleich den in 7 Schlafstunden verwendeten Bildungseffecten.

Wenn ein Greis nur 31/2 Stunden schläft und alles übrige
gleich wie bei dem Manne gesetzt wird, so würde er jeden-
falls nur die Hälfte der mechanischen Effecte hervorzubringen
vermögen, wie der Mann von gleichem Gewicht, er würde

Die Bewegungserſcheinungen
per durch die Neubildung der ausgetretenen, zur Krafterzeu-
gung beſtimmten Körpertheile, durch die Verwendung der
thätigen Lebenskraft zu Bildungseffecten und mit der
Wiederherſtellung der ausgetretenen Körpertheile, erhält der
Organismus eine der verwendeten, gleiche Kraft zurück.

Es iſt einleuchtend, daß die während des Schlafs in
Bildungseffecten ſich äußernde Lebenskraft, gleich ſein muß,
der ganzen Summe der im wachenden Zuſtande zu allen me-
chaniſchen Effecten zuſammengenommenen verwendeten bewe-
genden Kraft, plus einer gewiſſen Quantität von Kraft, welche
zur Unterhaltung der im Schlafe fortdauernden, unwillkür-
lichen Bewegungen erforderlich war.

Von Tag zu Tag erhält der arbeitende Mann bei hin-
länglicher Nahrung durch ſieben Stunden Schlaf dieſe ganze
Summe von Kraft zurück, und abgeſehen von der zu den
unwillkürlichen Bewegungen nöthigen Kraft, die in allen
Individuen gleich iſt, kann man annehmen, daß die zur Ar-
beit verwendbare, mechaniſche Kraft in gradem Verhältniß
ſteht zu der Anzahl von Stunden Schlaf.

Der Mann ſchläft 7 und wacht 17 Stunden; bei Wie-
derherſtellung des Gleichgewichtes
nach 24 Stunden
ſind demnach die in 17 Stunden geäußerten mechaniſchen Effecte
gleich den in 7 Schlafſtunden verwendeten Bildungseffecten.

Wenn ein Greis nur 3½ Stunden ſchläft und alles übrige
gleich wie bei dem Manne geſetzt wird, ſo würde er jeden-
falls nur die Hälfte der mechaniſchen Effecte hervorzubringen
vermögen, wie der Mann von gleichem Gewicht, er würde

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[254/0278] Die Bewegungserſcheinungen per durch die Neubildung der ausgetretenen, zur Krafterzeu- gung beſtimmten Körpertheile, durch die Verwendung der thätigen Lebenskraft zu Bildungseffecten und mit der Wiederherſtellung der ausgetretenen Körpertheile, erhält der Organismus eine der verwendeten, gleiche Kraft zurück. Es iſt einleuchtend, daß die während des Schlafs in Bildungseffecten ſich äußernde Lebenskraft, gleich ſein muß, der ganzen Summe der im wachenden Zuſtande zu allen me- chaniſchen Effecten zuſammengenommenen verwendeten bewe- genden Kraft, plus einer gewiſſen Quantität von Kraft, welche zur Unterhaltung der im Schlafe fortdauernden, unwillkür- lichen Bewegungen erforderlich war. Von Tag zu Tag erhält der arbeitende Mann bei hin- länglicher Nahrung durch ſieben Stunden Schlaf dieſe ganze Summe von Kraft zurück, und abgeſehen von der zu den unwillkürlichen Bewegungen nöthigen Kraft, die in allen Individuen gleich iſt, kann man annehmen, daß die zur Ar- beit verwendbare, mechaniſche Kraft in gradem Verhältniß ſteht zu der Anzahl von Stunden Schlaf. Der Mann ſchläft 7 und wacht 17 Stunden; bei Wie- derherſtellung des Gleichgewichtes nach 24 Stunden ſind demnach die in 17 Stunden geäußerten mechaniſchen Effecte gleich den in 7 Schlafſtunden verwendeten Bildungseffecten. Wenn ein Greis nur 3½ Stunden ſchläft und alles übrige gleich wie bei dem Manne geſetzt wird, ſo würde er jeden- falls nur die Hälfte der mechaniſchen Effecte hervorzubringen vermögen, wie der Mann von gleichem Gewicht, er würde

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/278>, abgerufen am 17.05.2024.