Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite
im Thierorganismus.

Ein nicht ganz unpassendes Bild für die Vorgänge im
Thierkörper geben die sich selbst regulirenden Dampfmaschi-
nen ab, an denen zur Hervorbringung einer gleichförmigen
Bewegung der menschliche Geist den bewundernswürdigsten
Scharfsinn bethätigt hat.

Jedermann weiß, daß in dem Rohre, was den Dampf
zu dem Cylinder führt, in welchem ein Stempel in die Höhe
gehoben werden soll, ein durchbrochener Hahn angebracht ist,
durch dessen Oeffnung aller Dampf seinen Weg nehmen
muß; durch eine mit dem Schwungrad in Verbindung ste-
hende Vorrichtung öffnet sich dieser Hahn, wenn das Rad
langsamer, es schließt sich mehr oder weniger, wenn es ge-
schwinder geht, als zur gleichförmigen Bewegung erforderlich
ist. Mit dem Oeffnen des Hahns strömt mehr Dampf zu
(mehr Kraft), die Bewegung der Maschine wird beschleu-
nigt; mit dem Schließen des Hahns wird der hinzuströmende
Dampf mehr oder weniger abgeschlossen, die Kraft, welche
auf den Stempel wirkt, nimmt ab, die Spannung des Dam-
pfes im Kessel nimmt zu; sie wird zu einer spätern Ver-
wendung aufgespart. Die Spannung des Dampfes, die
Kraft, wenn man will, wird hervorgebracht durch Stoff-
wechsel, durch Verbrennung von Kohlen unter dem Heerde
der Maschine. Die Kraft steigt (die Menge des entwickel-
ten Dampfes und seine Spannung nehmen zu) mit der Tem-
peratur des Heerdes, welche abhängig ist von Zufuhr an
Kohlen und Luft. Es finden sich an diesen Maschinen an-
dere Vorrichtungen, welche beide zu reguliren bestimmt sind.

im Thierorganismus.

Ein nicht ganz unpaſſendes Bild für die Vorgänge im
Thierkörper geben die ſich ſelbſt regulirenden Dampfmaſchi-
nen ab, an denen zur Hervorbringung einer gleichförmigen
Bewegung der menſchliche Geiſt den bewundernswürdigſten
Scharfſinn bethätigt hat.

Jedermann weiß, daß in dem Rohre, was den Dampf
zu dem Cylinder führt, in welchem ein Stempel in die Höhe
gehoben werden ſoll, ein durchbrochener Hahn angebracht iſt,
durch deſſen Oeffnung aller Dampf ſeinen Weg nehmen
muß; durch eine mit dem Schwungrad in Verbindung ſte-
hende Vorrichtung öffnet ſich dieſer Hahn, wenn das Rad
langſamer, es ſchließt ſich mehr oder weniger, wenn es ge-
ſchwinder geht, als zur gleichförmigen Bewegung erforderlich
iſt. Mit dem Oeffnen des Hahns ſtrömt mehr Dampf zu
(mehr Kraft), die Bewegung der Maſchine wird beſchleu-
nigt; mit dem Schließen des Hahns wird der hinzuſtrömende
Dampf mehr oder weniger abgeſchloſſen, die Kraft, welche
auf den Stempel wirkt, nimmt ab, die Spannung des Dam-
pfes im Keſſel nimmt zu; ſie wird zu einer ſpätern Ver-
wendung aufgeſpart. Die Spannung des Dampfes, die
Kraft, wenn man will, wird hervorgebracht durch Stoff-
wechſel, durch Verbrennung von Kohlen unter dem Heerde
der Maſchine. Die Kraft ſteigt (die Menge des entwickel-
ten Dampfes und ſeine Spannung nehmen zu) mit der Tem-
peratur des Heerdes, welche abhängig iſt von Zufuhr an
Kohlen und Luft. Es finden ſich an dieſen Maſchinen an-
dere Vorrichtungen, welche beide zu reguliren beſtimmt ſind.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0293" n="269"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">im Thierorganismus</hi>.</fw><lb/>
            <p>Ein nicht ganz unpa&#x017F;&#x017F;endes Bild für die Vorgänge im<lb/>
Thierkörper geben die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t regulirenden Dampfma&#x017F;chi-<lb/>
nen ab, an denen zur Hervorbringung einer gleichförmigen<lb/>
Bewegung der men&#x017F;chliche Gei&#x017F;t den bewundernswürdig&#x017F;ten<lb/>
Scharf&#x017F;inn bethätigt hat.</p><lb/>
            <p>Jedermann weiß, daß in dem Rohre, was den Dampf<lb/>
zu dem Cylinder führt, in welchem ein Stempel in die Höhe<lb/>
gehoben werden &#x017F;oll, ein durchbrochener Hahn angebracht i&#x017F;t,<lb/>
durch de&#x017F;&#x017F;en Oeffnung aller Dampf &#x017F;einen Weg nehmen<lb/>
muß; durch eine mit dem Schwungrad in Verbindung &#x017F;te-<lb/>
hende Vorrichtung öffnet &#x017F;ich die&#x017F;er Hahn, wenn das Rad<lb/>
lang&#x017F;amer, es &#x017F;chließt &#x017F;ich mehr oder weniger, wenn es ge-<lb/>
&#x017F;chwinder geht, als zur gleichförmigen Bewegung erforderlich<lb/>
i&#x017F;t. Mit dem Oeffnen des Hahns &#x017F;trömt mehr Dampf zu<lb/>
(mehr Kraft), die Bewegung der Ma&#x017F;chine wird be&#x017F;chleu-<lb/>
nigt; mit dem Schließen des Hahns wird der hinzu&#x017F;trömende<lb/>
Dampf mehr oder weniger abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die Kraft, welche<lb/>
auf den Stempel wirkt, nimmt ab, die Spannung des Dam-<lb/>
pfes im Ke&#x017F;&#x017F;el nimmt zu; &#x017F;ie wird zu einer &#x017F;pätern Ver-<lb/>
wendung aufge&#x017F;part. Die Spannung des Dampfes, die<lb/>
Kraft, wenn man will, wird hervorgebracht durch Stoff-<lb/>
wech&#x017F;el, durch Verbrennung von Kohlen unter dem Heerde<lb/>
der Ma&#x017F;chine. Die Kraft &#x017F;teigt (die Menge des entwickel-<lb/>
ten Dampfes und &#x017F;eine Spannung nehmen zu) mit der Tem-<lb/>
peratur des Heerdes, welche abhängig i&#x017F;t von Zufuhr an<lb/>
Kohlen und Luft. Es finden &#x017F;ich an die&#x017F;en Ma&#x017F;chinen an-<lb/>
dere Vorrichtungen, welche beide zu reguliren be&#x017F;timmt &#x017F;ind.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0293] im Thierorganismus. Ein nicht ganz unpaſſendes Bild für die Vorgänge im Thierkörper geben die ſich ſelbſt regulirenden Dampfmaſchi- nen ab, an denen zur Hervorbringung einer gleichförmigen Bewegung der menſchliche Geiſt den bewundernswürdigſten Scharfſinn bethätigt hat. Jedermann weiß, daß in dem Rohre, was den Dampf zu dem Cylinder führt, in welchem ein Stempel in die Höhe gehoben werden ſoll, ein durchbrochener Hahn angebracht iſt, durch deſſen Oeffnung aller Dampf ſeinen Weg nehmen muß; durch eine mit dem Schwungrad in Verbindung ſte- hende Vorrichtung öffnet ſich dieſer Hahn, wenn das Rad langſamer, es ſchließt ſich mehr oder weniger, wenn es ge- ſchwinder geht, als zur gleichförmigen Bewegung erforderlich iſt. Mit dem Oeffnen des Hahns ſtrömt mehr Dampf zu (mehr Kraft), die Bewegung der Maſchine wird beſchleu- nigt; mit dem Schließen des Hahns wird der hinzuſtrömende Dampf mehr oder weniger abgeſchloſſen, die Kraft, welche auf den Stempel wirkt, nimmt ab, die Spannung des Dam- pfes im Keſſel nimmt zu; ſie wird zu einer ſpätern Ver- wendung aufgeſpart. Die Spannung des Dampfes, die Kraft, wenn man will, wird hervorgebracht durch Stoff- wechſel, durch Verbrennung von Kohlen unter dem Heerde der Maſchine. Die Kraft ſteigt (die Menge des entwickel- ten Dampfes und ſeine Spannung nehmen zu) mit der Tem- peratur des Heerdes, welche abhängig iſt von Zufuhr an Kohlen und Luft. Es finden ſich an dieſen Maſchinen an- dere Vorrichtungen, welche beide zu reguliren beſtimmt ſind.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/293
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/293>, abgerufen am 17.05.2024.