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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Die Bewegungserscheinungen
Steigt die Spannung des Dampfes im Kessel, so schließen
sich die Luftzüge, die Verbrennung wird verlangsamt, die Zufuhr
an Kraft (an Dampf) vermindert; geht die Maschine langsa-
mer, so strömt ihr mehr Dampf zu, die Luftzüge öffnen sich und
die Ursache der Wärmeentwicklung (Krafterzeugung) nimmt
zu, eine letzte Vorrichtung wirft dem Heerde ohne Unterlaß
Kohlen zu.

Wenn wir nun an irgend einer Stelle des Dampfkessels die
Temperatur erniedrigen, so nimmt seine Spannung ab; dies
giebt sich sogleich an den Regulatoren der Kraft zu erken-
nen, die nun ganz die Functionen verrichten, wie wenn wir
eine gewisse Quantität Dampf (Kraft) aus dem Kessel hät-
ten heraustreten lassen; der Dampfregulator, die Luftzüge
öffnen sich, die Maschine wirft sich selbst eine größere Menge
Kohlen zu.

Ganz ähnlich wie in diesen Maschinen, verhält es sich im
Thierkörper hinsichtlich der Wärme und Krafterzeugung. Mit
der Abnahme der äußern Temperatur verstärken sich die
Athembewegungen, es wird Sauerstoff häufiger und in ver-
dichteterem Zustande zugeführt, der Stoffwechsel erhöht sich,
es muß mehr Nahrungsstoff zugeführt werden, wenn die
Temperatur nicht wechseln soll.

Es bedarf wohl keiner Erinnerung, daß ein gespannter
Dampf in dem Thierkörper, so wenig wie ein elektrischer,
Strom, als die Ursache der Krafterzeugung angesehen wer-
den kann.

Aus der in dem Obigen entwickelten Theorie der Krank-

Die Bewegungserſcheinungen
Steigt die Spannung des Dampfes im Keſſel, ſo ſchließen
ſich die Luftzüge, die Verbrennung wird verlangſamt, die Zufuhr
an Kraft (an Dampf) vermindert; geht die Maſchine langſa-
mer, ſo ſtrömt ihr mehr Dampf zu, die Luftzüge öffnen ſich und
die Urſache der Wärmeentwicklung (Krafterzeugung) nimmt
zu, eine letzte Vorrichtung wirft dem Heerde ohne Unterlaß
Kohlen zu.

Wenn wir nun an irgend einer Stelle des Dampfkeſſels die
Temperatur erniedrigen, ſo nimmt ſeine Spannung ab; dies
giebt ſich ſogleich an den Regulatoren der Kraft zu erken-
nen, die nun ganz die Functionen verrichten, wie wenn wir
eine gewiſſe Quantität Dampf (Kraft) aus dem Keſſel hät-
ten heraustreten laſſen; der Dampfregulator, die Luftzüge
öffnen ſich, die Maſchine wirft ſich ſelbſt eine größere Menge
Kohlen zu.

Ganz ähnlich wie in dieſen Maſchinen, verhält es ſich im
Thierkörper hinſichtlich der Wärme und Krafterzeugung. Mit
der Abnahme der äußern Temperatur verſtärken ſich die
Athembewegungen, es wird Sauerſtoff häufiger und in ver-
dichteterem Zuſtande zugeführt, der Stoffwechſel erhöht ſich,
es muß mehr Nahrungsſtoff zugeführt werden, wenn die
Temperatur nicht wechſeln ſoll.

Es bedarf wohl keiner Erinnerung, daß ein geſpannter
Dampf in dem Thierkörper, ſo wenig wie ein elektriſcher,
Strom, als die Urſache der Krafterzeugung angeſehen wer-
den kann.

Aus der in dem Obigen entwickelten Theorie der Krank-

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[270/0294] Die Bewegungserſcheinungen Steigt die Spannung des Dampfes im Keſſel, ſo ſchließen ſich die Luftzüge, die Verbrennung wird verlangſamt, die Zufuhr an Kraft (an Dampf) vermindert; geht die Maſchine langſa- mer, ſo ſtrömt ihr mehr Dampf zu, die Luftzüge öffnen ſich und die Urſache der Wärmeentwicklung (Krafterzeugung) nimmt zu, eine letzte Vorrichtung wirft dem Heerde ohne Unterlaß Kohlen zu. Wenn wir nun an irgend einer Stelle des Dampfkeſſels die Temperatur erniedrigen, ſo nimmt ſeine Spannung ab; dies giebt ſich ſogleich an den Regulatoren der Kraft zu erken- nen, die nun ganz die Functionen verrichten, wie wenn wir eine gewiſſe Quantität Dampf (Kraft) aus dem Keſſel hät- ten heraustreten laſſen; der Dampfregulator, die Luftzüge öffnen ſich, die Maſchine wirft ſich ſelbſt eine größere Menge Kohlen zu. Ganz ähnlich wie in dieſen Maſchinen, verhält es ſich im Thierkörper hinſichtlich der Wärme und Krafterzeugung. Mit der Abnahme der äußern Temperatur verſtärken ſich die Athembewegungen, es wird Sauerſtoff häufiger und in ver- dichteterem Zuſtande zugeführt, der Stoffwechſel erhöht ſich, es muß mehr Nahrungsſtoff zugeführt werden, wenn die Temperatur nicht wechſeln ſoll. Es bedarf wohl keiner Erinnerung, daß ein geſpannter Dampf in dem Thierkörper, ſo wenig wie ein elektriſcher, Strom, als die Urſache der Krafterzeugung angeſehen wer- den kann. Aus der in dem Obigen entwickelten Theorie der Krank-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/294>, abgerufen am 21.05.2024.