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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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im Thierorganismus.
heit ergiebt sich von selbst, daß ein ausgebildeter Krankheits-
zustand in einem Körpertheil durch die chemische Action eines
Arzneimittels nicht zum Verschwinden gebracht werden kann.

Einem abnormalen Umsetzungsproceß kann durch Arznei-
mittel eine Grenze gesetzt werden; er kann beschleunigt oder
verlangsamt werden, allein damit ist der Normal- (Gesund-
heits-) Zustand nicht zurückgekehrt.

Die Kunst des Arztes besteht in der Kenntniß der Mit-
tel, die ihm gestatten, einen Einfluß auf den Verlauf der
Krankheit auszuüben, und in der Beseitigung und Entfer-
nung aller störenden Ursachen, deren Wirkung sich der Wir-
kung der Krankheitsursache hinzufügt.

Eine jede Theorie bringt nur durch die richtige Anwen-
dung ihrer Principien einen wirklichen Nutzen. Eine und
dieselbe Heilmethode kann dem einen Individuum die Ge-
sundheit wiedergeben, während sie, auf ein anderes ange-
wandt, den sichern Tod nach sich zieht. So hat in gewissen,
entzündlichen Krankheiten, bei muskelreichen Personen, die
antiphlogistische Behandlung ihren entschiedenen Werth,
während Blutentziehung bei anderen von nachtheiligen Fol-
gen begleitet ist. Das belebende Blut bleibt immer die
wichtigste Bedingung zur Wiederherstellung eines aufgehobe-
nen Gleichgewichts-Zustandes, welche stets an den Gewinn
von Zeit geknüpft ist; es muß als die letzte und wichtigste
Ursache eines dauernden, vitalen Widerstandes der kranken
sowohl, wie der nicht ergriffenen Körpertheile angesehen und
im Auge behalten werden.


im Thierorganismus.
heit ergiebt ſich von ſelbſt, daß ein ausgebildeter Krankheits-
zuſtand in einem Körpertheil durch die chemiſche Action eines
Arzneimittels nicht zum Verſchwinden gebracht werden kann.

Einem abnormalen Umſetzungsproceß kann durch Arznei-
mittel eine Grenze geſetzt werden; er kann beſchleunigt oder
verlangſamt werden, allein damit iſt der Normal- (Geſund-
heits-) Zuſtand nicht zurückgekehrt.

Die Kunſt des Arztes beſteht in der Kenntniß der Mit-
tel, die ihm geſtatten, einen Einfluß auf den Verlauf der
Krankheit auszuüben, und in der Beſeitigung und Entfer-
nung aller ſtörenden Urſachen, deren Wirkung ſich der Wir-
kung der Krankheitsurſache hinzufügt.

Eine jede Theorie bringt nur durch die richtige Anwen-
dung ihrer Principien einen wirklichen Nutzen. Eine und
dieſelbe Heilmethode kann dem einen Individuum die Ge-
ſundheit wiedergeben, während ſie, auf ein anderes ange-
wandt, den ſichern Tod nach ſich zieht. So hat in gewiſſen,
entzündlichen Krankheiten, bei muskelreichen Perſonen, die
antiphlogiſtiſche Behandlung ihren entſchiedenen Werth,
während Blutentziehung bei anderen von nachtheiligen Fol-
gen begleitet iſt. Das belebende Blut bleibt immer die
wichtigſte Bedingung zur Wiederherſtellung eines aufgehobe-
nen Gleichgewichts-Zuſtandes, welche ſtets an den Gewinn
von Zeit geknüpft iſt; es muß als die letzte und wichtigſte
Urſache eines dauernden, vitalen Widerſtandes der kranken
ſowohl, wie der nicht ergriffenen Körpertheile angeſehen und
im Auge behalten werden.


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[271/0295] im Thierorganismus. heit ergiebt ſich von ſelbſt, daß ein ausgebildeter Krankheits- zuſtand in einem Körpertheil durch die chemiſche Action eines Arzneimittels nicht zum Verſchwinden gebracht werden kann. Einem abnormalen Umſetzungsproceß kann durch Arznei- mittel eine Grenze geſetzt werden; er kann beſchleunigt oder verlangſamt werden, allein damit iſt der Normal- (Geſund- heits-) Zuſtand nicht zurückgekehrt. Die Kunſt des Arztes beſteht in der Kenntniß der Mit- tel, die ihm geſtatten, einen Einfluß auf den Verlauf der Krankheit auszuüben, und in der Beſeitigung und Entfer- nung aller ſtörenden Urſachen, deren Wirkung ſich der Wir- kung der Krankheitsurſache hinzufügt. Eine jede Theorie bringt nur durch die richtige Anwen- dung ihrer Principien einen wirklichen Nutzen. Eine und dieſelbe Heilmethode kann dem einen Individuum die Ge- ſundheit wiedergeben, während ſie, auf ein anderes ange- wandt, den ſichern Tod nach ſich zieht. So hat in gewiſſen, entzündlichen Krankheiten, bei muskelreichen Perſonen, die antiphlogiſtiſche Behandlung ihren entſchiedenen Werth, während Blutentziehung bei anderen von nachtheiligen Fol- gen begleitet iſt. Das belebende Blut bleibt immer die wichtigſte Bedingung zur Wiederherſtellung eines aufgehobe- nen Gleichgewichts-Zuſtandes, welche ſtets an den Gewinn von Zeit geknüpft iſt; es muß als die letzte und wichtigſte Urſache eines dauernden, vitalen Widerſtandes der kranken ſowohl, wie der nicht ergriffenen Körpertheile angeſehen und im Auge behalten werden.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/295>, abgerufen am 22.11.2024.