Wir sehen nun, daß die Blutkörperchen des arteriel- len Blutes in den weiten Kanälen ihre Farbe bewahren, daß sie sie erst bei dem Durchgange durch die Capillargefäße verlieren. Alle Bestandtheile des venösen Blutes, welche die Fähigkeit hatten sich mit Sauerstoff zu verbinden, nehmen in der Lunge einen entsprechenden Theil davon auf; Versuche mit Serum zeigen, daß es mit reinem Sauerstoff in Be- rührung dessen Volumen nicht merklich ändert. Venöses Blut mit Sauerstoff in Berührung röthet sich unter Absorption des Sauerstoffs; es wird hierbei eine entsprechende Menge Kohlensäure gebildet.
Es ist klar, der Farbewechsel der Blutkörperchen hängt von der Verbindung von irgend einem ihrer Bestandtheile mit dem Sauerstoff ab, und mit dieser Sauerstoffaufnahme tritt eine gewisse Quantität Kohlensäure aus.
Von dem Serum scheidet sich diese Kohlensäure nicht ab, denn es besitzt nicht die Fähigkeit, bei Berührung mit Sauer- stoff Kohlensäure abzugeben; das Blut von den Blutkörper- chen getrennt (das Serum) absorbirt sein halbes bis gleiches Volumen Kohlensäure (siehe den Artikel Blut in dem Hand- wörterbuche der Chemie von Poggendorff, Wöhler und Liebig, Seite 877), es ist bei gewöhnlicher Temperatur nicht mit Kohlensäure gesättigt.
Das arterielle Blut geht, von dem Thiere genommen, unausgesetzt einer Veränderung entgegen, seine hochrothe Farbe wird schwarzroth; das hochrothe Blut, was seine Farbe den Blutkörperchen verdankt, wird schwarzroth durch
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im Thierorganismus.
Wir ſehen nun, daß die Blutkörperchen des arteriel- len Blutes in den weiten Kanälen ihre Farbe bewahren, daß ſie ſie erſt bei dem Durchgange durch die Capillargefäße verlieren. Alle Beſtandtheile des venöſen Blutes, welche die Fähigkeit hatten ſich mit Sauerſtoff zu verbinden, nehmen in der Lunge einen entſprechenden Theil davon auf; Verſuche mit Serum zeigen, daß es mit reinem Sauerſtoff in Be- rührung deſſen Volumen nicht merklich ändert. Venöſes Blut mit Sauerſtoff in Berührung röthet ſich unter Abſorption des Sauerſtoffs; es wird hierbei eine entſprechende Menge Kohlenſäure gebildet.
Es iſt klar, der Farbewechſel der Blutkörperchen hängt von der Verbindung von irgend einem ihrer Beſtandtheile mit dem Sauerſtoff ab, und mit dieſer Sauerſtoffaufnahme tritt eine gewiſſe Quantität Kohlenſäure aus.
Von dem Serum ſcheidet ſich dieſe Kohlenſäure nicht ab, denn es beſitzt nicht die Fähigkeit, bei Berührung mit Sauer- ſtoff Kohlenſäure abzugeben; das Blut von den Blutkörper- chen getrennt (das Serum) abſorbirt ſein halbes bis gleiches Volumen Kohlenſäure (ſiehe den Artikel Blut in dem Hand- wörterbuche der Chemie von Poggendorff, Wöhler und Liebig, Seite 877), es iſt bei gewöhnlicher Temperatur nicht mit Kohlenſäure geſättigt.
Das arterielle Blut geht, von dem Thiere genommen, unausgeſetzt einer Veränderung entgegen, ſeine hochrothe Farbe wird ſchwarzroth; das hochrothe Blut, was ſeine Farbe den Blutkörperchen verdankt, wird ſchwarzroth durch
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im Thierorganismus.
Wir ſehen nun, daß die Blutkörperchen des arteriel-
len Blutes in den weiten Kanälen ihre Farbe bewahren,
daß ſie ſie erſt bei dem Durchgange durch die Capillargefäße
verlieren. Alle Beſtandtheile des venöſen Blutes, welche die
Fähigkeit hatten ſich mit Sauerſtoff zu verbinden, nehmen in
der Lunge einen entſprechenden Theil davon auf; Verſuche
mit Serum zeigen, daß es mit reinem Sauerſtoff in Be-
rührung deſſen Volumen nicht merklich ändert. Venöſes Blut
mit Sauerſtoff in Berührung röthet ſich unter Abſorption
des Sauerſtoffs; es wird hierbei eine entſprechende Menge
Kohlenſäure gebildet.
Es iſt klar, der Farbewechſel der Blutkörperchen hängt
von der Verbindung von irgend einem ihrer Beſtandtheile
mit dem Sauerſtoff ab, und mit dieſer Sauerſtoffaufnahme
tritt eine gewiſſe Quantität Kohlenſäure aus.
Von dem Serum ſcheidet ſich dieſe Kohlenſäure nicht ab,
denn es beſitzt nicht die Fähigkeit, bei Berührung mit Sauer-
ſtoff Kohlenſäure abzugeben; das Blut von den Blutkörper-
chen getrennt (das Serum) abſorbirt ſein halbes bis gleiches
Volumen Kohlenſäure (ſiehe den Artikel Blut in dem Hand-
wörterbuche der Chemie von Poggendorff, Wöhler und
Liebig, Seite 877), es iſt bei gewöhnlicher Temperatur
nicht mit Kohlenſäure geſättigt.
Das arterielle Blut geht, von dem Thiere genommen,
unausgeſetzt einer Veränderung entgegen, ſeine hochrothe
Farbe wird ſchwarzroth; das hochrothe Blut, was ſeine
Farbe den Blutkörperchen verdankt, wird ſchwarzroth durch
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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