Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Ich hatte Komödianten kommen lassen, Um mir die Zeit ein wenig zu verkürzen Und meinen treuen biedern Wassersassen Einmal den rauhen Seemannstag zu würzen. War das ein Jux und Jubel, kaum zu fassen, Ich sah sie lachend sich entgegenstürzen Den angekommnen Künstlern eine Strecke, Nur Moiken schielte schüchtern um die Ecke. Der Herr Direktor war ein alter Mann Mit weißem Haar und dicker roter Nase. Die größten Mimen that er in den Bann, Was waren Devrient und Friedrich Haase. Als Gast war er sogar in Ispahan, Sprach er von dort, geriet er in Extase. Sehr abgeschabt war des Direktors Rock, Des Abends trank er dreizehn Gläser Grogk. Die Frau Direktor, eine kleine Dame Von sechzig Lenzen und vielleicht darüber, War einst gefeiert, ein berühmter Name, Bis mählig trüber ward ihr Stern und trüber, Bis ihr das Leben gab, das mühesame, Das Leben, ach, zu viele Nasenstüber. Am Tage stand am Herd sie, wusch und nähte, Am Abend spielte sie die Margarete. Liebhaber Nummer Eins, er hieß Maresche, War Heldenvater auch und Intriguant. Liebhaber Nummer Zwei, er hieß Manesche, War noch ein junger siebzehnjähriger Fant. Nicht immer trugen sie die reinste Wäsche, Doch waren sonst sie fein und elegant, Ergötzten beide, ging der Vorhang nieder, Das Publikum durch Anekdoten, Lieder. Ich hatte Komödianten kommen laſſen, Um mir die Zeit ein wenig zu verkürzen Und meinen treuen biedern Waſſerſaſſen Einmal den rauhen Seemannstag zu würzen. War das ein Jux und Jubel, kaum zu faſſen, Ich ſah ſie lachend ſich entgegenſtürzen Den angekommnen Künſtlern eine Strecke, Nur Moiken ſchielte ſchüchtern um die Ecke. Der Herr Direktor war ein alter Mann Mit weißem Haar und dicker roter Naſe. Die größten Mimen that er in den Bann, Was waren Devrient und Friedrich Haaſe. Als Gaſt war er ſogar in Ispahan, Sprach er von dort, geriet er in Extaſe. Sehr abgeſchabt war des Direktors Rock, Des Abends trank er dreizehn Gläſer Grogk. Die Frau Direktor, eine kleine Dame Von ſechzig Lenzen und vielleicht darüber, War einſt gefeiert, ein berühmter Name, Bis mählig trüber ward ihr Stern und trüber, Bis ihr das Leben gab, das müheſame, Das Leben, ach, zu viele Naſenſtüber. Am Tage ſtand am Herd ſie, wuſch und nähte, Am Abend ſpielte ſie die Margarete. Liebhaber Nummer Eins, er hieß Mareſche, War Heldenvater auch und Intriguant. Liebhaber Nummer Zwei, er hieß Maneſche, War noch ein junger ſiebzehnjähriger Fant. Nicht immer trugen ſie die reinſte Wäſche, Doch waren ſonſt ſie fein und elegant, Ergötzten beide, ging der Vorhang nieder, Das Publikum durch Anekdoten, Lieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0131" n="123"/> <lg n="24"> <l>Ich hatte Komödianten kommen laſſen,</l><lb/> <l>Um mir die Zeit ein wenig zu verkürzen</l><lb/> <l>Und meinen treuen biedern Waſſerſaſſen</l><lb/> <l>Einmal den rauhen Seemannstag zu würzen.</l><lb/> <l>War das ein Jux und Jubel, kaum zu faſſen,</l><lb/> <l>Ich ſah ſie lachend ſich entgegenſtürzen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Den angekommnen Künſtlern eine Strecke,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Nur Moiken ſchielte ſchüchtern um die Ecke.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Der Herr Direktor war ein alter Mann</l><lb/> <l>Mit weißem Haar und dicker roter Naſe.</l><lb/> <l>Die größten Mimen that er in den Bann,</l><lb/> <l>Was waren Devrient und Friedrich Haaſe.</l><lb/> <l>Als Gaſt war er ſogar in Ispahan,</l><lb/> <l>Sprach er von dort, geriet er in Extaſe.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Sehr abgeſchabt war des Direktors Rock,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Des Abends trank er dreizehn Gläſer Grogk.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Die Frau Direktor, eine kleine Dame</l><lb/> <l>Von ſechzig Lenzen und vielleicht darüber,</l><lb/> <l>War einſt gefeiert, ein berühmter Name,</l><lb/> <l>Bis mählig trüber ward ihr Stern und trüber,</l><lb/> <l>Bis ihr das Leben gab, das müheſame,</l><lb/> <l>Das Leben, ach, zu viele Naſenſtüber.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Am Tage ſtand am Herd ſie, wuſch und nähte,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Am Abend ſpielte ſie die Margarete.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="27"> <l>Liebhaber Nummer Eins, er hieß Mareſche,</l><lb/> <l>War Heldenvater auch und Intriguant.</l><lb/> <l>Liebhaber Nummer Zwei, er hieß Maneſche,</l><lb/> <l>War noch ein junger ſiebzehnjähriger Fant.</l><lb/> <l>Nicht immer trugen ſie die reinſte Wäſche,</l><lb/> <l>Doch waren ſonſt ſie fein und elegant,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ergötzten beide, ging der Vorhang nieder,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Das Publikum durch Anekdoten, Lieder.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [123/0131]
Ich hatte Komödianten kommen laſſen,
Um mir die Zeit ein wenig zu verkürzen
Und meinen treuen biedern Waſſerſaſſen
Einmal den rauhen Seemannstag zu würzen.
War das ein Jux und Jubel, kaum zu faſſen,
Ich ſah ſie lachend ſich entgegenſtürzen
Den angekommnen Künſtlern eine Strecke,
Nur Moiken ſchielte ſchüchtern um die Ecke.
Der Herr Direktor war ein alter Mann
Mit weißem Haar und dicker roter Naſe.
Die größten Mimen that er in den Bann,
Was waren Devrient und Friedrich Haaſe.
Als Gaſt war er ſogar in Ispahan,
Sprach er von dort, geriet er in Extaſe.
Sehr abgeſchabt war des Direktors Rock,
Des Abends trank er dreizehn Gläſer Grogk.
Die Frau Direktor, eine kleine Dame
Von ſechzig Lenzen und vielleicht darüber,
War einſt gefeiert, ein berühmter Name,
Bis mählig trüber ward ihr Stern und trüber,
Bis ihr das Leben gab, das müheſame,
Das Leben, ach, zu viele Naſenſtüber.
Am Tage ſtand am Herd ſie, wuſch und nähte,
Am Abend ſpielte ſie die Margarete.
Liebhaber Nummer Eins, er hieß Mareſche,
War Heldenvater auch und Intriguant.
Liebhaber Nummer Zwei, er hieß Maneſche,
War noch ein junger ſiebzehnjähriger Fant.
Nicht immer trugen ſie die reinſte Wäſche,
Doch waren ſonſt ſie fein und elegant,
Ergötzten beide, ging der Vorhang nieder,
Das Publikum durch Anekdoten, Lieder.
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