Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Schnellfeuer -- dort -- der König -- Sein Doch grauenvoller war der Schrei, Den eben schrie die Wasserfei: "O wehe, weh, die Stund' ist da." Und gleich nachdem der Ruf geschah, Hört' ich es hinterm Hügel nah, Und trab, trab kommt es näher schon, Und näher, näher schwillt der Ton, Da, auf des Hügels breiter Kuppe, Links blieb die kleine Tannengruppe, Ein Mensch, am Himmel ausgeschnitten, Ein Pulsschlag war es, dann herab, So läuft er auf sein nasses Grab. Halt! Halt! und bald steh' ich in Mitten Von Wasserweib und Menschenkind, Und fing den Stürmer auf geschwind. Der wehrte sich und wollte fort, Er müsse zu der Nixe dort. Ich hielt ihn wie mit Eisenklammern, Es half ihm Klagen nicht und Jammern. Da, gräßlich, schreit es noch einmal, Im Echo ruft das ganze Thal, Und wunderbar, wie vordem schon, Tönt trab, trab, trab der alte Ton, Erst hinterm Hügel, dann hoch oben, Die Augen stier, die Händ' erhoben. So stürzt der Läufer niederwärts, Dem schönen Nixenweib ans Herz. Ich sah, eh' ich den Sinn verlor, Schnellfeuer — dort — der König — Sein Doch grauenvoller war der Schrei, Den eben ſchrie die Waſſerfei: „O wehe, weh, die Stund’ iſt da.“ Und gleich nachdem der Ruf geſchah, Hört’ ich es hinterm Hügel nah, Und trab, trab kommt es näher ſchon, Und näher, näher ſchwillt der Ton, Da, auf des Hügels breiter Kuppe, Links blieb die kleine Tannengruppe, Ein Menſch, am Himmel ausgeſchnitten, Ein Pulsſchlag war es, dann herab, So läuft er auf ſein naſſes Grab. Halt! Halt! und bald ſteh’ ich in Mitten Von Waſſerweib und Menſchenkind, Und fing den Stürmer auf geſchwind. Der wehrte ſich und wollte fort, Er müſſe zu der Nixe dort. Ich hielt ihn wie mit Eiſenklammern, Es half ihm Klagen nicht und Jammern. Da, gräßlich, ſchreit es noch einmal, Im Echo ruft das ganze Thal, Und wunderbar, wie vordem ſchon, Tönt trab, trab, trab der alte Ton, Erſt hinterm Hügel, dann hoch oben, Die Augen ſtier, die Händ’ erhoben. So ſtürzt der Läufer niederwärts, Dem ſchönen Nixenweib ans Herz. Ich ſah, eh’ ich den Sinn verlor, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="11"> <pb facs="#f0069" n="61"/> <l>Schnellfeuer — dort — der König — Sein</l><lb/> <l>Im Tod …“ … und ruhig ſchlief er ein.</l><lb/> <l>Ich küßte ſeinen bleichen Mund,</l><lb/> <l>Und ſtürzte wieder in die Schlacht,</l><lb/> <l>In den quirlenden, qualmenden Höllenſchlund,</l><lb/> <l>Bis uns der Tag den Sieg gebracht. —</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Doch grauenvoller war der Schrei,</l><lb/> <l>Den eben ſchrie die Waſſerfei:</l><lb/> <l>„O wehe, weh, die Stund’ iſt da.“</l><lb/> <l>Und gleich nachdem der Ruf geſchah,</l><lb/> <l>Hört’ ich es hinterm Hügel nah,</l><lb/> <l>Und trab, trab kommt es näher ſchon,</l><lb/> <l>Und näher, näher ſchwillt der Ton,</l><lb/> <l>Da, auf des Hügels breiter Kuppe,</l><lb/> <l>Links blieb die kleine Tannengruppe,</l><lb/> <l>Ein Menſch, am Himmel ausgeſchnitten,</l><lb/> <l>Ein Pulsſchlag war es, dann herab,</l><lb/> <l>So läuft er auf ſein naſſes Grab.</l><lb/> <l>Halt! Halt! und bald ſteh’ ich in Mitten</l><lb/> <l>Von Waſſerweib und Menſchenkind,</l><lb/> <l>Und fing den Stürmer auf geſchwind.</l><lb/> <l>Der wehrte ſich und wollte fort,</l><lb/> <l>Er müſſe zu der Nixe dort.</l><lb/> <l>Ich hielt ihn wie mit Eiſenklammern,</l><lb/> <l>Es half ihm Klagen nicht und Jammern.</l><lb/> <l>Da, gräßlich, ſchreit es noch einmal,</l><lb/> <l>Im Echo ruft das ganze Thal,</l><lb/> <l>Und wunderbar, wie vordem ſchon,</l><lb/> <l>Tönt trab, trab, trab der alte Ton,</l><lb/> <l>Erſt hinterm Hügel, dann hoch oben,</l><lb/> <l>Die Augen ſtier, die Händ’ erhoben.</l><lb/> <l>So ſtürzt der Läufer niederwärts,</l><lb/> <l>Dem ſchönen Nixenweib ans Herz.</l><lb/> <l>Ich ſah, eh’ ich den Sinn verlor,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [61/0069]
Schnellfeuer — dort — der König — Sein
Im Tod …“ … und ruhig ſchlief er ein.
Ich küßte ſeinen bleichen Mund,
Und ſtürzte wieder in die Schlacht,
In den quirlenden, qualmenden Höllenſchlund,
Bis uns der Tag den Sieg gebracht. —
Doch grauenvoller war der Schrei,
Den eben ſchrie die Waſſerfei:
„O wehe, weh, die Stund’ iſt da.“
Und gleich nachdem der Ruf geſchah,
Hört’ ich es hinterm Hügel nah,
Und trab, trab kommt es näher ſchon,
Und näher, näher ſchwillt der Ton,
Da, auf des Hügels breiter Kuppe,
Links blieb die kleine Tannengruppe,
Ein Menſch, am Himmel ausgeſchnitten,
Ein Pulsſchlag war es, dann herab,
So läuft er auf ſein naſſes Grab.
Halt! Halt! und bald ſteh’ ich in Mitten
Von Waſſerweib und Menſchenkind,
Und fing den Stürmer auf geſchwind.
Der wehrte ſich und wollte fort,
Er müſſe zu der Nixe dort.
Ich hielt ihn wie mit Eiſenklammern,
Es half ihm Klagen nicht und Jammern.
Da, gräßlich, ſchreit es noch einmal,
Im Echo ruft das ganze Thal,
Und wunderbar, wie vordem ſchon,
Tönt trab, trab, trab der alte Ton,
Erſt hinterm Hügel, dann hoch oben,
Die Augen ſtier, die Händ’ erhoben.
So ſtürzt der Läufer niederwärts,
Dem ſchönen Nixenweib ans Herz.
Ich ſah, eh’ ich den Sinn verlor,
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