Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Die braunen Augen sehen schmerzlich Die braunen Augen ſehen ſchmerzlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0096" n="88"/> <l>Die braunen Augen ſehen ſchmerzlich</l><lb/> <l>Auf Svidiger, den blonden Sachſen,</l><lb/> <l>Und Siva liebt ihn, liebt ihn herzlich,</l><lb/> <l>Und ihre Liebe iſt im Wachſen.</l><lb/> <l>Auf Knieen fleht ſie ſchluchzend an</l><lb/> <l>Den König, bis er ſich beſann,</l><lb/> <l>Und beiden Freiheit hat und Leben</l><lb/> <l>Und ſicheres Geleit gegeben.</l><lb/> <l>Bekannt iſt ja die Urgeſchichte,</l><lb/> <l>Auf die füglich ich hier verzichte,</l><lb/> <l>Die wir in Märchen, Chronik, Sagen</l><lb/> <l>Oft ſchon geleſen mit Behagen.</l><lb/> <l>Genug — auf einem Einbaum fahren</l><lb/> <l>Svidger und Burvin jede Nacht</l><lb/> <l>In Sternenglanz und Mondespracht</l><lb/> <l>Entgegen tötlichen Gefahren.</l><lb/> <l>Burvin hält Wache, und Svidger</l><lb/> <l>Säumt an des holden Mädchens Bruſt,</l><lb/> <l>Und es vollzieht ſich unbewußt</l><lb/> <l>Des Rätſels ſtete Wiederkehr. —</l><lb/> <l>Ganz leiſe dröhnt das Tamtam her,</l><lb/> <l>Im Schloßhof flammen Opferfeuer</l><lb/> <l>Grell um das Götzenungeheuer,</l><lb/> <l>Und werfen Lichter weit umher.</l><lb/> <l>Doch ſüß und ſanft umrauſcht der Wald</l><lb/> <l>Sivas und Svidgers ſtille Laube,</l><lb/> <l>Wo ſich die weiße Slaventaube</l><lb/> <l>Schmiegt an die deutſche Kraftgeſtalt. —</l><lb/> <l>Doch bald entdeckte das Czilieſter,</l><lb/> <l>Des grauſen Götzen Oberprieſter.</l><lb/> <l>Und weiter folgt die Urgeſchichte,</l><lb/> <l>Auf die füglich ich hier verzichte,</l><lb/> <l>Die wir in Märchen, Chronik, Sagen</l><lb/> <l>Oft ſchon geleſen mit Behagen.</l><lb/> <l>Genug — als Svidger und Burvin</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [88/0096]
Die braunen Augen ſehen ſchmerzlich
Auf Svidiger, den blonden Sachſen,
Und Siva liebt ihn, liebt ihn herzlich,
Und ihre Liebe iſt im Wachſen.
Auf Knieen fleht ſie ſchluchzend an
Den König, bis er ſich beſann,
Und beiden Freiheit hat und Leben
Und ſicheres Geleit gegeben.
Bekannt iſt ja die Urgeſchichte,
Auf die füglich ich hier verzichte,
Die wir in Märchen, Chronik, Sagen
Oft ſchon geleſen mit Behagen.
Genug — auf einem Einbaum fahren
Svidger und Burvin jede Nacht
In Sternenglanz und Mondespracht
Entgegen tötlichen Gefahren.
Burvin hält Wache, und Svidger
Säumt an des holden Mädchens Bruſt,
Und es vollzieht ſich unbewußt
Des Rätſels ſtete Wiederkehr. —
Ganz leiſe dröhnt das Tamtam her,
Im Schloßhof flammen Opferfeuer
Grell um das Götzenungeheuer,
Und werfen Lichter weit umher.
Doch ſüß und ſanft umrauſcht der Wald
Sivas und Svidgers ſtille Laube,
Wo ſich die weiße Slaventaube
Schmiegt an die deutſche Kraftgeſtalt. —
Doch bald entdeckte das Czilieſter,
Des grauſen Götzen Oberprieſter.
Und weiter folgt die Urgeſchichte,
Auf die füglich ich hier verzichte,
Die wir in Märchen, Chronik, Sagen
Oft ſchon geleſen mit Behagen.
Genug — als Svidger und Burvin
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