Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

angedeutet, und zwangen dieselben dadurch untereinander pa-
rallel zu bleiben. Hierdurch erhielten wir die mittlere Wind-
steigung bis zu 10 m Höhe über dem Erdboden.

Auch diese mittlere Windrichtung nach der Höhe schwankte
um die Mittellage von 3--4° Steigung unaufhörlich auf und
nieder.

Um nun über die wahre Mittellage durch diese Schwan-
kungen keinem Irrtum anheimzufallen, haben wir durch den
Wind selbst eine Reihe von Diagrammen über seine steigende
Richtung aufzeichnen lassen.

Aus der Fig. 51 ist leicht ersichtlich, wie die zu diesem
Zweck getroffene Einrichtung in Wirkung trat. Der unterste
Windfahnenhebel verpflanzte durch eine leichte Stange die
gemeinsame Bewegung der Windfahnen auf einen Zeichenstift.
Letzterer bewegte sich nach der wechselnden Windsteigung
daher auf und nieder. Wenn man nun einen mit Papier be-
spannten Cylinder, auf dem die Spitze des Zeichenstiftes mit
leichtem Druck ruhte, gleichmässig drehte, so erhielt man eine
Wellenlinie auf dem Papier. Um den Grad der Schwankungen
der Hebel zu erkennen, wurden zuförderst die Hebel nach der
Wasserwage eingestellt, und der Papiercylinder einmal herum-
gedreht. Dadurch zeichnete der Stift eine gerade Linie vor,
welche die Lage markierte, in welcher die Hebel horizontal
standen, wo also der Wind bei freier Beweglichkeit der Hebel
genau horizontal wehen musste.

Auf diese Weise ergaben sich Diagramme, aus denen sich
die mittlere Windsteigung genau ermitteln liess. Fig. 3 auf
Tafel V zeigt eine solche durch den Wind selbst gezeichnete
Wellenlinie für die Dauer von einer Minute. Man sieht, dass
der Zeichenstift sich meistens über der Horizontalen bewegte
und im ganzen zwischen + 10° und -- 5° schwankte. Die
grössten von uns beobachteten Schwankungen, die aber seltener
eintraten, lagen zwischen 16° über und 9° unter der Hori-
zontalen.

Die Diagramme, welche wir erhielten, zeigten alle gewisse
gemeinsame Merkmale. Für den Zeitraum von einer Minute

angedeutet, und zwangen dieselben dadurch untereinander pa-
rallel zu bleiben. Hierdurch erhielten wir die mittlere Wind-
steigung bis zu 10 m Höhe über dem Erdboden.

Auch diese mittlere Windrichtung nach der Höhe schwankte
um die Mittellage von 3—4° Steigung unaufhörlich auf und
nieder.

Um nun über die wahre Mittellage durch diese Schwan-
kungen keinem Irrtum anheimzufallen, haben wir durch den
Wind selbst eine Reihe von Diagrammen über seine steigende
Richtung aufzeichnen lassen.

Aus der Fig. 51 ist leicht ersichtlich, wie die zu diesem
Zweck getroffene Einrichtung in Wirkung trat. Der unterste
Windfahnenhebel verpflanzte durch eine leichte Stange die
gemeinsame Bewegung der Windfahnen auf einen Zeichenstift.
Letzterer bewegte sich nach der wechselnden Windsteigung
daher auf und nieder. Wenn man nun einen mit Papier be-
spannten Cylinder, auf dem die Spitze des Zeichenstiftes mit
leichtem Druck ruhte, gleichmäſsig drehte, so erhielt man eine
Wellenlinie auf dem Papier. Um den Grad der Schwankungen
der Hebel zu erkennen, wurden zuförderst die Hebel nach der
Wasserwage eingestellt, und der Papiercylinder einmal herum-
gedreht. Dadurch zeichnete der Stift eine gerade Linie vor,
welche die Lage markierte, in welcher die Hebel horizontal
standen, wo also der Wind bei freier Beweglichkeit der Hebel
genau horizontal wehen muſste.

Auf diese Weise ergaben sich Diagramme, aus denen sich
die mittlere Windsteigung genau ermitteln lieſs. Fig. 3 auf
Tafel V zeigt eine solche durch den Wind selbst gezeichnete
Wellenlinie für die Dauer von einer Minute. Man sieht, daſs
der Zeichenstift sich meistens über der Horizontalen bewegte
und im ganzen zwischen + 10° und — 5° schwankte. Die
gröſsten von uns beobachteten Schwankungen, die aber seltener
eintraten, lagen zwischen 16° über und 9° unter der Hori-
zontalen.

Die Diagramme, welche wir erhielten, zeigten alle gewisse
gemeinsame Merkmale. Für den Zeitraum von einer Minute

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0132" n="116"/>
angedeutet, und zwangen dieselben dadurch untereinander pa-<lb/>
rallel zu bleiben. Hierdurch erhielten wir die mittlere Wind-<lb/>
steigung bis zu 10 m Höhe über dem Erdboden.</p><lb/>
        <p>Auch diese mittlere Windrichtung nach der Höhe schwankte<lb/>
um die Mittellage von 3&#x2014;4° Steigung unaufhörlich auf und<lb/>
nieder.</p><lb/>
        <p>Um nun über die wahre Mittellage durch diese Schwan-<lb/>
kungen keinem Irrtum anheimzufallen, haben wir durch den<lb/>
Wind selbst eine Reihe von Diagrammen über seine steigende<lb/>
Richtung aufzeichnen lassen.</p><lb/>
        <p>Aus der Fig. 51 ist leicht ersichtlich, wie die zu diesem<lb/>
Zweck getroffene Einrichtung in Wirkung trat. Der unterste<lb/>
Windfahnenhebel verpflanzte durch eine leichte Stange die<lb/>
gemeinsame Bewegung der Windfahnen auf einen Zeichenstift.<lb/>
Letzterer bewegte sich nach der wechselnden Windsteigung<lb/>
daher auf und nieder. Wenn man nun einen mit Papier be-<lb/>
spannten Cylinder, auf dem die Spitze des Zeichenstiftes mit<lb/>
leichtem Druck ruhte, gleichmä&#x017F;sig drehte, so erhielt man eine<lb/>
Wellenlinie auf dem Papier. Um den Grad der Schwankungen<lb/>
der Hebel zu erkennen, wurden zuförderst die Hebel nach der<lb/>
Wasserwage eingestellt, und der Papiercylinder einmal herum-<lb/>
gedreht. Dadurch zeichnete der Stift eine gerade Linie vor,<lb/>
welche die Lage markierte, in welcher die Hebel horizontal<lb/>
standen, wo also der Wind bei freier Beweglichkeit der Hebel<lb/>
genau horizontal wehen mu&#x017F;ste.</p><lb/>
        <p>Auf diese Weise ergaben sich Diagramme, aus denen sich<lb/>
die mittlere Windsteigung genau ermitteln lie&#x017F;s. Fig. 3 auf<lb/>
Tafel V zeigt eine solche durch den Wind selbst gezeichnete<lb/>
Wellenlinie für die Dauer von einer Minute. Man sieht, da&#x017F;s<lb/>
der Zeichenstift sich meistens über der Horizontalen bewegte<lb/>
und im ganzen zwischen + 10° und &#x2014; 5° schwankte. Die<lb/>
grö&#x017F;sten von uns beobachteten Schwankungen, die aber seltener<lb/>
eintraten, lagen zwischen 16° über und 9° unter der Hori-<lb/>
zontalen.</p><lb/>
        <p>Die Diagramme, welche wir erhielten, zeigten alle gewisse<lb/>
gemeinsame Merkmale. Für den Zeitraum von einer Minute<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0132] angedeutet, und zwangen dieselben dadurch untereinander pa- rallel zu bleiben. Hierdurch erhielten wir die mittlere Wind- steigung bis zu 10 m Höhe über dem Erdboden. Auch diese mittlere Windrichtung nach der Höhe schwankte um die Mittellage von 3—4° Steigung unaufhörlich auf und nieder. Um nun über die wahre Mittellage durch diese Schwan- kungen keinem Irrtum anheimzufallen, haben wir durch den Wind selbst eine Reihe von Diagrammen über seine steigende Richtung aufzeichnen lassen. Aus der Fig. 51 ist leicht ersichtlich, wie die zu diesem Zweck getroffene Einrichtung in Wirkung trat. Der unterste Windfahnenhebel verpflanzte durch eine leichte Stange die gemeinsame Bewegung der Windfahnen auf einen Zeichenstift. Letzterer bewegte sich nach der wechselnden Windsteigung daher auf und nieder. Wenn man nun einen mit Papier be- spannten Cylinder, auf dem die Spitze des Zeichenstiftes mit leichtem Druck ruhte, gleichmäſsig drehte, so erhielt man eine Wellenlinie auf dem Papier. Um den Grad der Schwankungen der Hebel zu erkennen, wurden zuförderst die Hebel nach der Wasserwage eingestellt, und der Papiercylinder einmal herum- gedreht. Dadurch zeichnete der Stift eine gerade Linie vor, welche die Lage markierte, in welcher die Hebel horizontal standen, wo also der Wind bei freier Beweglichkeit der Hebel genau horizontal wehen muſste. Auf diese Weise ergaben sich Diagramme, aus denen sich die mittlere Windsteigung genau ermitteln lieſs. Fig. 3 auf Tafel V zeigt eine solche durch den Wind selbst gezeichnete Wellenlinie für die Dauer von einer Minute. Man sieht, daſs der Zeichenstift sich meistens über der Horizontalen bewegte und im ganzen zwischen + 10° und — 5° schwankte. Die gröſsten von uns beobachteten Schwankungen, die aber seltener eintraten, lagen zwischen 16° über und 9° unter der Hori- zontalen. Die Diagramme, welche wir erhielten, zeigten alle gewisse gemeinsame Merkmale. Für den Zeitraum von einer Minute

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/132
Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/132>, abgerufen am 23.11.2024.