Jch bin der erste, der davon schreibt. O was wird es mich nicht vor Mühe und Nachdencken kosten, mein wichtiges und nützliches Vorhaben so auszuführen, daß ich Ehre davon habe! Jch bin schuldig, fals ich mich um diejenigen rechtschaffen verdient machen will, die etwan, durch mein Beyspiel aufgemuntert, nach diesem von eben dieser Materie schreiben werden, alles zu sagen, was gesagt werden kan, damit ihnen ihre Arbeit desto leichter werde, und ich das Vergnü- gen haben möge, die trostreichen Worte: Vid. Do- ctissimus Robertus Clifton, magnum illud An- gliae Sidus, auf allen Seiten ihrer Schrifften zu le- sen. Die blosse Vorstellung dieses Vergnügens ver- süsset mir meine Arbeit, und machet, daß ich alle Schwierigkeiten verachte.
Magnum opus aggredior, sed dat mihi gloria vires.
Jch wende mich demnach, ohne fernere Weitläuf- tigkeit, zur Sache selbst, und werde die Ehre haben, Jhnen sowohl meine wenigen Gedancken von den Figuren meiner Fenster-Scheibe zu eröffnen, als auch zu sagen, was andere davon geurtheilet haben. Denn, mein Herr, Sie können leicht gedencken, daß ich über eine Sache von der Wichtigkeit, Leute, die gelehrter, als ich, zu Rathe gezogen. Als Nebucadnezar einen bedencklichen Traum gehabt hatte, und sein Sohn Belsazer die unbekannte Schrifft an seiner Wand nicht lesen konnte, wurden alle Weisen und Chaldäer zusammen geruffen. Nun will ich eben meine gefrorne Fenster-Scheiben nicht mit dem Traum, und der Schrifft vergleichen, wodurch diese beyde Monar- chen so verwirrt gemacht worden: So viel kan ich
aber
(o)
Jch bin der erſte, der davon ſchreibt. O was wird es mich nicht vor Muͤhe und Nachdencken koſten, mein wichtiges und nuͤtzliches Vorhaben ſo auszufuͤhren, daß ich Ehre davon habe! Jch bin ſchuldig, fals ich mich um diejenigen rechtſchaffen verdient machen will, die etwan, durch mein Beyſpiel aufgemuntert, nach dieſem von eben dieſer Materie ſchreiben werden, alles zu ſagen, was geſagt werden kan, damit ihnen ihre Arbeit deſto leichter werde, und ich das Vergnuͤ- gen haben moͤge, die troſtreichen Worte: Vid. Do- ctisſimus Robertus Clifton, magnum illud An- gliæ Sidus, auf allen Seiten ihrer Schrifften zu le- ſen. Die bloſſe Vorſtellung dieſes Vergnuͤgens ver- ſuͤſſet mir meine Arbeit, und machet, daß ich alle Schwierigkeiten verachte.
Magnum opus aggredior, ſed dat mihi gloria vires.
Jch wende mich demnach, ohne fernere Weitlaͤuf- tigkeit, zur Sache ſelbſt, und werde die Ehre haben, Jhnen ſowohl meine wenigen Gedancken von den Figuren meiner Fenſter-Scheibe zu eroͤffnen, als auch zu ſagen, was andere davon geurtheilet haben. Denn, mein Herr, Sie koͤnnen leicht gedencken, daß ich uͤber eine Sache von der Wichtigkeit, Leute, die gelehrter, als ich, zu Rathe gezogen. Als Nebucadnezar einen bedencklichen Traum gehabt hatte, und ſein Sohn Belſazer die unbekannte Schrifft an ſeiner Wand nicht leſen konnte, wurden alle Weiſen und Chaldaͤer zuſammen geruffen. Nun will ich eben meine gefrorne Fenſter-Scheiben nicht mit dem Traum, und der Schrifft vergleichen, wodurch dieſe beyde Monar- chen ſo verwirrt gemacht worden: So viel kan ich
aber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0151"n="59"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/><p>Jch bin der erſte, der davon ſchreibt. O was wird<lb/>
es mich nicht vor Muͤhe und Nachdencken koſten, mein<lb/>
wichtiges und nuͤtzliches Vorhaben ſo auszufuͤhren,<lb/>
daß ich Ehre davon habe! Jch bin ſchuldig, fals ich<lb/>
mich um diejenigen rechtſchaffen verdient machen<lb/>
will, die etwan, durch mein Beyſpiel aufgemuntert,<lb/>
nach dieſem von eben dieſer Materie ſchreiben werden,<lb/>
alles zu ſagen, was geſagt werden kan, damit ihnen<lb/>
ihre Arbeit deſto leichter werde, und ich das Vergnuͤ-<lb/>
gen haben moͤge, die troſtreichen Worte: <hirendition="#aq">Vid. Do-<lb/>
ctisſimus Robertus Clifton, magnum illud An-<lb/>
gliæ Sidus,</hi> auf allen Seiten ihrer Schrifften zu le-<lb/>ſen. Die bloſſe Vorſtellung dieſes Vergnuͤgens ver-<lb/>ſuͤſſet mir meine Arbeit, und machet, daß ich alle<lb/>
Schwierigkeiten verachte.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Magnum opus aggredior, ſed dat mihi gloria<lb/><hirendition="#et">vires.</hi></hi></quote></cit><lb/><p>Jch wende mich demnach, ohne fernere Weitlaͤuf-<lb/>
tigkeit, zur Sache ſelbſt, und werde die Ehre haben,<lb/>
Jhnen ſowohl meine wenigen Gedancken von den<lb/>
Figuren meiner Fenſter-Scheibe zu eroͤffnen, als auch<lb/>
zu ſagen, was andere davon geurtheilet haben. Denn,<lb/>
mein Herr, Sie koͤnnen leicht gedencken, daß ich uͤber<lb/>
eine Sache von der Wichtigkeit, Leute, die gelehrter,<lb/>
als ich, zu Rathe gezogen. Als Nebucadnezar einen<lb/>
bedencklichen Traum gehabt hatte, und ſein Sohn<lb/>
Belſazer die unbekannte Schrifft an ſeiner Wand<lb/>
nicht leſen konnte, wurden alle Weiſen und Chaldaͤer<lb/>
zuſammen geruffen. Nun will ich eben meine gefrorne<lb/>
Fenſter-Scheiben nicht mit dem Traum, und der<lb/>
Schrifft vergleichen, wodurch dieſe beyde Monar-<lb/>
chen ſo verwirrt gemacht worden: So viel kan ich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aber</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[59/0151]
(o)
Jch bin der erſte, der davon ſchreibt. O was wird
es mich nicht vor Muͤhe und Nachdencken koſten, mein
wichtiges und nuͤtzliches Vorhaben ſo auszufuͤhren,
daß ich Ehre davon habe! Jch bin ſchuldig, fals ich
mich um diejenigen rechtſchaffen verdient machen
will, die etwan, durch mein Beyſpiel aufgemuntert,
nach dieſem von eben dieſer Materie ſchreiben werden,
alles zu ſagen, was geſagt werden kan, damit ihnen
ihre Arbeit deſto leichter werde, und ich das Vergnuͤ-
gen haben moͤge, die troſtreichen Worte: Vid. Do-
ctisſimus Robertus Clifton, magnum illud An-
gliæ Sidus, auf allen Seiten ihrer Schrifften zu le-
ſen. Die bloſſe Vorſtellung dieſes Vergnuͤgens ver-
ſuͤſſet mir meine Arbeit, und machet, daß ich alle
Schwierigkeiten verachte.
Magnum opus aggredior, ſed dat mihi gloria
vires.
Jch wende mich demnach, ohne fernere Weitlaͤuf-
tigkeit, zur Sache ſelbſt, und werde die Ehre haben,
Jhnen ſowohl meine wenigen Gedancken von den
Figuren meiner Fenſter-Scheibe zu eroͤffnen, als auch
zu ſagen, was andere davon geurtheilet haben. Denn,
mein Herr, Sie koͤnnen leicht gedencken, daß ich uͤber
eine Sache von der Wichtigkeit, Leute, die gelehrter,
als ich, zu Rathe gezogen. Als Nebucadnezar einen
bedencklichen Traum gehabt hatte, und ſein Sohn
Belſazer die unbekannte Schrifft an ſeiner Wand
nicht leſen konnte, wurden alle Weiſen und Chaldaͤer
zuſammen geruffen. Nun will ich eben meine gefrorne
Fenſter-Scheiben nicht mit dem Traum, und der
Schrifft vergleichen, wodurch dieſe beyde Monar-
chen ſo verwirrt gemacht worden: So viel kan ich
aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/151>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.