Es ist nunmehro ungefehr ein halb Jahr, daß mir gegenwärtiges MSt. zu Händen kam, und ich bin versichert, der geneigte Leser werde es mir schlechten Danck wissen, daß ich ihm eine Schrift, die unstreitig, wo er nicht gar zu murrisch ist, viel zu seiner Belusti- gung beytragen wird, so lange vorent- halten habe. Doch hoffe ich, wegen dieser Verzögerung leicht Vergebung zu erhal- ten, wenn ich sage, daß ich nimmer die Her- ausgabe meines MSt. so lange würde aufge- schoben haben, wenn ich nur versichert gewesen wäre, daß es dem Verfasser des- selben nicht entgegen seyn würde, seine Arbeit ohne sein Vorwissen in öffentli- chem Druck erscheinen zu sehen.
Leute meiner Art sind zwar wegen ihres engen Gewissens in diesem Falle nicht sonderlich berühmt: Allein, was man auch von dem Eigennutz der Buch- händler sagt, so kan ich doch versichern, daß ich bedencken getragen habe, einem
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Vorrede des Verlegers.
Es iſt nunmehro ungefehr ein halb Jahr, daß mir gegenwaͤrtiges MSt. zu Haͤnden kam, und ich bin verſichert, der geneigte Leſer werde es mir ſchlechten Danck wiſſen, daß ich ihm eine Schrift, die unſtreitig, wo er nicht gar zu murriſch iſt, viel zu ſeiner Beluſti- gung beytragen wird, ſo lange vorent- halten habe. Doch hoffe ich, wegen dieſer Verzoͤgerung leicht Vergebung zu erhal- ten, wenn ich ſage, daß ich nimmer die Her- ausgabe meines MSt. ſo lange wuͤrde aufge- ſchoben haben, wenn ich nur verſichert geweſen waͤre, daß es dem Verfaſſer deſ- ſelben nicht entgegen ſeyn wuͤrde, ſeine Arbeit ohne ſein Vorwiſſen in oͤffentli- chem Druck erſcheinen zu ſehen.
Leute meiner Art ſind zwar wegen ihres engen Gewiſſens in dieſem Falle nicht ſonderlich beruͤhmt: Allein, was man auch von dem Eigennutz der Buch- haͤndler ſagt, ſo kan ich doch verſichern, daß ich bedencken getragen habe, einem
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[[93]/0185]
Vorrede des Verlegers.
Es iſt nunmehro ungefehr ein halb
Jahr, daß mir gegenwaͤrtiges
MSt. zu Haͤnden kam, und ich bin
verſichert, der geneigte Leſer werde es
mir ſchlechten Danck wiſſen, daß ich ihm
eine Schrift, die unſtreitig, wo er nicht
gar zu murriſch iſt, viel zu ſeiner Beluſti-
gung beytragen wird, ſo lange vorent-
halten habe. Doch hoffe ich, wegen dieſer
Verzoͤgerung leicht Vergebung zu erhal-
ten, wenn ich ſage, daß ich nimmer die Her-
ausgabe meines MSt. ſo lange wuͤrde aufge-
ſchoben haben, wenn ich nur verſichert
geweſen waͤre, daß es dem Verfaſſer deſ-
ſelben nicht entgegen ſeyn wuͤrde, ſeine
Arbeit ohne ſein Vorwiſſen in oͤffentli-
chem Druck erſcheinen zu ſehen.
Leute meiner Art ſind zwar wegen
ihres engen Gewiſſens in dieſem Falle
nicht ſonderlich beruͤhmt: Allein, was
man auch von dem Eigennutz der Buch-
haͤndler ſagt, ſo kan ich doch verſichern,
daß ich bedencken getragen habe, einem
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. [93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/185>, abgerufen am 24.11.2024.
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