dem Teufel einen fetten Braten zuzurichten, so wür- de das wenigste, das ich hätte befürchten können, dieses gewesen seyn, daß er mich in Stücken zerhackt, auf den Rost geleget, und dem Beelzebub als eine Carbonnade würde vorgesetzet haben.
Ein Mann, der mit denen, welchen er nicht gewogen ist, so scharf verfähret, kan auch den kühnsten abschrecken, sich an ihm zu reiben? Jch bin von Natur furchtsam, und soll doch wider den H. M. Sievers eine Satyre geschrieben haben. Die- ses, deucht mich, ist etwas, das nicht den gering- sten Schein der Wahrheit hat.
Aber was bemühe ich mich viel, durch allerhand Gründe diesen falschen Verdacht von mir abzuleh- nen? ubi rerum testimonia adsunt non opus est verbis. Meine Schrift liegt vor jedermans Au- gen. Jch biete allen meinen unbilligen Richtern Trotz, mir das geringste darinne zu zeigen, welches zur Beschimpfung des Hn. M. Sievers gereiche. Man lese meine Vorrede, so wird man meine wah- re Absicht erfahren.
Mein Zweck ist, meinem Nächsten mit meinem Talent zu dienen, und dem Herrn M. Sievers nachzuahmen. Wer kan mich desfalls tadeln? Das Sieges-Zeichen des Miltiades machte dem Temistocles unruhige Nächte, und Cäsar seuffzete, als er zu Cadix das Bildniß Alexanders des Gros- sen sahe, und bedachte, daß er in einem Alter, da dieser schon die halbe Welt bezwungen, noch nichts gethan hätte. Was ist es dann Wunder, daß ich, der ich unstreitig älter bin, als der Hr. M. Sie-
vers,
(o)
dem Teufel einen fetten Braten zuzurichten, ſo wuͤr- de das wenigſte, das ich haͤtte befuͤrchten koͤnnen, dieſes geweſen ſeyn, daß er mich in Stuͤcken zerhackt, auf den Roſt geleget, und dem Beelzebub als eine Carbonnade wuͤrde vorgeſetzet haben.
Ein Mann, der mit denen, welchen er nicht gewogen iſt, ſo ſcharf verfaͤhret, kan auch den kuͤhnſten abſchrecken, ſich an ihm zu reiben? Jch bin von Natur furchtſam, und ſoll doch wider den H. M. Sievers eine Satyre geſchrieben haben. Die- ſes, deucht mich, iſt etwas, das nicht den gering- ſten Schein der Wahrheit hat.
Aber was bemuͤhe ich mich viel, durch allerhand Gruͤnde dieſen falſchen Verdacht von mir abzuleh- nen? ubi rerum teſtimonia adſunt non opus eſt verbis. Meine Schrift liegt vor jedermans Au- gen. Jch biete allen meinen unbilligen Richtern Trotz, mir das geringſte darinne zu zeigen, welches zur Beſchimpfung des Hn. M. Sievers gereiche. Man leſe meine Vorrede, ſo wird man meine wah- re Abſicht erfahren.
Mein Zweck iſt, meinem Naͤchſten mit meinem Talent zu dienen, und dem Herrn M. Sievers nachzuahmen. Wer kan mich desfalls tadeln? Das Sieges-Zeichen des Miltiades machte dem Temiſtocles unruhige Naͤchte, und Caͤſar ſeuffzete, als er zu Cadix das Bildniß Alexanders des Groſ- ſen ſahe, und bedachte, daß er in einem Alter, da dieſer ſchon die halbe Welt bezwungen, noch nichts gethan haͤtte. Was iſt es dann Wunder, daß ich, der ich unſtreitig aͤlter bin, als der Hr. M. Sie-
vers,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0202"n="110"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
dem Teufel einen fetten Braten zuzurichten, ſo wuͤr-<lb/>
de das wenigſte, das ich haͤtte befuͤrchten koͤnnen,<lb/>
dieſes geweſen ſeyn, daß er mich in Stuͤcken zerhackt,<lb/>
auf den Roſt geleget, und dem Beelzebub als eine<lb/><hirendition="#aq">Carbonnade</hi> wuͤrde vorgeſetzet haben.</p><lb/><p>Ein Mann, der mit denen, welchen er nicht<lb/>
gewogen iſt, ſo ſcharf verfaͤhret, kan auch den<lb/>
kuͤhnſten abſchrecken, ſich an ihm zu reiben? Jch<lb/>
bin von Natur furchtſam, und ſoll doch wider den<lb/>
H. M. Sievers eine Satyre geſchrieben haben. Die-<lb/>ſes, deucht mich, iſt etwas, das nicht den gering-<lb/>ſten Schein der Wahrheit hat.</p><lb/><p>Aber was bemuͤhe ich mich viel, durch allerhand<lb/>
Gruͤnde dieſen falſchen Verdacht von mir abzuleh-<lb/>
nen? <hirendition="#aq">ubi rerum teſtimonia adſunt non opus eſt<lb/>
verbis.</hi> Meine Schrift liegt vor jedermans Au-<lb/>
gen. Jch biete allen meinen unbilligen Richtern<lb/>
Trotz, mir das geringſte darinne zu zeigen, welches<lb/>
zur Beſchimpfung des Hn. M. Sievers gereiche.<lb/>
Man leſe meine Vorrede, ſo wird man meine wah-<lb/>
re Abſicht erfahren.</p><lb/><p>Mein Zweck iſt, meinem Naͤchſten mit meinem<lb/>
Talent zu dienen, und dem Herrn M. Sievers<lb/>
nachzuahmen. Wer kan mich desfalls tadeln?<lb/>
Das Sieges-Zeichen des Miltiades machte dem<lb/>
Temiſtocles unruhige Naͤchte, und Caͤſar ſeuffzete,<lb/>
als er zu Cadix das Bildniß Alexanders des Groſ-<lb/>ſen ſahe, und bedachte, daß er in einem Alter,<lb/>
da dieſer ſchon die halbe Welt bezwungen, noch<lb/>
nichts gethan haͤtte. Was iſt es dann Wunder, daß<lb/>
ich, der ich unſtreitig aͤlter bin, als der Hr. M. Sie-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vers,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[110/0202]
(o)
dem Teufel einen fetten Braten zuzurichten, ſo wuͤr-
de das wenigſte, das ich haͤtte befuͤrchten koͤnnen,
dieſes geweſen ſeyn, daß er mich in Stuͤcken zerhackt,
auf den Roſt geleget, und dem Beelzebub als eine
Carbonnade wuͤrde vorgeſetzet haben.
Ein Mann, der mit denen, welchen er nicht
gewogen iſt, ſo ſcharf verfaͤhret, kan auch den
kuͤhnſten abſchrecken, ſich an ihm zu reiben? Jch
bin von Natur furchtſam, und ſoll doch wider den
H. M. Sievers eine Satyre geſchrieben haben. Die-
ſes, deucht mich, iſt etwas, das nicht den gering-
ſten Schein der Wahrheit hat.
Aber was bemuͤhe ich mich viel, durch allerhand
Gruͤnde dieſen falſchen Verdacht von mir abzuleh-
nen? ubi rerum teſtimonia adſunt non opus eſt
verbis. Meine Schrift liegt vor jedermans Au-
gen. Jch biete allen meinen unbilligen Richtern
Trotz, mir das geringſte darinne zu zeigen, welches
zur Beſchimpfung des Hn. M. Sievers gereiche.
Man leſe meine Vorrede, ſo wird man meine wah-
re Abſicht erfahren.
Mein Zweck iſt, meinem Naͤchſten mit meinem
Talent zu dienen, und dem Herrn M. Sievers
nachzuahmen. Wer kan mich desfalls tadeln?
Das Sieges-Zeichen des Miltiades machte dem
Temiſtocles unruhige Naͤchte, und Caͤſar ſeuffzete,
als er zu Cadix das Bildniß Alexanders des Groſ-
ſen ſahe, und bedachte, daß er in einem Alter,
da dieſer ſchon die halbe Welt bezwungen, noch
nichts gethan haͤtte. Was iſt es dann Wunder, daß
ich, der ich unſtreitig aͤlter bin, als der Hr. M. Sie-
vers,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/202>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.