vers, zu einer gleichen Nacheyferung angefeu- ret worden, da ich diesen vortreflichen Mann an den Ecken aller Buchläden in Effigie hän- gen gesehen? Jch habe mich demnach unterwun- den, seinen Fußstapffen zu folgen, und durch aller- hand nützliche Schriften mich in den Stand zu se- tzen, daß ich mich auch einmahl mit Ehren in Ku- pfer stechen lassen, und neben ihm hängen könnte.
Diese Begierde, dem Hn. M. Sievers nach- zuahmen, und demselben, so viel möglich, gleich zu werden, ist eintzig und allein hinlänglich, mich bey allen, welche die Billigkeit lieben, ausser Ver- dacht zu setzen. Man ahmet gewiß keinem nach, den man nicht vor vortreflich hält, und was einer vor vortreflich hält, das wird er nimmer lächer- lich zu machen suchen. Woher kömmt es dann, daß man mir eine so alberne Aufführung beymis- set?
Jch solte nicht meynen, daß es daher rühre, weil ich meine Schrift unter einem falschen Nah- men herausgegeben habe. Jch habe darinn viele vortrefliche Männer zu Vorgängern, und kluge Leute pflegen eine Schrift nach ihrem Jnhalt, und nicht nach dem vorgesetzten Nahmen zu beurthei- len. Damit ich aber meinen Ubelwollenden das Maaß voll mache, will ich ihnen aus Höflich- keit, auch die Ursachen von diesem meinem Verfahren kürtzlich melden. Die Anmerckun- gen über die Geschichte von der Zerstöhrung der Stadt Jerusalem sind meine erste Schrift. Eine
Behut-
(o)
vers, zu einer gleichen Nacheyferung angefeu- ret worden, da ich dieſen vortreflichen Mann an den Ecken aller Buchlaͤden in Effigie haͤn- gen geſehen? Jch habe mich demnach unterwun- den, ſeinen Fußſtapffen zu folgen, und durch aller- hand nuͤtzliche Schriften mich in den Stand zu ſe- tzen, daß ich mich auch einmahl mit Ehren in Ku- pfer ſtechen laſſen, und neben ihm haͤngen koͤnnte.
Dieſe Begierde, dem Hn. M. Sievers nach- zuahmen, und demſelben, ſo viel moͤglich, gleich zu werden, iſt eintzig und allein hinlaͤnglich, mich bey allen, welche die Billigkeit lieben, auſſer Ver- dacht zu ſetzen. Man ahmet gewiß keinem nach, den man nicht vor vortreflich haͤlt, und was einer vor vortreflich haͤlt, das wird er nimmer laͤcher- lich zu machen ſuchen. Woher koͤmmt es dann, daß man mir eine ſo alberne Auffuͤhrung beymiſ- ſet?
Jch ſolte nicht meynen, daß es daher ruͤhre, weil ich meine Schrift unter einem falſchen Nah- men herausgegeben habe. Jch habe darinn viele vortrefliche Maͤnner zu Vorgaͤngern, und kluge Leute pflegen eine Schrift nach ihrem Jnhalt, und nicht nach dem vorgeſetzten Nahmen zu beurthei- len. Damit ich aber meinen Ubelwollenden das Maaß voll mache, will ich ihnen aus Hoͤflich- keit, auch die Urſachen von dieſem meinem Verfahren kuͤrtzlich melden. Die Anmerckun- gen uͤber die Geſchichte von der Zerſtoͤhrung der Stadt Jeruſalem ſind meine erſte Schrift. Eine
Behut-
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(o)
vers, zu einer gleichen Nacheyferung angefeu-
ret worden, da ich dieſen vortreflichen Mann
an den Ecken aller Buchlaͤden in Effigie haͤn-
gen geſehen? Jch habe mich demnach unterwun-
den, ſeinen Fußſtapffen zu folgen, und durch aller-
hand nuͤtzliche Schriften mich in den Stand zu ſe-
tzen, daß ich mich auch einmahl mit Ehren in Ku-
pfer ſtechen laſſen, und neben ihm haͤngen koͤnnte.
Dieſe Begierde, dem Hn. M. Sievers nach-
zuahmen, und demſelben, ſo viel moͤglich, gleich
zu werden, iſt eintzig und allein hinlaͤnglich, mich
bey allen, welche die Billigkeit lieben, auſſer Ver-
dacht zu ſetzen. Man ahmet gewiß keinem nach,
den man nicht vor vortreflich haͤlt, und was einer
vor vortreflich haͤlt, das wird er nimmer laͤcher-
lich zu machen ſuchen. Woher koͤmmt es dann,
daß man mir eine ſo alberne Auffuͤhrung beymiſ-
ſet?
Jch ſolte nicht meynen, daß es daher ruͤhre,
weil ich meine Schrift unter einem falſchen Nah-
men herausgegeben habe. Jch habe darinn viele
vortrefliche Maͤnner zu Vorgaͤngern, und kluge
Leute pflegen eine Schrift nach ihrem Jnhalt, und
nicht nach dem vorgeſetzten Nahmen zu beurthei-
len. Damit ich aber meinen Ubelwollenden das
Maaß voll mache, will ich ihnen aus Hoͤflich-
keit, auch die Urſachen von dieſem meinem
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/203>, abgerufen am 27.11.2024.
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