Leute darunter stecken, die dem Hn. M. Sievers das wohlverdiente Lob, welches der X. Y. Z. ihm beygeleget habe, nicht gönneten.
Jch kan nicht leugnen, daß dieses gegründete Urtheil eines so andächtigen, wiewohl verachteten Häufleins mich inniglich erquicket hat. Jch scheue mich nicht, dasselbe allen falschen Deutungen, die andere von meiner Schrift gemacht haben, entge- gen zu setzen, und bitte den geneigten Leser, dasselbe nicht aus der Acht zu lassen. Man darf nicht mey- nen, die Leute in St. Annen-Kloster hätten die verborgene Absicht meiner Schrift, wegen ihrer Einfalt, nicht einsehen können. Wer so denckt, der kennet diese Leute nicht. Seit dem der Hr. M. Sie- vers ihnen das Evangelium geprediget hat, weichen sie an Wissenschaft in der Theologie und Kirchen- Historie, und an Geschicklichkeit, von einem Bu- che zu urtheilen, dem gelehrtesten nicht. Dieser ge- lehrte Mann läst sich die Mühe nicht verdriessen, diese ehrbare Versammlung in das innerste der Theologie zu führen. Er ertheilet ihr Nachricht von allerhand alten und neuen theologischen Bü- chern; Er unterrichtet sie in den neuern Religions- Streitigkeiten, und lässet so gar die alten Ketzer, welches in diesen indiferentistischen und laulichten Zeiten was rares ist, nicht in der Erden ruhen.
Der Saame, den er ausstreuet, fällt auf ein gutes Land. Man redet numehro in St. Annen- Kloster nicht mehr von Kleinigkeiten, und gemei- nen Dingen. Man spricht von Gnosticis, Va- lentinianern, Manichäern, Marcioniten, Dona- tisten, Novatianern, Sabellianern, Photinia-
nern,
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Leute darunter ſtecken, die dem Hn. M. Sievers das wohlverdiente Lob, welches der X. Y. Z. ihm beygeleget habe, nicht goͤnneten.
Jch kan nicht leugnen, daß dieſes gegruͤndete Urtheil eines ſo andaͤchtigen, wiewohl verachteten Haͤufleins mich inniglich erquicket hat. Jch ſcheue mich nicht, daſſelbe allen falſchen Deutungen, die andere von meiner Schrift gemacht haben, entge- gen zu ſetzen, und bitte den geneigten Leſer, daſſelbe nicht aus der Acht zu laſſen. Man darf nicht mey- nen, die Leute in St. Annen-Kloſter haͤtten die verborgene Abſicht meiner Schrift, wegen ihrer Einfalt, nicht einſehen koͤnnen. Wer ſo denckt, der kennet dieſe Leute nicht. Seit dem der Hr. M. Sie- vers ihnen das Evangelium geprediget hat, weichen ſie an Wiſſenſchaft in der Theologie und Kirchen- Hiſtorie, und an Geſchicklichkeit, von einem Bu- che zu urtheilen, dem gelehrteſten nicht. Dieſer ge- lehrte Mann laͤſt ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen, dieſe ehrbare Verſammlung in das innerſte der Theologie zu fuͤhren. Er ertheilet ihr Nachricht von allerhand alten und neuen theologiſchen Buͤ- chern; Er unterrichtet ſie in den neuern Religions- Streitigkeiten, und laͤſſet ſo gar die alten Ketzer, welches in dieſen indiferentiſtiſchen und laulichten Zeiten was rares iſt, nicht in der Erden ruhen.
Der Saame, den er ausſtreuet, faͤllt auf ein gutes Land. Man redet numehro in St. Annen- Kloſter nicht mehr von Kleinigkeiten, und gemei- nen Dingen. Man ſpricht von Gnoſticis, Va- lentinianern, Manichaͤern, Marcioniten, Dona- tiſten, Novatianern, Sabellianern, Photinia-
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Leute darunter ſtecken, die dem Hn. M. Sievers
das wohlverdiente Lob, welches der X. Y. Z. ihm
beygeleget habe, nicht goͤnneten.
Jch kan nicht leugnen, daß dieſes gegruͤndete
Urtheil eines ſo andaͤchtigen, wiewohl verachteten
Haͤufleins mich inniglich erquicket hat. Jch ſcheue
mich nicht, daſſelbe allen falſchen Deutungen, die
andere von meiner Schrift gemacht haben, entge-
gen zu ſetzen, und bitte den geneigten Leſer, daſſelbe
nicht aus der Acht zu laſſen. Man darf nicht mey-
nen, die Leute in St. Annen-Kloſter haͤtten die
verborgene Abſicht meiner Schrift, wegen ihrer
Einfalt, nicht einſehen koͤnnen. Wer ſo denckt, der
kennet dieſe Leute nicht. Seit dem der Hr. M. Sie-
vers ihnen das Evangelium geprediget hat, weichen
ſie an Wiſſenſchaft in der Theologie und Kirchen-
Hiſtorie, und an Geſchicklichkeit, von einem Bu-
che zu urtheilen, dem gelehrteſten nicht. Dieſer ge-
lehrte Mann laͤſt ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen,
dieſe ehrbare Verſammlung in das innerſte der
Theologie zu fuͤhren. Er ertheilet ihr Nachricht
von allerhand alten und neuen theologiſchen Buͤ-
chern; Er unterrichtet ſie in den neuern Religions-
Streitigkeiten, und laͤſſet ſo gar die alten Ketzer,
welches in dieſen indiferentiſtiſchen und laulichten
Zeiten was rares iſt, nicht in der Erden ruhen.
Der Saame, den er ausſtreuet, faͤllt auf ein
gutes Land. Man redet numehro in St. Annen-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/212>, abgerufen am 23.11.2024.
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