Hochzuehrende Herren, Hochwehrtgeschätzte Gönner und Freunde!
Es lebe der Herr Professor Philippi! Hoch! Sie erschrecken nicht, Meine Herren, daß ich meine Rede mit einem Geschrey1) anfange, so sich eher auf der Gas- sen, als in einem engen Zimmer, und besser in ei- ner Schaar schwärmender Studenten, als in der Versammlung sittsamer Personen schicket. Es ist die Freude, so ich über das Glück eines so aus- serordentlichen Geistes, als der vortrefliche Mann, dem ich in dieser Stunde eine Lobrede halten soll, empfinde, so unbändig, daß ich, ohne mir die grösseste Gewalt anzuthun, unmöglich in den Schrancken des gemeinen Wohlstandes bleiben kan.
Fam fur or humanos nostro de pectore sensus Expulit, & totum spir ant praecordia Phoebum2)
Jch setze alle Betrachtung der Ehrerbietung, die ich einer so ansehnlichen Versammlung schuldig bin, aus den Augen, und lasse meinem Triebe den freyen Lauf.
Jch
1) Jch brüllte hier greßlich, und halte es vor eine der vor- nehmsten Pflichten eines Redners, seine Stimme, nach Erforderung der Sachen, zu erheben und fal- len zn lassen. Jch bedaure, daß der geneigte Leser mich nicht gehöret hat. Jch kan Jhn verfichern, daß ich es, ohne Ruhm zu melden recht artig machte.
2)Claudianus de Rapt. Prosery. Lib. I.
Hochzuehrende Herren, Hochwehrtgeſchaͤtzte Goͤnner und Freunde!
Es lebe der Herr Profeſſor Philippi! Hoch! Sie erſchrecken nicht, Meine Herren, daß ich meine Rede mit einem Geſchrey1) anfange, ſo ſich eher auf der Gaſ- ſen, als in einem engen Zimmer, und beſſer in ei- ner Schaar ſchwaͤrmender Studenten, als in der Verſammlung ſittſamer Perſonen ſchicket. Es iſt die Freude, ſo ich uͤber das Gluͤck eines ſo auſ- ſerordentlichen Geiſtes, als der vortrefliche Mann, dem ich in dieſer Stunde eine Lobrede halten ſoll, empfinde, ſo unbaͤndig, daß ich, ohne mir die groͤſſeſte Gewalt anzuthun, unmoͤglich in den Schrancken des gemeinen Wohlſtandes bleiben kan.
Fam fur or humanos noſtro de pectore ſenſus Expulit, & totum ſpir ant præcordia Phœbum2)
Jch ſetze alle Betrachtung der Ehrerbietung, die ich einer ſo anſehnlichen Verſammlung ſchuldig bin, aus den Augen, und laſſe meinem Triebe den freyen Lauf.
Jch
1) Jch bruͤllte hier greßlich, und halte es vor eine der vor- nehmſten Pflichten eines Redners, ſeine Stimme, nach Erforderung der Sachen, zu erheben und fal- len zn laſſen. Jch bedaure, daß der geneigte Leſer mich nicht gehoͤret hat. Jch kan Jhn verfichern, daß ich es, ohne Ruhm zu melden recht artig machte.
2)Claudianus de Rapt. Proſery. Lib. I.
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[[139]/0231]
Hochzuehrende Herren,
Hochwehrtgeſchaͤtzte Goͤnner
und Freunde!
Es lebe der Herr Profeſſor Philippi!
Hoch! Sie erſchrecken nicht, Meine
Herren, daß ich meine Rede mit einem
Geſchrey 1) anfange, ſo ſich eher auf der Gaſ-
ſen, als in einem engen Zimmer, und beſſer in ei-
ner Schaar ſchwaͤrmender Studenten, als in der
Verſammlung ſittſamer Perſonen ſchicket. Es
iſt die Freude, ſo ich uͤber das Gluͤck eines ſo auſ-
ſerordentlichen Geiſtes, als der vortrefliche Mann,
dem ich in dieſer Stunde eine Lobrede halten ſoll,
empfinde, ſo unbaͤndig, daß ich, ohne mir die
groͤſſeſte Gewalt anzuthun, unmoͤglich in den
Schrancken des gemeinen Wohlſtandes bleiben
kan.
Fam fur or humanos noſtro de pectore ſenſus
Expulit, & totum ſpir ant præcordia Phœbum 2)
Jch ſetze alle Betrachtung der Ehrerbietung, die ich
einer ſo anſehnlichen Verſammlung ſchuldig bin, aus
den Augen, und laſſe meinem Triebe den freyen Lauf.
Jch
1) Jch bruͤllte hier greßlich, und halte es vor eine der vor-
nehmſten Pflichten eines Redners, ſeine Stimme,
nach Erforderung der Sachen, zu erheben und fal-
len zn laſſen. Jch bedaure, daß der geneigte Leſer
mich nicht gehoͤret hat. Jch kan Jhn verfichern,
daß ich es, ohne Ruhm zu melden recht artig machte.
2) Claudianus de Rapt. Proſery. Lib. I.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. [139]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/231>, abgerufen am 27.11.2024.
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