Jch schreye mit Macht, und aus vollem Halse, daß die Pfosten beben, daß es weit und breit erthönet, die Nachbarschaft in Unruhe setzt, und die halbe Stadt rege macht: Es lebe der Herr Prof. Philippi! Hoch!
Jch würde nicht ermangeln, meine Herren, die- sen frohen Ausruf mit dem gewöhnlichen Anhange 3) zu begleiten, wenn ich nicht versichert wäre, daß es eines solchen Trumpfs in einer Versammlung nicht bedürfte, welche aus Personen bestehet, die alle von der Vortreflichkeit des Herrn Prof. Philippi eben so starck überführet sind als ich, und folglich, da ihre Freude über dessen Erhebung nicht geringer als die meinige ist, ohne Zweifel mit mir Vivat! ruffen würden, wenn sie sich nicht ein Gewissen machten, die wohlhergebrachten Rechte eines öfentlichen Redners zu verletzen.
Es würde demnach eine unzeitige Höflichkeit seyn, wenn ich mein Schreyen gegen eine Versammlung entschuldigen wolte, die, wenn ich schwiege, selbst, vielleicht noch aus einem höhern Ton, anstimmen würde. Jch ruffe, meine Herren, in ihrer aller Namen: Es lebe der Herr Prof. Philippi! Hoch!
Aber wie wird mir?4) Jch bin niemahlen mit
einer
3) Kluae Leser mercken leicht, daß ich auf das bekannte: Ein H . . . . moquirt sich! ziele. Jch habe hier also gewiesen, daß man auch von unflätigen Dingen reden könne, ohne ein unziemliches Wort zu sagen. Welches gewiß was schönes ist.
4) Hier trat ich ungefehr drey Schritte zurücke.
(o)
Jch ſchreye mit Macht, und aus vollem Halſe, daß die Pfoſten beben, daß es weit und breit erthoͤnet, die Nachbarſchaft in Unruhe ſetzt, und die halbe Stadt rege macht: Es lebe der Herr Prof. Philippi! Hoch!
Jch wuͤrde nicht ermangeln, meine Herren, die- ſen frohen Ausruf mit dem gewoͤhnlichen Anhange 3) zu begleiten, wenn ich nicht verſichert waͤre, daß es eines ſolchen Trumpfs in einer Verſammlung nicht beduͤrfte, welche aus Perſonen beſtehet, die alle von der Vortreflichkeit des Herrn Prof. Philippi eben ſo ſtarck uͤberfuͤhret ſind als ich, und folglich, da ihre Freude uͤber deſſen Erhebung nicht geringer als die meinige iſt, ohne Zweifel mit mir Vivat! ruffen wuͤrden, wenn ſie ſich nicht ein Gewiſſen machten, die wohlhergebrachten Rechte eines oͤfentlichen Redners zu verletzen.
Es wuͤrde demnach eine unzeitige Hoͤflichkeit ſeyn, wenn ich mein Schreyen gegen eine Verſammlung entſchuldigen wolte, die, wenn ich ſchwiege, ſelbſt, vielleicht noch aus einem hoͤhern Ton, anſtimmen wuͤrde. Jch ruffe, meine Herren, in ihrer aller Namen: Es lebe der Herr Prof. Philippi! Hoch!
Aber wie wird mir?4) Jch bin niemahlen mit
einer
3) Kluae Leſer mercken leicht, daß ich auf das bekannte: Ein H . . . . moquirt ſich! ziele. Jch habe hier alſo gewieſen, daß man auch von unflaͤtigen Dingen reden koͤnne, ohne ein unziemliches Wort zu ſagen. Welches gewiß was ſchoͤnes iſt.
4) Hier trat ich ungefehr drey Schritte zuruͤcke.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0232"n="140"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
Jch ſchreye mit Macht, und aus vollem Halſe, daß<lb/>
die Pfoſten beben, daß es weit und breit erthoͤnet,<lb/>
die Nachbarſchaft in Unruhe ſetzt, und die halbe<lb/>
Stadt rege macht: <hirendition="#fr">Es lebe der Herr Prof.<lb/>
Philippi! Hoch!</hi></p><lb/><p>Jch wuͤrde nicht ermangeln, meine Herren, die-<lb/>ſen frohen Ausruf mit dem gewoͤhnlichen Anhange<lb/><noteplace="foot"n="3)">Kluae Leſer mercken leicht, daß ich auf das bekannte: <hirendition="#fr">Ein<lb/>
H . . . . moquirt ſich!</hi> ziele. Jch habe<lb/>
hier alſo gewieſen, daß man auch von unflaͤtigen<lb/>
Dingen reden koͤnne, ohne ein unziemliches Wort<lb/>
zu ſagen. Welches gewiß was ſchoͤnes iſt.</note> zu begleiten, wenn ich nicht verſichert waͤre, daß es<lb/>
eines ſolchen Trumpfs in einer Verſammlung nicht<lb/>
beduͤrfte, welche aus Perſonen beſtehet, die alle von<lb/>
der Vortreflichkeit des Herrn Prof. Philippi eben ſo<lb/>ſtarck uͤberfuͤhret ſind als ich, und folglich, da ihre<lb/>
Freude uͤber deſſen Erhebung nicht geringer als die<lb/>
meinige iſt, ohne Zweifel mit mir Vivat! ruffen<lb/>
wuͤrden, wenn ſie ſich nicht ein Gewiſſen machten,<lb/>
die wohlhergebrachten Rechte eines oͤfentlichen<lb/>
Redners zu verletzen.</p><lb/><p>Es wuͤrde demnach eine unzeitige Hoͤflichkeit ſeyn,<lb/>
wenn ich mein Schreyen gegen eine Verſammlung<lb/>
entſchuldigen wolte, die, wenn ich ſchwiege, ſelbſt,<lb/>
vielleicht noch aus einem hoͤhern Ton, anſtimmen<lb/>
wuͤrde. Jch ruffe, meine Herren, in ihrer aller<lb/>
Namen: <hirendition="#fr">Es lebe der Herr Prof. Philippi!<lb/>
Hoch!</hi></p><lb/><p>Aber wie wird mir?<noteplace="foot"n="4)">Hier trat ich ungefehr drey Schritte zuruͤcke.</note> Jch bin niemahlen mit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einer</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[140/0232]
(o)
Jch ſchreye mit Macht, und aus vollem Halſe, daß
die Pfoſten beben, daß es weit und breit erthoͤnet,
die Nachbarſchaft in Unruhe ſetzt, und die halbe
Stadt rege macht: Es lebe der Herr Prof.
Philippi! Hoch!
Jch wuͤrde nicht ermangeln, meine Herren, die-
ſen frohen Ausruf mit dem gewoͤhnlichen Anhange
3) zu begleiten, wenn ich nicht verſichert waͤre, daß es
eines ſolchen Trumpfs in einer Verſammlung nicht
beduͤrfte, welche aus Perſonen beſtehet, die alle von
der Vortreflichkeit des Herrn Prof. Philippi eben ſo
ſtarck uͤberfuͤhret ſind als ich, und folglich, da ihre
Freude uͤber deſſen Erhebung nicht geringer als die
meinige iſt, ohne Zweifel mit mir Vivat! ruffen
wuͤrden, wenn ſie ſich nicht ein Gewiſſen machten,
die wohlhergebrachten Rechte eines oͤfentlichen
Redners zu verletzen.
Es wuͤrde demnach eine unzeitige Hoͤflichkeit ſeyn,
wenn ich mein Schreyen gegen eine Verſammlung
entſchuldigen wolte, die, wenn ich ſchwiege, ſelbſt,
vielleicht noch aus einem hoͤhern Ton, anſtimmen
wuͤrde. Jch ruffe, meine Herren, in ihrer aller
Namen: Es lebe der Herr Prof. Philippi!
Hoch!
Aber wie wird mir? 4) Jch bin niemahlen mit
einer
3) Kluae Leſer mercken leicht, daß ich auf das bekannte: Ein
H . . . . moquirt ſich! ziele. Jch habe
hier alſo gewieſen, daß man auch von unflaͤtigen
Dingen reden koͤnne, ohne ein unziemliches Wort
zu ſagen. Welches gewiß was ſchoͤnes iſt.
4) Hier trat ich ungefehr drey Schritte zuruͤcke.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/232>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.